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Coronavirus

Kliniken in MV arbeiten aufgeschobene Operationen ab

Schwerin / Lesedauer: 3 min

Die Angst war groß, dass das Coronavirus ähnliche Folgen wie in Italien haben könnte. Vorsichtshalber wurden ganze Klinikabteilungen für Intensivbetten geleert.
Veröffentlicht:13.06.2020, 09:05
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Wochenlang ruhte auf manchen Klinikstationen im Land der Operationsbetrieb. Nicht dringliche Operationen wurden aufgeschoben, um Platz für Intensivbetten zu schaffen. Doch nun scheint klar, dass diese Betten nicht mehr für Covid-19-Patienten gebraucht werden. Die Kliniken haben wieder auf Normalbetrieb umgeschaltet. Doch bis alle verschobenen Operationen und Behandlungen nachgeholt sind, wird es dauern.

Wie Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) Mitte April sagte, waren zwischenzeitlich 529 Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit vorgehalten worden. Der Statistik des Landesamt für Gesundheit und Soziales zufolge wurden in dieser Zeit in Mecklenburg-Vorpommern 21 Patienten intensivmedizinisch behandelt.

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Zwischen Mitte März und Ende Mai wurden an der Universitätsmedizin Rostock knapp 1400 Menschen weniger operiert als im Vorjahreszeitraum, ein Minus von rund 25 Prozent. „Seit 1. Juni gibt es keine coronabedingten Einschränkungen mehr”, sagte der ärztliche Vorstand, Christian Schmidt. Er hofft, in den kommenden 14 Tagen die letzten wartenden Patienten auf der Liste mit Leistenbrüchen, Metallentfernungen oder Gelenkspiegelungen behandelt zu haben. „Unseres Wissens ist niemand zu Schaden gekommen, Notfall-OPs und Tumorchirurgie fanden durchgehend statt.”

Mehr als 500 OPs in Greifswald verschoben

An der Universitätsmedizin Greifswald wurden wegen der Pandemie deutlich mehr als 500 Operationen verschoben. Dabei habe es sich um Augen-OPs, Eingriffe am Kiefer, Behandlungen von Hautkrankheiten bis zum Einsetzen künstlicher Hüften oder Kniegelenke gehandelt, sagte Krisenstabsleiter Klaus Hahnenkamp. Obwohl die Kapazitäten bewusst nicht wieder auf 100 Prozent hochgefahren worden seien, um auf eine eventuelle zweite Corona-Welle vorbereitet zu sein, gelinge es gut, die Zahl dieser Behandlungen zügig zu reduzieren.

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Nun gelte es auch, sich verstärkt um andere Patienten zu kümmern, beispielsweise solche mit psychiatrischen Beschwerden. Die psychosoziale Belastung sei für diese Patienten während der Corona-Krise besonders hoch gewesen, sagte Hahnenkamp.

Das Klinikum Südstadt in Rostock hat in einem ersten Schritt bis zu 70 Prozent der früheren OP-Kapazitäten zur Aufarbeitung von Rückständen zur Verfügung gestellt, wie eine Sprecherin sagte. Die Teams seien gerade dabei, rund 350 verschobene Operationen abzuarbeiten. Etwa ein Viertel davon sei erledigt, sagte sie.

Ambulante OPs in Neubrandenburg weiter zurückgestellt

Im Vordergrund stünden nun der Ersatz von Hüft- oder Kniegelenken, Adipositas-Behandlung oder auch die Behandlung von Erkrankungen der Galle und der Schilddrüse sowie gynäkologische Erkrankungen. „Tumorerkrankungen sind bei Bedarf behandelt worden.”

Im Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum in Neubrandenburg wurden im April rund 45 und im Mai nach ersten Lockerungen 20 Prozent weniger Menschen operiert. Allerdings werden auch weiterhin Eingriffe zurückgestellt, etwa im ambulanten Bereich, hieß es. „Denn räumliche und personelle Kapazitäten für Verdachtsfälle und Patienten mit Covid-19 sind weiterhin freizuhalten”, hieß es. Die Möglichkeit, infizierte strikt von nicht infizierten Patienten zu trennen, müsse erhalten bleiben. Die Helios-Kliniken in Schwerin gehen nach eigenen Angaben davon aus, dass es noch den ganzen Sommer dauern wird, ehe wieder von einem weitestgehend normalen Ablauf gesprochen werden kann.