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Wenn Frauen zuschlagen

Linke fordert Männerschutzhäuser

Schwerin / Lesedauer: 2 min

Frau schlägt Ehemann mit Gurkenglas nieder, Frau attackiert Ex-Freund mit Pistole. Diese Beispiele aus MV belegen: Auch das vermeintlich schwache Geschlecht kann Gewalt ausüben.
Veröffentlicht:26.05.2018, 13:04
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Männer als Opfer von häuslicher Gewalt bekommen nach Ansicht des Linken-Gleichstellungspolitikers Peter Ritter in Mecklenburg-Vorpommern zu wenig Hilfe. Im vergangenen Jahr seien fast 300 Männer als Opfer von häuslicher Gewalt oder Stalking bei den Interventionsstellen des Landes registriert worden, sagte der Landtagsabgeordnete unter Berufung auf die Antwort der Regierung auf eine parlamentarische Anfrage. In der Regel sei es die Polizei, die Fälle an die Interventionsstellen weiterleitet.

Ritter vermisst geschützte Unterkünfte für Männer, die häusliche Gewalt erleben oder davon bedroht sind. Für Frauen und ihre Kinder stehen landesweit neun Frauenhäuser bereit, in denen sie Schutz, Zuspruch und Beratung finden. Für Männer gibt es so etwas bislang nicht. Das Sozialministerium sieht nach Angaben eines Sprechers derzeit keinen Bedarf für ein Männerschutzhaus. Neben Übergriffen von Frauen auf ihre Partner gebe es auch Übergriffe in schwulen Beziehungen, sagte eine Mitarbeiterin einer Interventionsstelle.

Die Zahl der von Gewalt und Stalking betroffenen Männer, die in den Interventionsstellen des Landes vorstellig werden, steigt seit Jahren. 2017 waren es nach Angaben der Landesregierung 284, sechs Jahre davor 164. Weitergehende Beratung und Hilfe nimmt nach Ritters Worten allerdings nur ein Bruchteil wahr. „Beratungsstellen, deren Arbeit im Anschluss an die Intervention beginnt beziehungsweise an die sich Betroffene selbstständig wenden können, haben 2017 lediglich 20 männliche Betroffene erfasst.”

Sozialministerium kann Kritik nicht nachvollziehen

Nach Ansicht des Linken-Politikers Ritter gibt es zu wenige Angebote speziell für Männer. „Hilfe und Unterstützung für Männer, die Opfer von häuslicher Gewalt werden, ist nur auf großen Umwegen zu haben”, sagte er. Dem widerspricht das Sozialministerium. Männer könnten sich an Interventionsstellen in Rostock, Neubrandenburg, Wolgast, Stralsund und Schwerin sowie Beratungsstellen für Betroffene häuslicher Gewalt in Kröpelin, Waren, Demmin, Wolgast, Pasewalk, Bergen/Rügen, Parchim und Grevesmühlen wenden.

„Zudem gibt es die an den Rechtsmedizinischen Instituten der Universitätsmedizin Greifswald und Rostock angesiedelten Opferambulanzen, in denen Betroffene von Gewalt ihre Verletzungen kostenlos und vor allem unabhängig davon, ob eine Strafanzeige gestellt wird, dokumentieren lassen können”, sagte Ministeriumssprecher Alexander Kujat.

Gisela Best von der Landeskoordinierungsstelle gegen häusliche und sexualisierte Gewalt in MV sagte, betroffene Männer schwiegen oft über das Erlittene und hätten Schwierigkeiten, sich für Hilfsangebote zu öffnen. Es gebe wenig Informationen, was diese Männer genau benötigen, und auch wenig Forschung dazu. Aus ihrer Sicht wären mehr Männer im Beratungsnetz gegen häusliche Gewalt hilfreich. Bislang gebe es in Mecklenburg-Vorpommern nur einen.