StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernEin Dank an die Feuerwehr in technisch düsteren Zeiten

Ersatzteile vom Oldtimermarkt

Ein Dank an die Feuerwehr in technisch düsteren Zeiten

Rostock / Lesedauer: 3 min

Die Feuerwehrleute haben in diesem Sommer etliche Feldbrände gelöscht. Dafür bedankte sich die Landes-regierung mit einem Fest. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass in den nächsten Jahren ein immenser Investitionsbedarf besteht.
Veröffentlicht:15.10.2018, 06:33
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Investitionsstau bei der Feuerwehr: Der Landesfeuerwehrverband schätzt den Bedarf in den kommenden fünf Jahren auf rund 50 Millionen Euro allein für neue Fahrzeuge, wie Landesbrandmeister Hannes Möller sagte. Etwa ein Drittel aller Einsatzfahrzeuge sei älter als 25 Jahre, ein Teil stamme sogar noch aus DDR-Zeit. „Es gibt Feuerwehren, die kaufen ihre Ersatzteile auf dem Oldtimermarkt“, sagte er.

Innenminister Lorenz Caffier (CDU), in dessen Haus die Zuständigkeit für die Feuerwehren liegt, hält sich mit Zahlen noch zurück. Er wartet auf die Brandschutzbedarfspläne, die von den Gemeinden bis Mai 2019 erstellt werden. „Dann werden wir im Land erstmals eine belastbare Übersicht über die Ist-Situation der Feuerwehren haben, sowohl was die technische als auch die personelle Ausstattung betrifft“, sagte er. Caffier stellte aber bereits klar, dass eine enorme finanzielle Herausforderung vor den Verantwortlichen stehe – obwohl in den vergangenen Jahren schon viel investiert worden sei.

Die Kameraden hätten ein Recht darauf, bei ihren gefährlichen Einsätzen auf modernes und leistungsstarkes Gerät zurückgreifen zu können. „Ich werde alles daran setzen, dass wir diese Investitionen auch bekommen werden“, versprach Caffier im September im Landtag. Um Geld zu sparen, könnten künftig Feuerwehrfahrzeuge zentral vom Land beschafft und dann verteilt werden. Davon verspricht sich Caffier Rabatte bei den Herstellern.

Neue Technologien nach brandheißem Sommer

Nach Möllers Worten wird außerdem über die Einführung neuer Technologien nachgedacht. So habe der trockene Sommer mit seinen vielen Wald- und Feldbränden die Notwendigkeit des Einsatzes von Drohnen zur Aufklärung gezeigt. Auch dafür seien erhebliche Investitionen nötig, denn die Feuerwehr könne keine 500-Euro-Drohnen in Rauch und Hitze einsetzen. Bei einigen Waldbränden im letzten Sommer, zum Beispiel in Groß Laasch und Lübtheen, konnten Feuerwehrleute wegen Munition im Boden Wälder nicht betreten.

In diesem Jahr ereigneten sich nach Angaben des Agrarministeriums in Mecklenburg-Vorpommern 67 Waldbrände mit 30,25 Hektar betroffener Fläche. Im Juli und August kam es außerdem zu 50 größeren und kleineren Erntebränden auf mehr als 260 Hektar Feldern. Außerdem gingen 20 Strohmieten und Landmaschinen in Flammen auf.

Am Samstag ließ die Landesregierung im Rostocker IGA-Park ein Dankesfest für die Feuerwehren nach diesem einsatzstarken Sommer steigen. „In diesem Sommer haben wir in besonderer Weise erlebt, wie wichtig die Feuerwehren sind“, sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD). Die Kameradinnen und Kameraden seien bereit, ihre freie Zeit für das Gemeinwohl zu opfern, riskierten sogar Gesundheit oder im schlimmsten Fall ihr Leben.

Tut die Regierung genug für die Feuerwehr?

Caffier betonte die Bedeutung des Ehrenamtes beim Brandschutz. Ohne die ehrenamtlichen Kräfte sei ein flächendeckender Brand- und Katastrophenschutz in Mecklenburg-Vorpommern überhaupt nicht zu verwirklichen, sagte er. 

Am Einsatz der Landesregierung in Schwerin gibt es aber Kritik. Es werde zu wenig für die Feuerwehren im Land getan, ist unter anderem in diesem Kommentar nachzulesen.

Als weitere Baustelle nannte Landesbrandmeister Möller die Fortbildungskapazitäten für Feuerwehr-Führungskräfte an der Landesschule für Brand- und Katastrophenschutz in Malchow. Diese soll nach Caffiers Worten mit 16 Millionen Euro massiv ausgebaut werden. „Ich führe dazu sehr konstruktive Gespräche mit dem Finanzminister“, hatte Caffier dazu im Landtag gesagt.

In Mecklenburg-Vorpommern sind laut Landesregierung in 939 freiwilligen Feuerwehren mehr als 25 000 Ehrenamtler tätig. Hinzu kommen rund 740 hauptamtlich Beschäftigte in den sechs Berufsfeuerwehren in Rostock, Schwerin, Neubrandenburg, Stralsund, Greifswald und Wismar.