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Arbeitskampf an der Müritz

Busfahrer stoßen mit Streik auf Verständnis

Müritz / Lesedauer: 2 min

Gerade einmal fünf Busse transportierten Fahrgäste Dienstagmorgen durch die Müritz. Fast 90 Prozent der Warener Busfahrer legten ihre Arbeit nieder.
Veröffentlicht:29.09.2020, 08:15

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Dienstagmorgen an der Müritz: Zahlreiche Buswartehäuschen sind leer. Die Menschen haben sich scheinbar auf den Warnstreik im frühmorgendlichen öffentlchen Nahverkehr eingestellt. Auch vom Warener MVVG-Gelände rollten seit kurz nach 3 Uhr nachts lediglich fünf Busse. Die meisten Mitarrbeiter am Betriebsstandort Waren legten für bessere Rahmenbedingungen in der Busfahrerbranche die Arbeit nieder: laut Ver.di-Fachbereichsleiter Karl-Heinz Pliete waren das am Betriebsteil Waren genau 38 Mitarbeiter – also gut 86 Prozent.

Arbeitsbelastung sehr hoch

Bis 9 Uhr dauern die Einschränkungen im ÖPNV in der Müritzregion noch an. Auf der Straße haben es die Busfahrer zu gleichen Teilen mit Unmut und Verständnis für die Warnstreiks zu tun, erzählte ein Busfahrer, der seinen Namen aus Angst vor Repressalien nicht nenen wollte, aber schon 47,5 Jahre als Busfahrer arbeitet. Über 2000 Überstunden hätten die Mitarbeiter am MVVG-Standort Waren bereits angesammelt. Ein Abbau erfolge gar nicht, denn es sei schlichtweg zu wenig Personal da. Die Arbeitsbelastung sei hoch – auch wegen der geteilten Schichten. Weil sich die Situation immer mehr zuspitze, müssten sogar drei der fünf Schlosser in Waren morgens Bus fahren, um die Fahrgästebeförderung aufrecht zu erhalten. Azubis als Fachkraft im Fahrbetrieb? Die bilde die MVVG seit drei Jahren nicht mehr aus. Die Begründung, die den Mitarbeitern genannt werde: Es gebe genug Bewerber „auf der Straße”.

Großes Fachkräfteproblem

Davon merken die Busfahrer in Waren und die Gewerkschaft Ver.di nichts. Im Gegenteil: Das Fachkräfteproblem werde sich laut Pliete noch deutlich verstärken. „Von heute 87 000 Fahrern werden in den nächsten Jahren 40 000 in Rente gehen”, so der Ver.di-Vertreter. Um für Nachwuchs zu sorgen, will Ver.di bundeseinheitliche Regelungen herbeiführen. Etwa beim Urlaubsanspruch: in Baden-Württemberg liegt der mit 36 Urlaubstagen im Jahr am höchsten, ganz unabhängig von der Betriebszugehörigkeit. In MV stehen jedem maximal 30 Tage zu – und auch nur, wenn er mindestens zehn Jahre lang im Unternehmen ist. Einsteigern werden sogar nur 25 Urlaubstage zugestanden, so Pliete.

Vereinzelt Wartende

Vereinzelt saßen morgens Wartende in den Bushaltestellen. Hoffnungsvoll, dass ihre Linie noch kommt. So auch Tina Hübnerr, die in Richtung Klink aufbrechen wollte. „Streiken bringt nichts, wenn es dem Arbeitgeber nicht weh tut”, schlug sich die 26-Jährige auf die Seite der Busfahrer. Auch in der Strelitzer Straße warteten vereinzelt Menschen in der Haltestelle. Und auch dort war nur Verständnis für die Streikenden zu hören.