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Grundschule Möllenhagen

Auf Schul-Schließung bis zu Sommerferien eingestellt

Möllenhagen / Lesedauer: 4 min

An der Möllenhagener Grundschule findet oft Werkstatt- und Gruppenarbeit statt. Dieses Unterrichtskonzept ist in der Corona-Krise ein Vorteil. Schüler und Lehrer hinken jedenfalls mit dem Stoff nicht hinterher. Und könnten nach einem Schlachtplan bis zum Sommer so weitermachen.
Veröffentlicht:01.04.2020, 10:51

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In Ausnahmezeiten wie diesen stagniert vielleicht der Schulalltag, der Lernalltag der Grundschüler an der evangelischen Grundschule Möllenhagen aber jedenfalls nicht. „Wir sind mit unserem Lehrplan überall im Plan“, erzählt Ulrike Ziem-Arber, Schulleiterin am Standort Möllenhagen. Jeder der momentan 41 Schüler arbeitet nach einem Wochenplan, löst Aufgaben in Lehr- und vor allem Arbeitsheften. In einem vorgegebenen Maß Aufgaben abarbeiten – das kennen die Schüler der freien Schule zur Genüge. Der Wochenplan gehört auch abseits der Corona-Krise zu einem Grundpfeiler in der Schularbeit. Die Schüler lernen von der ersten Klasse an eine möglichst selbstständige Arbeitsweise.

Die Herausforderung werden aber die kommenden Wochen sein. Denn während der Lehrplan für den Unterricht der Erst- bis Viertklässler zunächst lediglich das Festigen des noch in der Schule gelernten Stoffes vorsah, stehen nach den Osterferien neue Lerninhalte auf dem Lehrplan. Ulrike Ziem-Arber unterrichtet normalerweise die dritten und vierten Klassen. „Bei den Viertklässlern muss nach Ostern die schriftliche Division vermittelt werden“, sagt die Lehrkraft, die befürchtet, dass die Einschränkungen im Schulwesen aufgrund der Corona-Pandemie sich nicht ab 20. April komplett in Wohlgefallen auflösen. Im Gegenteil: Die Möllenhagener rechnen damit, dass die Schulrestriktionen bis zu den Sommerferien andauern könnten. Vielleicht, überlegt Ziem-Arber, werden auch die eigentlichen Sommerferien in Schulzeit umgewandelt.

Internetverbindung auf den Dörfern oft schlecht

Die evangelische Grundschule Möllenhagen möchte für diese potenziellen Zukunftsszenarien gewappnet sein. Der schulinterne Schlachtplan sieht zunächst vor, dass die beiden Lehrkräfte an der Schule selbst Erklärvideos für ihre Schüler aufnehmen und diese dann an die Familien schicken. Über die Plattform „ginlo“. Immerhin sind die Lehrkräfte laut Schulleiterin von der Schulstiftung dazu angehalten worden, explizit nicht über WhatsApp zu kommunizieren, sondern auf jene datenschutzkonforme Plattform zurückzugreifen.

„Bei uns ist es so, dass viele Familien auf kleinen Dörfern mit ganz schlechter Internetanbindung wohnen. Die könnten solche Dateien gar nicht öffnen“, so Ziem-Arber. In diesen besonderen Situationen stellt die Schule eine Eins-zu-Eins-Beschulung in Möllenhagen in Aussicht. Jedes Kind könnte dann vielleicht eine halbe oder ganze Stunde zur konkreten Wissensvermittlung in die Bildungseinrichtung kommen. An dieser Grundschule geht dieses Konzept ob der vergleichsweise geringen Kinderzahl auf. An staatlichen Schulen mit viermal höheren Schülerzahlen wäre dieser Gedanke kaum vorstellbar.

Unterrichtsstoff wird freitags geprüft

Durch Tests am Freitag einer jeden Woche überprüfen die Möllenhagener Grundschullehrkräfte, inwieweit der Unterrichtsstoff verstanden wurde. Per Mail flattern die Aufgaben ein. Eltern scannen das ausgefüllte Aufgabenblatt an die Lehrer zurück. Dort wird es korrigiert, abermals eingescannt und an den Schüler geschickt. Vereinzelt werden dabei Verständnisprobleme sichtbar. Mit einer individuellen Videobotschaft versuchen die Lehrkräfte ihr Möglichstes, um die Wissenslücke zu stopfen. Und manchmal gab es auch schon Videobotschaften, in denen Ulrike Ziem-Arber Schülern in gesprochener Nachricht für Bestleistungen gelobt hat.

Über die wöchentlichen Lerntests findet darüber hinaus auch momentan eine Bewertung der Schülerleistungen statt. „Wir bewerten aber nicht mit Noten, sondern haben ein Punktesystem“, erklärt die Schulleiterin. Die Einschätzung erfolgt für einzelne Lerninhalte (etwa Multiplikation, Aufgaben zum Textverstehen) in vier Kategorien – angefangen von „Du kannst es fehlerfrei“ bis zu „Mindestanforderung nicht geschafft“.

Eltern nehmen vorlesende Schüler für die Lehrer auf

Wer übrigens glaubt, dass in Corona-Zeiten das Lesen der Erstklässler nicht geprüft wird, irrt. Eltern nehmen die vorlesenden Schüler auf und senden die Datei zur Bewertung der Leseleistung an die Lehrer „Bislang entsprach das Abgelieferte den Leistungsständen, die wir von unseren Schülern kennen“, so Schulleiterin Ziem-Arber.

Ein großes Lob spricht Ziem-Arber in dieser Situation den Eltern aus. Sie sind momentan bei Fragen zum Unterrichtsstoff Ansprechpartner Nummer eins. Für drei Elternteile ist das besonders schwer. Denn zwei Schüler leiden an einer Lese-Rechtschreib-Schwäche; ein Grundschüler leidet am Down-Syndrom. Während des regulären Unterrichts steht diesen Kindern jeweils eine persönliche Unterrichtsbegleiterin zur Seite. Diese helfen oder motivieren die Kinder bei Fehlschlägen zum Weitermachen. „Alle Mütter dieser Kinder bleiben in der Krise zu Hause und übernehmen nun diesen Job“, zollt Ziem-Arber diesen Eltern Respekt.