StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernTodesdrama auf A19 - Bauern wütend über Schuldzuweisung

Sandsturm

Todesdrama auf A19 - Bauern wütend über Schuldzuweisung

Rostock / Lesedauer: 3 min

Vor acht Jahren krachten während eines Sandsturms auf der A19 bei Rostock 80 Fahrzeuge ineinander. Zum Jahrestag der Tragödie warf der BUND der Landwirtschaft eine Mitschuld vor. Die Bauern sind empört.
Veröffentlicht:08.04.2019, 19:28

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Burkhard Roloff ist seit 16  Jahren hauptamtlicher Mitarbeiter bei der Umweltschutzorganisation BUND. Und genau so lange kritisiert der Verfechter des Bio-Anbaus immer wieder verschiedene Aspekte der konventionellen Landwirtschaft.

Roloff ist also ein alter Bekannter beim Bauernverband, der sich als Interessenvertretung auch der konventionellen Landwirtschaft versteht. Man kennt sich, man streitet sich. Und immer geht es auch darum, die eigene Sicht in der Öffentlichkeit gut rüberzubringen. Profis auf beiden Seiten.

Sandsturm-Tragödie auf der A19

Die jüngste Attacke von Roloff allerdings sehen viele Bauern nicht als Werk eines Profis im Meinungskampf, sondern als reine Demagogie, um einen ganzen Berufsstand zu verunglimpfen.

Roloff hatte zum Jahrestag der Sandsturm-Tragödie auf der A19 verbreitet, dass an den Händen der Bauern quasi das Blut der Opfer der Massenkarambolage vor acht Jahren klebe: Sie seien durch ihre Produktionsweisen verantwortlich für schlechte Böden im Land und damit Mitverursacher des Sandsturms gewesen, in dem acht Menschen bei einem tragischen Unfall auf der Autobahn ihr Leben verloren.

Bauernverband nennt Angriffe „unredlich“

Viele Bauern verwahrten sich in den sozialen Netzwerken gegen eine solche Schuldzuweisung. Die Opfer der Tragödie, so der Tenor, würden instrumentalisiert, um eine haltlose Kampagne gegen die konventionelle Landwirtschaft zu befeuern.

Insbesondere prangerte Roloff eine „Bodenverdichtung“ durch schwere Landmaschinen an – ohne allerdings zu begründen, warum ein verdichteter Boden für Winderosion anfälliger sein sollte als eine lockere Krume. Das brachte ihm in den sozialen Netzwerken von Agrar-Praktikern viel Häme ein.

Bauernverband MV: „Unredlich“

Zwischenzeitig schaltete sich dann auch der Bauernverband MV ein. Dessen Präsident Detlef Kurreck formulierte für seine Verhältnisse ziemlich drastisch: „Unredlich“ nannte er die Attacke des BUND-Funktionärs, „dieses tragische Ereignis zu nutzen, um Polemik gegen Landwirte zu führen.“

Untersuchungen hätten seinerzeit ganz klar ergeben, dass es durch eine Verkettung unglücklicher Umstände zu dem Unfall gekommen war. Trockenheit, extrem hohe Windgeschwindigkeiten und ein fehlendes Tempolimit seien die Ursache der Tragödie gewesen. Der Vorwurf, es habe an der schlechte Bodenqualität gelegen, sei nicht haltbar.

Bodenerosion verringern

„Der Boden ist das wichtigste Produktionsmittel der Landwirte“, sagte Kurreck: „Entsprechend sorgsam gehen die Landwirte mit ihm um.“ So werde etwa die Hälfte der landwirtschaftlichen Flächen im Land inzwischen einer besonders bodenschonenden Bearbeitung unterzogen. Dort werde zum Beispiel nicht mehr gepflügt, was die Gefahr von Bodenerosion deutlich vermindere.

Eine weitere Maßnahme der Bauern sei der Anbau von Zwischenfrüchten auf rund 60.000 Hektar in MV. Das diene sowohl der Nährstoffspeicherung als auch dem Schutz des Bodens vor Windabtragungen und Wassererosion.