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Leidenschaftlicher Appell

Merkel wünscht sich mehr Verständnis zwischen Ost und West

Berlin / Lesedauer: 2 min

Emotional appellierte Bundeskanzlerin Merkel für mehr Verständnis zwischen Menschen aus der ehemaligen DDR und den „alten Bundesländer”. Kontakte seien an vielen Stellen nie entstanden.
Veröffentlicht:19.07.2019, 13:46
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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat in einem leidenschaftlichen Appell für mehr Verständnis und Austausch zwischen West- und Ostdeutschen geworben. Dass 30 Jahre nach der Wiedervereinigung mancherorts viel Frust herrsche, könne sie gut nachvollziehen, sagte Merkel am Freitag bei ihrer traditionellen Sommerpressekonferenz in Berlin. „Das Problem eines Lebens in der DDR ist einfach, dass man so vieles gemacht hat, was in der alten Bundesrepublik nicht mehr gebraucht wird.”

Die Menschen in der DDR hätten Techniken fürs Leben entwickelt, die man heute nicht mehr brauche. „Schnell gucken, ob es noch Tempotaschentücher gibt und dann zugreifen – oder Tomatenmark hamstern”, erinnerte sich Merkel. Und nannte weitere Beispiele: Die Trauer der Alten in Hoyerswerda, die ihre Enkel in Stuttgart so selten sehen. Den Ärger der Hausbesitzer in Vorpommern, die auf Windräder gucken. Die Enttäuschung ehemaliger Industriearbeiter, deren Fähigkeiten heute genauso wenig gefragt sind wie ihre Überlebensstrategien aus der Zeit des „real existierenden Sozialismus“, als man „Tauschbörsen anlegen“ musste.

Merkel appelliert für gegenseitiges Interesse

Viele der typisch ostdeutschen Fähigkeiten seien heute nicht mehr notwendig. „Und das bekümmert einen natürlich manchmal”, sagte die Kanzlerin. „Wir waren ja, man war ja fleißig in der DDR.” Doch viele Menschen, die vielleicht auch nach der Wende arbeitslos geworden seien, fragten sich nun, was sie noch für die Gesellschaft beitragen könnten. „Und das kann man nicht einfach mit einem Federstrich wieder gut machen”, sagte Merkel. Erst vorige Woche hatte Merkels Ost-Beauftragter, der Thüringer CDU-Politiker, mit dem Satz polarisiert, heute gehe es jedem Ostdeutschen besser als vor der Wende.

Stattdessen müsse man sich füreinander interessieren. Diese wichtigen Kontakte zwischen Ost- und Westdeutschen seien aber an vielen Stellen nie entstanden. Nach ihrem leidenschaftlichen Appell entschuldigte sich Merkel „für meine etwas ausschweifende Antwort”.