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Loch von Tribsees

Neubau der A20 wird über sechs Jahre dauern

Tribsees / Lesedauer: 2 min

Sie hat Deutschland weltweit in die Negativschlagzeilen gebracht: die im Moor versunkene A20 bei Tribsees. Ein Ende der Bau-Blamage ist noch lange nicht in Sicht.
Veröffentlicht:19.02.2020, 06:00

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Die Zahlen und Fakten sind ernüchternd: Wenn alles optimal laufen sollte, dann könnte frühestens in erst knapp vier Jahren wieder ein Auto regulär über die im Herbst 2017 zusammengestürzte Autobahn rollen. Bis dahin werden 150 Millionen Euro Steuergelder in das „Loch von Tribsees” geflossen sein. Diese Hiobsbotschaft hat jetzt das Bundesverkehrsministerium in Berlin bekannt gegeben.

A20 im Herbst 2017 im Moor versunken

Mit anderen Worten: Im Idealfall könnte die Brücke erst Ende 2023 endgültig repariert sein – fast sechseinhalb Jahre nach dem Versinken im Moor im Frühherbst 2017. Allerdings wäre es aufgrund der bisherigen Schwierigkeiten, die beim Versuch, die A20 zwischen den Anschlussstellen Bad Sülze und Tribsees wieder herzurichten, aufgetreten sind, keine Überraschung, wenn sich der Neubau der knapp 800 Meter langen Trassen über das Trebeltal länger als bis Ende 2023 hinzuziehen würde.

Und das alles offenbar nur, weil beim Bau der A20 zu Beginn dieses Jahrtausends ein umstrittenes Verfahren gewählt worden war – das CSV-Verfahren (Coplan Stabilisierungsverfahren). Dabei waren viele dünne pfahlähnliche Gebilde zum Einsatz gekommen – die sich nach wenigen Jahren Nutzung einfach in die Tiefen des Moores verabschiedet und den Damm der A20 zum Einsturz gebracht hatten.

Umstrittenes CSV-Verfahren bei A20 angewandt

Kritiker aus der Baubranche hatten in den vergangenen zwei Jahren nach dem Absacken der Autobahn immer wieder bemängelt, dass das CSV-Verfahren zuvor in der Regel vor allem für die Errichtung von Gebäuden und im Ausnahmefall für Bahntrassen genutzt worden sei. Das CSV-Verfahren sei ein Bodenverbesserungs-, aber kein „klassisches“ Gründungsverfahren, heißt es von erfahrenen Bauingenieuren.

Das aber sieht das Bundesverkehrsministerium anders beziehungsweise es interpretiert die Situation beim Bau der A20 rückblickend entspannter: „Das CSV-Gründungsverfahren wurde nach erfolgreichen Probelastungen als geeignet bewertet”, heißt es in einer dem Nordkurier vorliegenden Antwort aus Berlin auf eine Anfrage des MV-Bundestagsabgeordneten Leif-Erik Holm (AfD) zum Desaster von Tribsees.

Straftatbestand der Steuergeldverschwendung einführen

Für Holm ist deshalb klar: „Der Pfusch beim Bau der A20 bei Tribsees war offensichtlich noch größer als gedacht. Nicht nur, dass man beim Bau in einem empfindlichen und beweglichen Moor auf ein experimentelles, nie zuvor genutztes, Bauverfahren zurückgegriffen hat, man hat es auch unterlassen, dieses von echten Experten untersuchen zu lassen. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass zentrale Infrastrukturprojekte in Deutschland so amateurhaft umgesetzt werden.”

Der AfD-Politiker weiter: „Um solchen Pfusch und sinnloses Drauflosbauen künftig zu verhindern, muss es endlich einen Straftatbestand der Steuergeldverschwendung geben.”