StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernAussage von Backhaus irritiert Windenergie-Firma

„Gegen Windräder”

Aussage von Backhaus irritiert Windenergie-Firma

Friedland / Lesedauer: 3 min

Nachdem sich Landwirtschaftsminister Till Backhaus gegen Windräder in der Friedländer Große Wiese ausgesprochen hat, zeigt sich das zuständige Unternehmen irritiert. Und macht sachte Druck.
Veröffentlicht:29.11.2019, 06:57

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Das Uckermärkische Unternehmen Enertrag hat am Donnerstag auf jüngste Aussagen von Landwirtschafts- und Umweltminister Till Backhaus (SPD) reagiert. Das Unternehmen möchte auf der Friedländer Großen Wiese bei Ferdinandshof insgesamt zwölf Windräder mit einer Höhe von 240 Metern aufstellen.

Backhaus hatte bei einem Gespräch in Ueckermünde zuvor den Standort als Standort für Windräder abgelehnt und dabei unter anderen auf das große Torfvorkommen in dem Niedermoorgebiet verwiesen. „Die zwölf Meter Tiefe, von denen der Minister sprach, ist keinesfalls überall auf der Fläche gegeben”, sagte Enertrags Projektleiter Marcus Heinicke. Im Randgebiet, dort wo die Anlagen gebaut werden sollen, seien es gerade mal 30 Zentimeter Torfboden. „Die wir außerdem ausgleichen werden”, so Heinicke.

Enertrag: „Windkraft-Anlagen könnten 120 000 Tonnen CO2 einsparen”

Was der Landesleiter für Enerigieprojekte besonders „bemerkenswert” findet: In Ueckermünde sprach auch der Minister davon, dass der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß (CO2) des Moores verringert werden muss. „Mit den Anlagen, wie wir sie planen, sollen rund 120 000 Tonnen Kohlenstoffdioxid jährlich eingespart werden. Mehr als die Hälfte von dem, was das Niedermoor im Jahr ausstößt”, rechnet Heinicke vor. Er verweist dabei auf Kalkulationen des „Moor Centrums” der Universität Greifswald, wonach die Friedländer Große Wiese aktuell 200 000 Tonnen CO2 im Jahr ausstößt.

Nach Wunsch des Landwirtschaftsministeriums soll nun ein Beirat alternative Nutzungskonzepte erarbeiten. „Einer Wiedervernässung stünden wir gar nicht im Weg. Wir können unsere Infrastruktur danach ausrichten”, ergänzt der Mitarbeiter des Energieunternehmens. Moorschutz und Erneuerbare Energien müssten sich nicht ausschließen.

Und Marcus Heinicke setzt noch nach: „Wenn man es wirklich ernst meint mit der CO2-Einsparung sollte dafür gesorgt werden, dass das Genehmigungsverfahren schnell zum Abschluss gebracht wird.

Der Antrag für den Bau der Windräder liegt aktuell bei dem Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt (StALU). Das hatte kürzlich ein amtliches Gutachten in Auftrag gegeben, das noch einmal die Anzahl der Rastvögel überprüfen soll. „Wir gehen fest davon aus, dass das neue Gutachten die Ergebnisse, die in den letzten Jahren vorgelegt wurden, bestätigt”, zeigt sich Heinicke überzeugt.

Umweltministerium: Aussage des Ministers eher Anregung

Amtsleiter Christoph Linke bestätigte zudem dass das begonnene Verfahren wie bisher weitergeführt werde trotz der Aussage des Ministers. Backhaus' Ministerium teilte zudem am Donnerstag auf entsprechende Nordkurier-Anfrage mit, dass die Aussage des Chefs eher als Anregung und keineswegs als Weisung an das StALU zu verstehen sei.

Die Region gilt als bedeutendes Brut- und Rastgebiet für Vogelarten, darunter Kraniche, etliche Gänsearten, Rotmilane sowie Jagdgebiet für den Schreiadler. Bürgerinitiativen und Naturschutzverbände lehnen den Bau der Windräder dort ab. Am Montag hatte der Kreistag Vorpommern-Greifswald zudem einen Stopp für den Bau neuer Windräder im Kreisgebiet beschlossen.

Enertrag will seinerseits verstärkt in den Dialog treten. Am 9. Dezember ist im Haus an der Schleuse in Torgelow ein Themenabend angesetzt, der Erneuerbare Energien und Moorschutz gleichermaßen behandeln soll.