StartseiteRegionalMüritzBürger gründen "Malchow gegen Nazis"

Empörung über rechte Umtriebe

Bürger gründen "Malchow gegen Nazis"

Malchow / Lesedauer: 3 min

Malchower Bürger wollen nicht hinnehmen, dass sich in ihrer Stadt Neonazis treffen. Das Mittel ihrer Wahl: Öffentlichkeit herstellen über die Aktivitäten der Rechten in ihrer Stadt.
Veröffentlicht:22.10.2018, 06:20

Artikel teilen:

Die Bürgerinitiative „Malchow gegen Nazis“ hat sich im Juli gebildet – sofort nachdem bekannt wurde, dass im Malchower Clubhaus des Freizeitvereins B2 „Zeitzeugenvorträge“ ehemaliger Soldaten der Waffen-SS stattgefunden hatten – organisiert von bekannten Neonazis.

Ebenso brisant dabei: CDU-Stadtvertreter Matthias Kettner ist Mitglied im B2-Vorstand. „Die Vorstellung, dass sich Malchow zu einem Zentrum für Rechte entwickelt hat, finden wir abscheulich. Wir wollen dem entgegen treten“, sagte Marcus Breyer aus Malchow gegenüber dem Nordkurier.

Nicht nur ein "Ausrutscher"

Der Bürgerinitiative gehören rund 16 Mitstreiter an, die sich sich zum Ziel gesetzt haben, die politischen Akteure in Malchow, sprich die Stadtvertreter, aufzufordern, ein klares Bekenntnis gegen Rechte und ihre Aktivitäten in Malchow abzulegen.

„Das ist bislang nicht geschehen, das ist ungeheuerlich“, so Breyer. Genauso ungeheuerlich finden die BI-Mitglieder die Tatsache, dass es sich bei dem „Zeitzeugenvortrag“, der im B2-Vereinsraum mit Wissen des CDU-Stadtvertreters Kettner stattgefunden hatte, eben nicht um eine einmalige Sache, um einen so genannten „Ausrutscher“ gehandelt habe.

Niemand hat bisher "angemessen reagiert"

„Wir haben Informationen, dass es nach dem ersten Treffen zeitgleich zum Volksfest sogleich ein zweites Treffen gegeben hat. Darüber hinaus wurden bereits 2017 ähnliche Veranstaltungen in Malchow durchgeführt“, so Breyer weiter. Diese Tatsache sei im politischen Raum der Inselstadt bekannt gewesen, nur habe „niemand, kein Stadtvertreter und keine Fraktion, bis dato darauf angemessen reagiert“, kritisierte Breyer.

Einschlägig bekannte Neonazis dabei

Die Ortsverbände von SPD und Linke haben sich inzwischen positioniert und einen Rücktritt von CDU-Stadtvertreter Matthias Kettner gefordert. In einer gemeinsam Erklärung der beiden Malchower Ortsverbände von SPD und Linken wird nun festgestellt, dass Informationen vorliegen, nach denen es mehrere „Zeitzeugenvorträge“ in Malchow bereits 2017 gegeben hatte, an denen sich einschlägig bekannte Neonazis beteiligten. Die Zahl der Teilnehmer lag jeweils zwischen 80 und 100 Personen.

„Wenn man solche Aktivitäten unterstützt, ist man nicht nur blauäugig, sondern auf dem rechten Auge schon ziemlich blind. Auch die Aussage des Vereins, dass man der Stadt damit ‚entgegenkommen wolle‘, die Räume zukünftig nicht mehr an den Veranstalter zu vermieten, der übrigens nach wie vor geheim gehalten wird, zeugt von wenig Einsicht. In der schriftlichen Stellungnahme ist nichts von einer Entschuldigung oder einem glaubhaften Fehlereingeständnis zu lesen“, kritisieren die beiden Ortsverbände.

Mit Totschweigen wird es nicht besser

Und die Parteimitglieder von SPD und Linke räumen ein: „Sicher haben auch wir einen Fehler gemacht, nämlich zu lange zu ruhig gewesen zu sein, um der Stadt und ihrem Ansehen nicht schaden zu wollen. Das ist aber in dem Moment passiert, als diese Veranstaltungen Raum in unserer Stadt fanden. Mit dem Totschweigen wird das nicht besser. Nur eine tatsächliche Aufarbeitung kann positive Wirkungen haben.“

Auch der Bürgerinitiative „Malchow gegen Nazis“ geht es darum, Öffentlichkeit rund um die Vorgehensweise der rechten Szene in Malchow herzustellen und den Aktivitäten der Szene offen entgegen zu treten. „Wir dürfen davor nicht die Augen verschließen, wir müssen handeln“, forderte BI-Mitglied Marcus Breyer. Die Internetseite der BI befindet sich im Aufbau und ist unter der Adresse www.malchow-gegen-nazis.de zu erreichen.