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Alt Rehser kämpfen um Normalität

Leichenfund: Ein Dorf in Schockstarre

Alt Rehse / Lesedauer: 2 min

Das erste Wochenende nach dem schrecklichen Fund einer toten Frau in Alt Rehse. Hinter der morgendlichen Betriebsamkeit sucht das Dorf nicht nur Aufklärung in dem Fall, sondern endlich wieder Ruhe. Doch der Horror ist allgegenwärtig.
Veröffentlicht:13.08.2016, 14:54
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"Da gehe ich nicht mehr ran, keinen Schritt!", die Frau, die an diesem Samstagmorgen in Alt Rehse Post verteilt, will mit dem verwaisten Haus am Dorfteich nichts zu tun haben. Denn am Dienstag ist dort eine stark verweste Frauenleiche gefunden worden. Die Post für den Hausbesitzer, der in Untersuchungshaft sitzt, und dessen Gefährtin Sarah H., die seit Wochen niemand mehr im Dorf gesehen hat, geht komplett zurück an die Absender, sagt die Frau in Gelb.

Ein Specht klopft gegen die Rasenmäher-Konkurrenz an. Es riecht nach Herbst, kühler Erde und reifem Obst. Das Kirchlein ist schon geöffnet. Und eine Radfahrer-Truppe macht mit fragenden Blicken Halt vor dem Horrorhaus der schmucken Gemeinde, um dann über das Kopfsteinpflaster zu zuckeln. Es sieht so friedlich aus. So normal. Und die Menschen in der kleinen Gemeinde wollen endlich wieder Ruhe haben. Für sie steht fest, dass die tote Frau, die schon seit Wochen in dem Haus gelegen haben soll, die Freundin des 51-Jährigen ist. "Er war von einer Sekunde zur anderen ein anderer Mensch", sagt eine Frau am Teich und blickt auf das abgesperrte Grundstück. "Erst ganz umgänglich und dann bekam er einen wilden Gesichtsaudruck, wenn ihm was nicht passte." Sein schwäbischer Dialekt sei dann viel stärker geworden und sein lautes Kauderwelsch habe man dann mitunter gar nicht verstanden. Gekommen sei er vor Jahren, um beim "Lebenspark Alt Rehse" mitzumachen. Doch dort wollte man ihn nicht.

"Aber, dass er sie getötet haben könnte, unfassbar." Zu oft habe man im Dorf die Hoffnung gehabt, dass den beiden endlich geholfen werde. Am Tag bevor die Polizei die Leiche fand, habe einer aus dem Dorf Anzeige gegen den Mann erstattet, der wieder einmal zu laut war. "Diesmal sind die endlich ins Haus gegangen."