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Michael Sack

„Er ist einer von uns“ – MV-CDU frischt ihr Wir-Gefühl auf

Schwein / Lesedauer: 4 min

Erst der unangefochtene Vincent Kokert, dann die ambitionierten aber gescheiterten Philipp Amthor und Katy Hoffmeister – jetzt Michael Sack aus der kommunalen Familie: Der CDU-Landesverband auf der Suche nach der Erfolgsspur.
Veröffentlicht:26.06.2020, 05:54

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Torsten Renz war voll des Lobes. „Michael Sack ist heute bei der Vorstellung in der CDU-Landtagsfraktion auf sehr große Zustimmung gestoßen“, zeigte sich der Chef der parlamentarischen Riege mit dem aufgefrischten „Wir-Gefühl voll motiviert“. Und dann adelte Renz auch gleich den designierten neuen CDU-Landesvorsitzenden: „Er ist einer von uns.“

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Hoppla, das klang fast so, als sei dies Philipp Amthor bei seiner Vorstellung in der CDU-Fraktion nicht gewesen. Gerade mal vier Wochen ist es her, dass sich der aufgrund von Lobby-Vorwürfen als Kandidat für den CDU-Landesvorsitz zurückgetretene Amthor in den christdemokratischern Reihen im opulenten Schweriner Schloss präsentiert hatte.

„Nein“, wollte Renz den Eindruck eines wo möglich nicht so ausgeprägten Wir-Gefühls unter einer Ägide von Amthor gleich verwischen, „Philipp Amthor ist ein junger, aufstrebender Politiker, der seine Stärken hat“. Und der auch sicherlich eine zweite Chance verdient habe, schob der CDU-Fraktionschef hinterher. Doch jetzt müsse nach vorne geblickt werden, betonte Renz – und erklärte das monatelange Machtvakuum an der CDU-Landesspitze für beendet.

CDU mit neuem Motto für die Zukunft

Renz gab auch gleich das Motto für die Zukunft aus: „Die CDU ist die kommunale Partei. Wir sind vor Ort in den Kreisen und Gemeinden verankert – und genau dieses Geschäft hat Michael Sack von der Pike an gelernt.“ Renz einmal in Schwung, legte sogar noch nach – und schwang den bundespolitischen Hammer: „Die CDU ist die einzig verbliebene Volkspartei Deutschlands.“ Fast hatte es den Anschein, als würde sich der CDU-Mann aus Güstrow schon für die Wahlkämpfe auf Bundes- und Landesebene im Herbst 2021 warmlaufen.

Natürlich blickt auch die CDU zum nächsten Wahlgang – ob mit Michael Sack als neuen Spitzenkandidat, der gegen die amtierende SPD-Ministerpräsidentin Manuela Schwesig antritt, wollten aber weder Renz noch Sack verraten. Eines aber machte der Fraktionschef unmissverständlich deutlich: „Wenn Michael Sack am 7. August auf dem Landesparteitag zum CDU-Landeschef in Mecklenburg-Vorpommern gewählt wird, soll sich der aktuelle Landrat des Kreises Vorpommern-Greifswald erst mal in Ruhe sortieren. „Wir haben keinen Druck und müssen uns nicht gleich entscheiden, wen wir als Spitzenkandidat in das Landtagsrennen schicken“, warnte Renz vor übereilten Schritten. Blickte zu Sack – und erntete Kopfnicken.

Lebensrealität spielt sich in den Kommunen vor Ort ab

Dass zwischen Kommunal- und Landesebene enorme politische Fliehkräfte wirken und das von Torsten Renz propagierte „Wir-Gefühl“ innerhalb der CDU auch schnell an seine realen Grenzen stößt, musste Sack erst am Dienstag feststellen. Als nämlich Gesundheitsminister Harry Glawe – ebenfalls langjähriger Christdemokrat – die von Landrat Sack in Vorpommern-Greifswald im Alleingang durchgesetzte Änderung der Verordnung zum Umgang mit Touristen aus Corona-Hotspots kurzerhand kassierte. „Wir haben eine entsprechende Weisung aus dem Gesundheitsministerium erhalten – und daran halten wir uns natürlich“, zeigte sich Sack als politischer Teamplayer.

Das hörte der CDU-Fraktionschef gerne und signalisierte dem designierten Parteichef die „volle Unterstützung der Fraktion“. Diese soll auch bei einer Klausurtagung von Fraktion und Landesvorstand Anfang September manifestiert werden. Bis dahin möchte Sack vor allem den Mecklenburger Teil des Landes beackern und sich überall vorstellen und bekannt machen. „Die Lebensrealität der Menschen spielt sich vor Ort in den Kommunen ab, dort müssen wir dicht an den Bürgern dran sein. Dort interessiert die Menschen, in welchem Zustand die Straßen sind und ob die Schulen und Kitas funktionieren“, will Sack an der Basis punkten.

Das hörte sich fast so an, als würde der fast sichere neue CDU-Landeschef doch schon auf die Spitzenkandidatur schielen. Auch wenn Sack und Renz dies im zu Ende gehenden Juni des Jahres 2020 natürlich nicht bestätigen wollen.