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Rechtsrockkonzert

Neonazis greifen Polizisten an

Güstrow / Lesedauer: 3 min

In einem abgelegenen Dorf im Landkreis Rostock wollten sich Anhänger der rechtsextremen Szene zu einem offenbar konspirativ geplanten Konzert treffen. Die Polizei verhinderte dies, am Ende gab es eine Schlägerei.
Veröffentlicht:14.04.2019, 09:00

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Die Polizei hat ein rechtes Rockkonzert in Zernin (Landkreis Rostock) verhindert. Ungefähr 90 Leute hatten sich am Samstagabend im Gemeindehaus versammelt, wie die Polizei in Güstrow mitteilte. „Der überwiegende Teil davon kann der rechten Szene zugeordnet werden”, heißt es. Einige der Teilnehmer seien in der Vergangenheit auch strafrechtlich bereits in Erscheinung getreten. Für den späteren Abend war der Auftritt rechter Szenebands geplant, was die Polizei und der Bürgermeister jedoch verhinderten.

Stunden nach der Auflösung gab es noch Auseinandersetzungen zwischen gut 25 verbliebenen Gästen, die zum Teil erheblich betrunken waren, und der Polizei. Insgesamt seien zwei Polizisten und zwei Störer verletzt worden. Es werde nun in mehreren Fällen ermittelt, darunter auch wegen gefährlicher Körperverletzung, heißt es.

Caffier: "Veranstaltung konspirativ geplant"

Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU) bekräftigte nach dem Vorfall, dass die Polizei auch zukünftig energisch und konsequent gegen alle extremistischen Konzertveranstaltungen im Land vorgehen werde. Die Veranstaltung sei konspirativ geplant gewesen. Die Räume der Gemeinde seien zunächst für eine "angeblich private Feier" angemietet worden. Als dem Bürgermeister "die wahre Intention der Veranstaltung bekannt wurde", habe dieser die Polizei gerufen, heißt es in einer Mitteilung, die das Innenministerium am Sonntag verbreitete.

Darin heißt es weiter: "Den beiden verletzten Polizeibeamten wünscht Innenminister Caffier eine schnelle Genesung und sieht sich in seiner Auffassung bestätigt, dass Rechtsextremisten unsere Verfassungsordnung grundlegend ablehnen und Gewalt als legitimes Mittel ansehen."

"Wer den Rechtsfrieden in unserem Land stört, kann nicht mit der Nachsicht des Staates rechnen. Bei Konzertveranstaltungen, die nur als Deckmantel dienen, um Zusammenrottungen von extremistischen Kräften zu legitimieren, ist die Landespolizei zu Recht gesetzlich verpflichtet, konsequent einzuschreiten und diese Veranstaltungen zu unterbinden", so Innenminister Caffier. Für die Verbreitung rechtsextremistischen Gedankenguts innerhalb der subkulturellen Szene spiele das Medium Musik weiterhin eine entscheidende Rolle. Daher müsse gerade in diesem Bereich energisch durchgegriffen werden.

Polizei will weitere Konzerte verhindern

Wie in Zernin sollen auch künftig rechte Konzertveranstaltungen in Mecklenburg-Vorpommern grundsätzlich im Vorfeld unterbunden oder aufgelöst werden, kündigt Caffier an. Eine Verhinderung oder Auflösung komme nach dem Gesetz dann in Betracht, wenn konkrete Hinweise auf zu erwartende Straftaten vorlägen oder aber Straftaten begangen werden. Die Vorbereitungen für derartige Musikveranstaltungen liefen meist "äußerst konspirativ", so dass es meistens rechtlich schwierig sei, vorbeugend einzuschreiten, so das Innenministerium. Meist fänden die Konzerte von der Öffentlichkeit abgeschirmt statt, entweder auf privatem Gelände oder als "private Feiern" deklariert.

Im Jahr 2018 insgesamt 18 Veranstaltungen der rechten Szene bekannt registreirt worden, an denen rund 1400 Personen teilnahmen, listet ein Sprecher des Innenministeriums auf. Im Jahr 2017 seien es 20 Veranstaltungen mit 2200 Personen gewesen. Innenminister Caffier kündigte an, am Montag in Schwerin die Statistik zur politisch motivierten Kriminalität für das Berichtsjahr 2018 vorzulegen.

Artikel mehrfach aktualisiert