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„Sylt des Ostens”

Leser berichten über ihre Erlebnisse auf Hiddensee

Hiddensee / Lesedauer: 4 min

Warum sind viele Hiddenseer so unfreundlich? – unter dieser provokativen Überschrift berichtete der Nordkurier über seine Erfahrungen auf der Insel. Aber wie erlebten unsere Leser Hiddensee?
Veröffentlicht:09.12.2019, 10:01

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Zum Nordkurier-Beitrag „Warum sind viele Hiddenseer so unfreundlich?” gab es zahlreiche Zuschriften und Kommentare von unseren Lesern. Viele haben Ähnliches erlebt, aber ebenso viele berichteten auch über nette Begegnungen mit Inselbewohnern.

Frecher Kurkartenkontrolleur

In vielen Sachen habe er ganz ähnliche Erfahrungen mit unfreundlichen Einheimischen auf Hiddensee erlebt wie der Nordkurier, schreibt zum Beispiel Lars Schleusner, der von einem Kurkartenkontrolleur schlichtweg als dumm bezeichnet worden sei. Seine daraufhin erfolgte Beschwerde bei der damaligen Kurdirektorin sei schlichtweg als „nicht nachvollziehbar“ abgewiegelt worden.

„Es gibt aber auch sehr freundliche und engagierte Menschen“, findet der Leser. Matthias Schilling von der Insel Öhe zum Beispiel, der auf Hiddensee eine Gaststätte und ein Café betreibe, wenn Not am Mann sei auch mal selbst in der Küche oder hinterm Tresen stehe und zusammen mit den Kutterfischern eine Vermarktung ihrer Fische organisiere.

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90-Jährige besucht jährlich Tochter in Australien

Lars Schleusner berichtet von einer über 90-jährigen Frau in Vitte, die Socken, Mützen, Schals und Handschuhe stricke, um ihre Rente aufzubessern, damit sie einmal im Jahr ihre Tochter in Australien besuchen könne. „Die Frau hat immer Zeit für ein nettes Gespräch und schimpft selbst manchmal über die Urhiddenseer, wenn sie so unfreundlich sind.“

Raue Sitten an Bord

Böse in Erinnerung blieb der Leipzigerin Rosmarie Schröder ihre Überfahrt im Oktober dieses Jahres von Rügen nach Hiddensee, nachdem sie von einem Kontrolleur auf das falsche Schiff gelotst worden sei und statt nach Vitte nach Kloster übersetzen musste.

Auf ihre Nachfrage, wie sie denn dann auf der Insel nach Vitte gelange, habe es nur ein Schulterzucken und die Bemerkung „übern Deich“ gegeben. Ähnliches hat der Berliner Felix Zimmermann erlebt, als ein Besatzungsmitglied Urlaubern an den Kopf geworfen habe, ein Fußmarsch zum nächsten Inseldorf würde deren Figur mal ganz gut tun.

Nette Verkäufer und Wirtsleute

Voll des Lobes ist Rosemarie Schröder über die Edeka-Verkaufsstelle in Vitte: „Es gibt wirklich alles zu moderaten Preisen, sehr freundliches und strukturiertes Personal. Da kann sich mancher Edeka auf dem Festland eine Scheibe abschneiden.“ Und Irmgard Töpel aus Neubrandenburg, die seit 1991 fast jedes Jahr nach Hiddensee reist, bestätigt, dass ihre Wirtsleute in Neuendorf immer sehr gastfreundlich gewesen seien.

Dass Hiddensee kulinarisches Entwicklungsland sei, wie von einem Gast auf Frankfurt/Main behauptet, will sie nicht so stehen lassen: „Ich rate jedem, einmal am Abend in das Restaurant „Godewind“ zu gehen und sich im wunderbaren Ambiente bei Kerzenschein verwöhnen zu lassen.“

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Von Sizilien nach Hiddensee

Frischen Wind in die Gastronomie der Insel will übriges Familie Leven bringen, die in diesem Jahr von Sizilien nach Hiddensee übersiedelte und 2020 Jahr dort ein Restaurant mit französischer Küche eröffnen will.

Der im Nordkurier erwähnte Schandfleck, ein leer stehendes Haus in Vitte, solle übrigens demnächst restauriert werden, schreibt Caroline Leven. Dass noch immer auf Hiddensee so viel leer stehe, liege auch oft an den nicht vorhandenen Wasservorräten. Ansonsten aber passe die im Nordkurier geschilderte Kritik „wie die Faust aufs Auge“, schreibt die zugezogene Insulanerin.

„Liebenswerte Schroffheit“

„Fassen Sie nach“, ermuntert ein anonym bleibender Leser, der auch schon viele Jahre regelmäßig nach Hiddensee kommt und den Bewohnern eine „liebenswerte Schroffheit“ attestiert. „Schauen Sie mal in die „Koralle“, wie eine Buchhändlerin im Oldstyle jedes Buch verorten kann“, rät er.

„Und recherchieren Sie bitte auch mal den Preis für eine vierköpfige Familie von Dresden bis zum Kofferabstellen in der Unterkunft, inklusive Anfahrt, Parkplatzgebühr für 14 Tage, Fahrkarten, Fahrradkarten und Kurtaxe und was dafür angeboten wird.“

Sein Fazit jedenfalls fällt trotzdem zugunsten der Hiddenseer aus: Der Wandel hier habe nicht immer im Konsens stattgefunden, und schon gar nicht im Interesse der Insulaner. „Gefühlt können sich nur Reiche ein Haus und ein Stück Land dort kaufen.“ Hiddensee drohe zunehmend zum „Sylt des Ostens“ zu werden.

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