StartseiteRegionalMüritzHalter des getöteten Hundes nach Beißattacke in Kritik

Kind schwer verletzt

Halter des getöteten Hundes nach Beißattacke in Kritik

Hohen Wangelin / Lesedauer: 3 min

Nachdem in Hohen Wangelin ein Hundein Kind biss und der Besitzer das Tier daraufhin tot schlug, ist eine Debatte über Hundehaltung entbrannt.
Veröffentlicht:13.02.2018, 06:04
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Das ist Dorfgespräch. Zwar ist Hohen Wangelin nicht gerade klein, doch jeder weiß es. Seit am Sonntag ein Hund einen zehnjährigen Jungen gebissen und verletzt hat, wird darüber geredet, über das, was das auf dem Hof eines Eigenheimbesitzers geschah. Direkt bemerkt oder gehört haben aber will aus der unmittelbaren Nachbarschaft niemand etwas. Den Hund habe der Mann erst ein paar Jahre gehabt, will einer wissen. Unauffällig, was die Haltung beträfe. Die Kinder, so hatte es auch die Polizei berichtet, seien zum Spielen auf dem Hof gewesen, sie sollen zu Besuch gewesen sein. Wie es dann zu dem tragischen Vorfall kam, das ist alles noch ungeklärt. Das schwer verletzte Kind war per Hubschrauber in eine Rostocker Klinik gekommen.

Wie es ihm geht, konnte die Polizei am Montag nicht sagen, wohl aber, dass gegen den Halter des Hunde weiterhin ermittelt wird. Einerseits wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung durch seinen Hund. Andererseits weil er gegen das Tierschutzgesetz verstoßen habe, indem seinen Hund nach dessen Attacke zu Tode geprügelte habe.

Es war kein Jagdhund

Der Hund, so erfuhr der Nordkurier aus Jägerkreisen, sei allerdings wie es in ersten Ermittlungsangaben geheißen hatte, kein Weimaraner, sondern ein Mischling und auch kein ausgebildeter Jagdhund gewesen. Der Hundehalter sei auch kein Jäger.

Doch alles, was ein Kind so erschreckte und verletzte, könne kein Grund sein, das Tier einfach tot zu schlagen. Im Dorf diskutiert man das ambivalent: „Man weiß nicht, was man selbst machen würde, wenn einem das passiert. Einfach zusehen würde sicher keiner und versuchen, das Kind zu retten und dann macht man das eben”, meinte einer.

Verein fordert „Hundeführerschein“

Nichts zu beschönigen, aber auch nicht gleich zu verurteilen, dazu rät Volker Koch, Chef des Jagdverbandes Müritz. „Es kann immer zu Extrem-Situationen kommen zwischen Tieren und zwischen Mensch und Tier – ganz gleich, ob ausgebildeter Hund oder nicht, ob Rassehund oder nicht.“ Dennoch sei das Erschlagen nicht in Ordnung.“ Jäger dürften ihre Tiere laut Gesetz in dramatischen Situationen nicht einmal erschießen.

Vor diesem Hintergrund fordert die Tierrechtsorganisation Peta die Einführung eines Hundeführerscheins in MV. „Viele Halter können ihre Hunde nicht richtig einschätzen. Somit ist die wahre Ursache für Beißattacken bei ihnen zu suchen – nicht beim Tier. Den Hund unbeaufsichtigt mit den Kindern spielen zu lassen, war fahrlässig und verantwortungslos und endete für das Kind schlimm und für den Hund tödlich“, betonte Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei Peta.

Doch, was sich wirklich abspielte, als die beiden zehn- und siebenjährigen Kinder mit dem Hund auf dem Hof waren und was vielleicht hätte verhindert werden können, das will die Polizei klären. Dem Nordkurier gegenüber wollte sich der Hundehalter vor seinem Haus am Montag nicht äußern. Aus einigen Metern Entfernung von der Gartenpforte bis zum Hauseingang rief er auf die Frage, wie es ihm gehe, ein „beschissen!“ hin und warf die Tür zu. Später drohte die Familie telefonisch mit rechtlichen Schritten, sofern über den Vorfall weiter berichtet werde.