StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernTrägt Snowden bald einen Doktortitel?

Uni Rostock will Whistleblower ehren

Trägt Snowden bald einen Doktortitel?

Rostock / Lesedauer: 2 min

Die Rostocker Uni wollte bei einer Podiumsdiskussion klären, ob der Whistleblower Snowden die Ehrendoktorwürde der Hochschule erhalten soll. Die Sympathien der Besucher und Teilnehmer waren eindeutig.
Veröffentlicht:20.01.2014, 20:03

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Hans-Christian Ströbele braucht gar nicht zu reden, da hat er schon die Sympathien der Rostocker Studenten auf seiner Seite. Bereits als er zum Auftakt der Diskussion zu den Enthüllungen von Edward Snowden im großen Hörsaal der Uni Rostock angekündigt wurde, gab es lauten Beifall. Weit mehr als 600 Menschen drängen sich am Montagabend in dem Raum - vor allem junge Menschen. Alle Interessenten kann das Audimax gar nicht fassen. Die Stimmung verdeutlicht schnell, wem die Sympathien neben Ströbele gehören: Snowden. Eingeladen hatte die philosophische Fakultät der Uni, die dem Whistleblower die Ehrendoktorwürde verleihen will.

Für Ströbele kann diese Frage nur mit einem klaren Ja beantwortet werden. "Snowden hat einen Virus bei der NSA festgestellt, der die ganze Welt infizieren kann." Von daher müsse die Kanzlerin ihm dankbar sein. Professor Wolfgang Hoffmann-Riem, ehemaliger Verfassungsrichter, bezeichnete Snowden als einen "Helden, der zum Verräter werden musste, um Aufklärungsarbeit leisten zu können". Dieser Mut eröffne neue Perspektiven für die Sozialwissenschaften. "Wir müssen angesichts von Snowdens Enthüllungen über die Neukonstruktion von Grund- und Menschenrechten nachdenken," sagte Hoffmann-Riem. Er gab aber auch zu bedenken, dass "wir alle für die Datenflut sorgen". Viele hätten den Eindruck, dass wir kostenlos kommunizieren. Jedermann bringe aber eine Gegenleistung für Unternehmen aber auch den Staat. "Diese erfahren dadurch sehr viel über uns und die Gesellschaft." 

Für das Publikum hat Snowden den Doktor verdient

Immer wieder gibt es spontanen Beifall aus dem Publikum für die Teilnehmer im Podium, darunter auch Prof. Gesa Mackenthun von der philosophischen Fakultät. Sie hob hervor, dass Snowden mit seiner Zivilcourage vor allem auch Anstand bewahrt habe.  Er sei ein "Verfassungspatriot". Die Snowden-Enthüllungen hätten aber auch gezeigt, wie wichtig die Rolle kritischer Juristen und Journalisten sei. Deren Bedeutung werde oft nicht ausreichend gewürdigt, sagte Mackenthun.

Wenn es nach dem Podium und dem  Publikum geht, hat Snoden den Rostocker Doktorhut auf jeden Fall verdient. Davor steht aber der Fakultätsrat, der das Promotionsverfahren am 9. April auf den Weg bringen soll.

Fast zum Ende gab es doch noch eine kritische Frage. Ob die Uni nicht Kriterien für die Ehrendoktorwürde für Snowden konstruiere, stelle sich doch die Frage, welche wissenschaftlichen Leistungen er nachweisen könne. Professor Heiner Hastedt vom Philosophischen Institut sieht hier keine Konstruktion. Aufklärung, Bildung und Wissenschaft seien die Aufgaben einer Uni - da passe ein Ehrendoktor für einen Aufklärer sehr gut.