StartseiteRegionalMecklenburg-Vorpommern▶ SPD-Jungstar Lilly Blaudszun hat Shitstorm an der Backe

Werbung für Billig-Notebook

▶ SPD-Jungstar Lilly Blaudszun hat Shitstorm an der Backe

Frankfurt (Oder) / Lesedauer: 4 min

Privat nutzt Lilly Blaudszun als Jungsozialistin ein teures MacBook, jetzt macht sie auch noch Werbung für Medion. Im Netz gibt's dafür Hohn und Häme.
Veröffentlicht:06.08.2020, 10:04

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Sie gehört zu den Polit-Stars in den sozialen Medien: Lilly Blaudszun (19, SPD) aus Westmecklenburg diskutiert gerne und oft originell mit, wenn es um soziale Gerechtigkeit, die SPD im Allgemeinen oder um Fehltritte des politischen Gegners geht. Erst vorige Woche schrieb die Wochenzeitung „Der Freitag”, Blaudszun sei „die Nachwuchshoffnung” ihrer Partei, fast alle Parteigrößen ließen sich schon mit ihr fotografieren. Sowohl für Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) als auch für Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) wurde sie bereits als Social-Media-Expertin tätig.

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Plötzlich plumpe Werbung

Doch nun hat die Jura-Studentin mit einem Post auf Instagram ein saftiges Eigentor geschossen. Dass sie auf ihrem Kanal, wo es sonst um ihren Alltag zwischen Uni und Politik, aber auch um Feiern, Musik und manchmal sogar Klamotten und Frisuren geht (Pony ja oder nein?), plötzlich völlig unverblümt Werbung für den Technik-Hersteller Medion macht und später auch zugibt, daran verdient zu haben, bringt viele ihrer politischen Gegner und selbst einige Fans und Freunde auf die Palme.

„Zusammenspiel aus Mobilität und Leistung”

Was war genau los? Am Dienstagnachmittag postete Blaudszun zuerst einen Post mit ein bisschen Werbe-Text für ein Mittelklasse-Notebook von Medion. „Durch das Zusammenspiel aus Mobilität und wirklich guter Leistung, bringt es mich gerade jetzt im Online-Semester viel weiter”, schrieb die Jura-Studentin da inklusive Komma-Fehler. In ihrer Story postete sie zudem ein Video, in dem sie – fast wie in einem Oldschool-Werbespot à la „Persil, da weiß man, was man hat” – die Vorzüge des Gerätes (gute Verarbeitung, niedriger Preis) lobte.

All das war mit dem Schriftzug „Werbung” versehen, anders als in ihren Story-Posts der vergangenen Wochen, auf denen das Medion-Notebook bereits auffällig oft zu sehen war. Dass Blaudszun ihr Studium offenbar von einer Technik-Firma subventionieren lässt und ihren normalerweise für politische Inhalte genutzten Instagram-Account mit immerhin 13,8 Tausend Followern für plumpe Werbung hergab, sorgte umgehend für scharfe Kritik und beißenden Spott unter dem Post.

Eben noch scharfe Amthor-Kritikerin

Ob sie auch Aktienoptionen annehmen würde, fragte etwa ein Nutzer im Hinblick auf Philipp Amthors Lobbyismus-Affäre, für die Blaudszun Amthor, einen ihrer Lieblingsfeinde, selbstredend scharf kritisiert hatte. Nein, würde sie nicht, gab Lilly Blaudszun zurück – außer vielleicht von Sternburg, der Billig-Biermarke. Aus ihrer Leidenschaft für preiswerten Alkohol im Allgemeinen und den Likör Pfeffi im Besonderen macht Blaudszun auf ihrem Account keinen Hehl, wobei sie dafür von den Herstellern vermutlich nicht bezahlt wird.

Sie selbst bevorzugt ein teures MacBook

Die Kommentatoren wollten sie jedenfalls nicht so leicht davon kommen lassen. „Wirkt nicht integer”, schrieb etwa ein User. Zumal ein anderer Nutzer anmerkte, dass Blaudszun auf anderen Posts mit einem teuren MacBook zu sehen war. Und tatsächlich räumte sie im Verlauf der weiteren Debatte ein, eigentlich das wesentlich teurere Apple-Notebook zu benutzen. Aber: „Nicht jeder kann sich einen Laptop für 1500 Euro leisten. Warum also nicht eine Alternative vorstellen, die gute Leistung bietet, aber deutlich weniger kostet?” Im Übrigen habe sie das Gerät auch wirklich benutzt.

Erst nachdenklich, dann zickig

Wenig später dann ein wahrer Politiker-Move: Blaudszun rudert zurück und gibt bekannt, das durch die Medion-Werbung verdiente Geld spenden zu wollen – an den Verein „Seebrücke”, der sich zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer einsetzt. Überhaupt, beteuert Blaudszun plötzlich, würde sie regelmäßig spenden, aber normalerweise kein großes Bohei darum machen. „Ich finde Leute, die sich öffentlich fürs Spenden feiern und Screenshots davon posten, eigentlich ziemlich komisch”, schreibt sie. Sie habe „alles, was ich heute beispielsweise verdient habe” an „Seebrücke” überwiesen. Wie hoch die Summe war, ließ sich auf dem Screenshot der Überweisung allerdings nicht erkennen.

Blaudszun: „Das ist so überzogene Kritik!”

Über Nacht hat sich die Jungsozialistin dann aber offenbar doch noch mal über ihre Kritiker geärgert. Am frühen Donnerstagmorgen postet sie eine Story, in der sie – plötzlich ganz schön zickig – ein weiteres Mal zum Insta-Gate Stellung nimmt. Den Großteil der kritischen Kommentare vom Vortag fand sie „ziemlich lächerlich”, sagt sie genervt. „Ich muss hier nicht sein, ich habe kein Amt oder Mandat”, betont Blaudszun. „Ich bin niemandem verpflichtet.” Sie müsse auch niemandem gegenüber Rechenschaft ablegen: „What the fuck, das ist so überzogene Kritik!”

Wem ihre Aktivitäten auf Instagram nicht gefallen, möge ihr entfolgen. Blaudszun schnippisch: „Wenn ihr irgendein Problem habt, bitte geht. Ich muss das hier nicht machen.”