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Corona-Krise treibt Menschen in die Kleingärten

Malchin / Lesedauer: 4 min

Vor allem jüngere Leute mit Kindern suchen in Corona-Zeiten einen Garten, und auch sonst ist viel Bewegung in den Sparten der Mecklenburgischen Schweiz.
Veröffentlicht:06.05.2020, 06:37

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Wohl dem, der in der Corona-Krise raus kann auf seine Parzelle. Buddeln, gießen, säen, die Natur genießen oder einfach auf dem Rasen in der Sonne liegen – wäre das nicht genau das Richtige, damit einem bei all den Einschränkungen zu Hause nicht die Decke auf den Kopf fällt? Die Nachfrage nach Kleingärten soll enorm gestiegen sein. Das möge in größeren Städten wie Neubrandenburg, Rostock, Stralsund oder Schwerin so sein, meinte Heiko Werner, Vorsitzender des Regionalverbandes der Gartenfreunde Landkreis Demmin 1995 e.V. Ob dieser Trend auch in den 41 Kleingartenvereinen in den Regionen Malchin, Stavenhagen, Demmin und Altentreptow zu spüren ist, darüber habe er noch keinen Rücklauf. In seiner Region Altentreptow jedenfalls sei es zum Beispiel nicht wahrnehmbar.

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Dagegen macht Thomas Schaaf, Vorsitzender des Vereins „Pribbenower Weg“ in Stavenhagen, ganz andere Erfahrungen. „Wir haben ein bis zwei Nachfragen in der Woche“, erklärte er. Dabei habe die Anlage gar nicht so viele freie Parzellen. Gerade seien zwei Gärten neu vergeben worden. Zumindest in einem Fall dürfte es mit Corona zu tun haben. Ein Ehepaar mit vier Kindern habe geäußert, dass es zu Hause nicht mehr auszuhalten sei. Im zweiten Fall habe eine junge Frau einen Garten gesucht, die nach Stavenhagen gezogen ist. Doch empfinde er insgesamt, dass in diesem Jahr auch in den Bestandsgärten intensiveres Treiben herrsche.

Leerstand hat abgenommen

Einiges aber bringt die Zeit auch durcheinander. Eigentlich wollten sie ihre Wasserleitung reparieren, aber Arbeitseinsätze seien im Moment nicht möglich. Der Vorsitzende hofft, dass sie im Herbst dann die Arbeiten ausführen können. Auch die Mitgliederversammlung musste ausfallen und verschoben werden.

Das ist bei Gernot Brockmann im Verein „Fritz Reuter“ in Stavenhagen auch nicht anders. Drei Vorstandssitzungen haben sie aber übers Telefon abgehalten. Schließlich müssen Neuaufnahmen beschlossen werden. Von denen gebe es so einige. Vor zwei Jahren sah es mit dem Leerstand in der Anlage noch traurig aus. 2018 wurden 26 der 62 Gärten nicht bewirtschaftet. Allein seit vergangenen August/September habe man 15 Parzellen vergeben, die meisten in der letzten Zeit. Vieles seien jüngere Leute, die einen Garten für die Eigenversorgung haben wollen und es zu Hause nicht aushalten. Diesen Zulauf zu sehen, da mache ihm jetzt seine Arbeit im Verein richtig mehr Spaß, meinte er. Jetzt stehen nur noch acht Gärten leer. Wenn sich noch mehr von der Gartenlust anstecken lassen würden, das würde ihn freuen.

Fast jeden Tag Anrufe von Interessenten

Damit steht er nicht allein da. Zwar kann Manfred Schmidt, Vorsitzender des Gartenvereins „Sonnenschein“ in Malchin, nicht sagen, dass bei ihm die Nachfrage steigt, aber seit Corona habe er vier Gärten neu vergeben. Das sei nicht ungewöhnlich, weil im Frühjahr immer mehr Interesse da sei. Wenn der eine oder andere jedoch gerade jetzt animiert werde, den Garten wiederzuentdecken, könne er das nur begrüßen. Einige leer stehende Parzellen habe „Sonnenschein“, um Nachfragen erfüllen zu können. Die Gärten seien 500 Quadratmeter groß, wo man genug Abstand halten könne. Wie Manfred Schmidt meinte, sehe er diese Krise auch als Chance, das Leben zu verändern, mal zu entschleunigen.

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Dass die Leute wieder Lust zum Gärtnern haben, stellt indes Roland Jahnel fest. Einige Vereinsmitglieder, die eigentlich ihre Parzelle abgeben wollten, hätten es sich überlegt und diese behalten, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Vereins „Am Wiesengrund“ in Malchin. Die zum Teil über 80-Jährigen würden jetzt zusammen mit den Kindern die Gärten weiter bewirtschaften. Darüber hinaus bekomme er fast jeden Tag Anrufe, weil Leute einen Garten haben möchten. Gerade frei gewordene werde er reißend los. Zwar stehen etliche Parzellen leer, die aber schon jahrelang, weil weder Laube, Wasser und Strom vorhanden sei. Andere noch unbewirtschaftete Flächen mit Strom- und Wasseranschluss versuche der Verein jetzt zu vermitteln. Die sollen auf Kosten des Vereins beräumt werden, könnten urbar gemacht werden. Auch von den leeren Parzellen, die bereits der Verein sauber hält, damit sie nicht zuwuchern, sollen einige an den Mann gebracht werden. Gerade erst letztes Wochenende habe er zwei Gärten vergeben, so Jahnel. Vor allem jüngere Familien mit Kindern würden einen Garten suchen.