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Jagderlaubnis gefordert

Wühlen Demmins Wildschweine noch?

Demmin / Lesedauer: 3 min

Im Februar waren Wildschweine nah an die Besiedlung vorgedrungen. Sogar der Wunsch nach einer Jagderlaubnis in Stadtnähe wurde laut. Doch haben die Schwarzkittel seither weitergewühlt?
Veröffentlicht:06.06.2020, 17:28

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Der Wildschweinbestand ist weiter hoch, vielerorts dringen die Tiere sogar bis in die Städte vor. Im Neubrandenburger Kulturpark pflügte Schwarzwild so im vergangenen Herbst einen Rasen in der Nähe eines Spielplatzes um und auch nahe des Datzebergs schienen sich die Wildschweine wohlzufühlen. In einem Greifswalder Gewerbegebiet lief eine Rotte am hellen Tag über die Straße. In Torgelow und Greifswald gruben Wildschweine ganze Fußballplätze um.

Und in Demmin?

Ende Februar stellte man sich die Frage, ob der Hansestadt eine Wildschweinplage droht. Doch seit das Schwarzwild damals nahe des Wandergebietes „Halbmond“ gewühlt hatte, hielten sich die Tiere von der Stadt offenbar fern. Dem Ordnungsamt jedenfalls sind aus der letzten Zeit keine Fälle bekannt, in denen Wildschweine sich wieder in oder dicht an die Stadt wagten. „Es wurde zumindest nichts an uns herangetragen“, sagt Ordnungsamtsleiter Jörg Küthe. Sicher werde aber nicht jede Sichtung gemeldet. Auch Egbert Scholle, Vorsitzender des Jagdverbandes Demmin, hat seither von keinen weiteren Vorfällen gehört, obwohl die Schwarzwildbestände weiterhin sehr stark seien. Davon zeugten immer wieder Spuren, etwa an der Deutsch-Kroner-Straße und am Halbmond.

Klima und Landwirtschaft hat Einfluss auf hohe Population

„Die hohen Bestände haben zum einen mit den milden Wintern zu tun“, erklärt Scholle, „da findet keine natürliche Selektion statt.“ Ein weiterer Faktor sei das permanente Nahrungsangebot durch die intensive Landwirtschaft mit großen Mais- und Rapsschlägen. Als Stressreaktion der Bäume auf das Klima seien auch Eicheln derzeit stark vorhanden. All das hat Auswirkungen auf die Schwarzwildpopulation: „Frischlinge bekommen im Jahr ihrer Geburt schon Nachwuchs“, sagt Scholle. „Das muss man sich mal vorstellen.“

Die großen Bestände stellen die Jäger vor eine Herausforderung. „Der Jagddruck auf Wildschweine ist permanent hoch“, so Scholle. Auch zur Prävention gegen die Afrikanische Schweinepest, versuchten die Jäger, die Bestände möglichst auszudünnen. So sollen Infektionen erschwert werden.

Komposthaufen locken Wildschweine in die Städte

Trotz der starken Bejagung und des reichlichen Nahrungsangebots auf dem Land kommen Wildschweine immer wieder auch dicht an Städte heran. „Sie werden zum Beispiel von Komposthaufen angelockt“, erklärt Scholle. Außerdem verlören die Tiere, wo sie häufig auf Menschen treffen, zunehmend ihre Scheu. So weit scheint es in Demmin noch nicht gekommen zu sein. Küthes Einschätzung nach ist das Wildschweinaufkommen hier nicht massiv, stärker seien am Stadtrand die Rehe vertreten.

So machten sich im April nicht zum ersten Mal Rehe über den Friedhof St. Bartholomaei her – trotz Schutzzaun, Flatterbändern und Abwehrspray (der Nordkurier berichtete). Die Friedhofsverwaltung sprach von zwei Rehen, die sich regelmäßig auf dem Gelände aufhielten.