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Ethik im Straßenverkehr

Wem würden Sie ausweichen, wen würden Sie überfahren?

Cambridge / Lesedauer: 2 min

Selbstfahrende Autos müssen in Extremsituation Entscheidungen treffen. Doch wie sollen sie reagieren? Eine Umfrage brachte überraschende Ergebnisse.
Veröffentlicht:14.11.2018, 10:41

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Kinderwägen werden am ehesten beschützt und Katzen können überfahren werden, zeigt eine neue Online-Umfrage aus Cambridge. Das MIT-Forschungsinstitut fragte mehr als zwei Millionen Autofahrer weltweit nach einer besonders schweren ethischen Entscheidung: Wie würden sie bei einem unausweichlichen Unfall mit mehreren Beteiligten entscheiden? Wessen Leben gilt es, besonders zu schützen? Die Auswertungen der Umfrage wollen die Wissenschaftler in die bessere Konstruktion der künstlichen Intelligenz von selbstfahrenden Autos fließen lassen.

(Foto: WARNING)

Aus 233 Ländern sammelten die Wissenschaftler Meinungen. Dabei konnten sie drei gemeinsame Nenner feststellen, bei denen die meisten Menschen übereinstimmen: Menschenleben sind wichtiger als Tierleben; es gilt, lieber mehrere Leben zu schützen als ein einzelnes; man sollte lieber junge Menschen schützen als alte.

Fiktive Autounfälle bei Online-Umfrage

Doch auch bei diesen Parametern herrschen Unterschiede. So ist zum Beispiel das Leben älterer Personen in vielen asiatischen Ländern meistens höher gewichtet als in Europa oder den USA. Vermögende Menschen waren in den östlichen Ländern nicht so schützenswert wie im Westen.

Die Teilnehmer mussten Fragen angelehnt an folgendes Szenario beantworten: Eine Straßenbahn ist außer Kontrolle geraten und droht, fünf Personen zu überrollen. Durch Umstellen einer Weiche kann die Straßenbahn auf ein anderes Gleis umgeleitet werden. Unglücklicherweise befindet sich dort eine weitere Person. Darf (durch Umlegen der Weiche) der Tod einer Person in Kauf genommen werden, um das Leben von fünf Personen zu retten? Das Ganze wurde in der Online-Umfrage auf fiktive Autounfälle angewandt.

„Die Studie versucht quasi die Arten von moralischen Entscheidungen nachzuvollziehen, die selbstfahrende Autos in Zukunft treffen könnten“, sagt Edmond Awad vom MIT-Institut, der die Ergebnisse der Umfrage Ende Oktober unter dem Titel „Moral Machine“ präsentierte. „Wir wissen allerdings noch nicht, inwiefern die Autos das umsetzen werden können. Selbstfahrende Autos sind momentan immer noch Prototypen und in der Testphase. Befürworter argumentieren, dass die intelligenten Maschinen in brenzligen Situationen neutral und faktenbasiert entscheiden könnten, und dadurch Unfälle deutlich vermindert würden.