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Corona-Folge

Neukalen zwei Wochen lang aus der Quarantäne regiert

Neukalen / Lesedauer: 3 min

Wer von einer Auslandsreise heimkehrt, muss erst einmal zwei Wochen zu Hause bleiben. Diese Krisen-Regelung in der Malchiner Amtsverwaltung hat auch Neukalens Bürgermeister Willi Voß getroffen. Und damit ausgerechnet einen Kommunalpolitiker, für den Kontakt zu Einwohnern doch so wichtig ist.
Veröffentlicht:25.03.2020, 16:59

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Nur wenige Stunden noch, dann ist es vorbei. Für Willi Voß endet dann die wohl ungewöhnlichste Phase seiner zwölfjährigen Amtszeit als Bürgermeister in Neukalen. Er regiert nun schon die zweite Woche quasi aus der Wohnstube heraus die Peenestadt. Der 66-Jährige hat sich selbst in Quarantäne gesetzt – nach einer einwöchigen Schiffsreise. „Wir hatten Italien gebucht. Doch die Route ist dann geändert worden. Wir hatten uns vor der Reise erkundigt, ob auch alles in Ordnung ist“, berichtet der Bürgermeister. Es war alles in Ordnung. Voß und seine Frau kamen gesund und erholt aus dem Urlaub zurück. Und trotzdem: „Es gibt eine Abstimmung in der Verwaltung, nach der Mitarbeiter nach der Rückkehr aus dem Ausland zwei Wochen zu Hause bleiben müssen“, erläutert Neukalens Stadtchef, der im Amt Malchin auch Amtsvorsteher ist. Von dieser Quarantäne-Regelung seien noch zwei weitere Kollegen der Verwaltung betroffen.

Einmal am Tag mit dem Hund raus

Zwei Wochen zu Hause, nur einmal am Tag mit dem Hund spazieren gehen, aber auch dann immer Abstand zu anderen Leuten halten, das sei für ihn etwas ganz Neues gewesen. Gerade Willi Voß, der doch eigentlich jeden Tag den Kontakt zu seinen Neukalenern braucht und als Bürgermeister oft von einem Termin zum anderen hetzt. Wie hat er das zwei Wochen durchgehalten?

„Mit vielen Telefonaten und E-Mails. An einem Tag waren es gleich 34 Telefongespräche. Da konnte ich vieles abstimmen. Termine, soweit es noch welche gab, hat mein Stellvertreter Rico Zoschke übernommen“, berichtet Voß. Die beiden Mitarbeiter des Bauhofes würden dagegen selbstständig arbeiten und in diesen Ausnahmezeiten ohnehin nur das Notwendigste schaffen.

Karneval als Fehler eingeräumt

Dass Neukalen vor knapp vier Wochen noch ausgelassen seinen Karneval mit Hunderten von Gästen feierte, kann der Bürgermeister heute, wo auch in der Peenestadt die Straßen weitgehend menschenleer sind, kaum fassen. Dabei war er doch selbst mittendrin in dem Faschings-Trubel. „Der Karneval hätte nicht mehr stattfinden dürfen, nicht nur bei uns, sondern im ganzen Land. Wir hätten da alle eher reagieren müssen. Wir haben zu dem Zeitpunkt längst den Krankheitsverlauf in China gesehen und auch in Deutschland gab es die ersten Fälle“, gibt Voß zu bedenken.

Am Freitagabend ist es nun vorbei mit der selbst auferlegten Quarantäne. Doch er wolle nun nicht gleich so weitermachen wie noch vor seinem Urlaub, erzählt Voß. „Ich habe ja nun gemerkt, wie viel ich am Telefon regeln kann. Und auch die Kontakte auf ein Minimum begrenzen – daran werde ich mich weiter halten.“ Er werde sich wohl auch schon einen Plan machen, was dann alles nachgeholt werden muss – wenn diese Krise hoffentlich bald vorbei ist.