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Not-Operation

Tierhasser schießt Katze „Holly " ein Auge aus

Reez / Lesedauer: 4 min

Katze „Holly” aus dem Kreis Rostock hat nur knapp überlebt. Ein Tierhasser hatte es auf sie abgesehen und ihr in den Kopf geschossen. Das Projektil hat ihr Gehirn nur knapp verfehlt.
Veröffentlicht:18.02.2020, 10:01

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Still und teilnahmslos liegt Holly auf der Couch von Julia und Steffen Schabert. Der Blick der jungen Katze schweift nach draußen in die Ferne, während die Sonne an diesem Vormittag durch das Fenster auf sie scheint. Der Blick der zierlichen Holly ist nur noch eingeschränkt vorhanden, denn ihr rechtes Auge ist zugenäht. Vor kurzem hat ein Unbekannter in Reez bei Kavelstorf (Kreis Rostock) der jungen Katze das Auge mit einem Gewehr ausgeschossen. Nur knapp verfehlte das Projektil das Gehirn, die Mieze ist seitdem in der Rostocker Tierklinik in Behandlung.

Verstörender Anblick in der Nacht

Besitzer Julia und Steffen Schabert sind geschockt und starten nun eine Plakataktion im Ort. Nicht nur solle der Verantwortliche für diese hinterhältige und grausame Tat gefunden werden – man wolle den Unbekannten emotional aufrütteln und zeigen, dass derartige Misshandlungen nicht gehen, meint das junge Ehepaar. Julia Schabert kann sich an diesen Morgen noch genau erinnern, als sie das laute Miauen um 4 Uhr nachts weckte. „Der Vorfall muss zwischen letztem Mittwochnachmittag 16.30 Uhr und Donnerstag 4 Uhr passiert sein“, sagt die 31-Jährige. Erst habe sie nichts Ungewöhnliches entdecken können, wunderte sich aber, warum Holly plötzlich so „verstört“ war. Beim genaueren Hinsehen entdeckte die 31-Jährige ein blutendes und geschwollenes Auge: „Mein erster Gedanke war, dass sie sich draußen gekabbelt hat – ich hatte ein unruhiges Gefühl.“

Projektil verfehlt Gehirn haarscharf

Klarheit brachte ein anschließender Besuch in der Tierklinik Rostock. Auf den Röntgenaufnahmen war eindeutig ein Projektil zu erkennen – 4,5 mal 4,5 Millimeter groß. „Nur durch großes Glück hat es das Gehirn um Haaresbreite verpasst“, schildert Julia Schabert erleichtert. „Derjenige muss aus der Nähe von oben direkt in das Auge geschossen haben“, vermutet die Reezerin. An anderer Stelle in Hollys Fell gibt es kein Einschussloch. In einer Operation entfernen die Tierärzte um Dr. Jens-Christian Rudnick schließlich das Projektil aus dem Schädel – Holly schlummert derweil unter Vollnarkose. Das rechte Auge ist nicht mehr zu retten, es ist zugenäht. Die etwa ein Dreivierteljahr alte Katze muss zudem einen Halskragen tragen, wird dann in die Obhut ihrer Besitzer entlassen. „Wir wollen diesen Vorfall nicht unter den Teppich kehren und nicht einfach so hinnehmen, zumal bei uns im Ort auch viele Kinder wohnen“, erklärt Steffen Schabert und ergänzt: „Man muss ja Angst haben“. Der 34-Jährige vermutet, dass das Projektil von einem „Diabolo Luftgewehr“ stammen könnte.

Katzenhasser sorgt für Wut im Dorf

Beide überlegen sich, aktiv zu werden, drucken kurzerhand zahlreiche Zettel und suchen Zeugen des Vorfalls. „Wir haben mit dem Bürgermeister gesprochen und dürfen die Zettel im Ort aushängen“, sagt der 34-Jährige. An mehreren Laternen und an Zäunen hängt jetzt die Bitte der jungen Familie, Hinweise zu der Tat an die Polizei zu melden. Auch wenige Tage nach der Tat sind Julia und Steffen Schabert noch immer sprachlos. „Ich hatte viele Tränen in den Augen, war richtig fertig. Mit so etwas habe ich nicht gerechnet“, verrät die 31-Jährige. Eine Frage treibt beide um: „Wer tut unserer Katze so etwas an?“ Holly gehört erst seit dem Neujahrstag zur Familie. „Sie ist uns zugelaufen und uns so lieb geworden, dass wir sie nicht ins Tierheim geben wollten“, sagt Steffen Schabert.

Der mutmaßliche Katzenhasser sorgt für Wut, Trauer und Angst im Dorf. Nachbarn warnen sich nun untereinander. Viele passen nun noch mehr auf, wo ihre Katzen unterwegs sind. Die junge Familie vermutet, dass Hollys Anhänglichkeit ihr wohl zum Verhängnis geworden ist. Zu Wochenbeginn musste die Katze wieder in die Tierklinik – das Ergebnis: Die Wunde ist gut verheilt – den Halskragen muss sie allerdings noch eine Weile tragen.