StartseiteRegionalMüritzGärtner sollen neuer Kita weichen

Pacht gekündigt

Gärtner sollen neuer Kita weichen

Groß Gievitz / Lesedauer: 2 min

In Groß Gievitz wird neues Land gebraucht, weil eine Kita zu alt ist. Und das sollen nach dem Willen der Gemeinde die Kleingärtner opfern.
Veröffentlicht:18.07.2018, 05:59
Artikel teilen:

Zwischen Himbeeren, Blumen und Tomaten sind Trauer und Verzweiflung gewachsen. Und das Gefühl, nichts wert zu sein für die gewählten Dorfpolitiker. Diese Emotionen lassen die Groß Gievitzer Kleingärtner, die ihre Parzellen verlieren sollen, nicht mehr los. „Wir kündigen Ihnen die Gartenpacht. Sie haben drei Monate Zeit. Im Oktober muss der Garten geräumt sein“, zitiert Helga Traut aus einem Papier der Gemeinde.

Zeilen, die jede Hoffnung im Keim erstickten. Doch nach fast 40 Jahren wollen sie und ihre Mitstreiter nicht einfach aufgeben und wagen den Schritt an die Öffentlichkeit. Denn den Kündigungsgrund kann sie bei allem Verständnis nicht verstehen: Eine neue Kita soll gebaut werden. Ausgerechnet dort wo ihre Gurken sprießen.

Die Kita ist zu alt und zu klein

„Ja!“, sagt Christiane Haack, stellvertretende Bürgermeisterin von Peenehagen. Exakt dort sei der richtige Fleck für „den dringenden Neubau einer Kita“. In Groß Gievitz steht zwar seit Jahr und Tag eine Kita. Doch diese werde der Landkreis 2020 dicht machen. Viel zu klein und gegen alle Vorschrift sei das Gelände für die wachsende Anzahl der Kinder. Daher falle eine Sanierung des Hauses aus. „Wir haben in der Gemeinde mit unseren Ortsteilen 180 Kinder von 0 bis 6 Jahren. Und es gibt mehr Anmeldungen als Plätze. Wir wollen und wir müssen bauen“, sagte sie.

Die Zeit sitzt schon im Nacken. Noch seien weder Planer noch Träger für die Kita in Aussicht. „Wir haben ins Kataster unserer 13 Ortsteile gesehen, um herauszufinden, welche kommunalen Flächen möglich sind, wo es auch Infrastruktur und gute Bedingungen für die Kinder gibt“, sagt sie. Gefunden wurde nur die Fläche mit den Gärten. „Das war einhellige Entscheidung der Gemeinde.“ 180 Kinder gegen sechs Kleingärtner – wie das ausginge, sei doch klar.

Kostet der Widerspruch Zeit?

Da sind sich die Gärtner nicht so sicher. Alle haben laut Helga Traut Widerspruch eingelegt. Zeitaufwendige Klagen nicht ausgeschlossen. „Wir sind vor allem so erschrocken über die Art und Weise und das kurzfristige Handeln. Früher war vieles auf dem Dorf persönlicher. Wir fühlen uns übergangen“, meint sie. Und dass man auf dem Lande – 54 Quadratkilometer messe die Gemeinde – keine Flächen finde, das könne sie nicht glauben.

Christiane Haack versicherte gegenüber Nordkurier, dass man den Gärtnern alternative Flächen zum Urbarmachen angeboten habe. Diese seien nicht gewollt. „Wer in unserem Alter kann da noch bei Null anfangen?“, fragt Gärtner Holger Kies.