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Industrie-Denkmal

Wird der verrostete Mini-Turm in Demmin abgerissen?

Demmin / Lesedauer: 3 min

Der Bahnübergang soll modernisiert werden. Ein uraltes Bauwerk soll im Zuge dessen verschwinden. Aber ein Verein will dafür kämpfen, dass es bleibt.
Veröffentlicht:28.12.2019, 11:01

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Wer vor den geschlossenen Schranken am Bahnübergang in der Jarmener Straße warten muss, dem fällt der kleine verrostete „Turm“, der hinter den Schienen steht, sofort ins Auge. So mancher wird sich schon den Kopf darüber zerbrochen haben, was es mit diesem Objekt auf sich hat und vor allem wofür es genutzt wird. Fragt man die Mitarbeiter der Deutschen Bahn, die dort täglich die Schranken per Hand hoch und runter kurbeln, fällt die Antwort eher knapp aus: „Das Teil steht da schon seit einer halben Ewigkeit und soll mitsamt dem alten Schrankenhaus abgerissen werden, sobald hier im kommenden Jahr die Bauarbeiten für den geplanten Kreisverkehr beginnen.“

Nach Ansicht des neu gegründeten Demminer Heimatvereins wäre es aber sehr bedauerlich, wenn so ein Stück Eisenbahngeschichte für immer verschwinden würde. Schließlich ist dieses „Teil“ weit über 100 Jahre alt, wie Karsten Behrens weiß. „Es ist eine ‚Preußische Mantelbude‘, die noch aus der Gründungszeit der Bahnstrecke stammt, so der Vorsitzende des Vereins. Da das Zweite Pommersche Ulanen-Regiment Nr. 9 der Preußischen Armee damals zu den ersten Truppen gehörte, die mobilgemacht und an die Front geschickt wurden, hatten sich die Verantwortlichen in Berlin dafür entschieden, dass der wichtige Militärstandort Demmin an die damalige Hauptstrecke der Bahn angeschlossen wird.

Läutewerk war darin untergebracht

Der kleine „Turm“ – ein etwa zwei Meter hoher zylinderförmiger Hohlkörper aus Metall – beherbergte einst das Läutewerk, das dem Stationspersonal und den Reisenden ankündigte, wann und aus welcher Richtung ein Zug kam. Später diente er auch als Aufbewahrungsort für Werkzeug, Henkellampen oder die namensgebenden Mäntel der Bahnangestellten. Es existiert aber noch ein weiteres bauhistorisches Objekt, dass die Mitglieder des Heimatvereins für die Nachwelt erhalten möchten: „Eine kleine gusseiserne Platte, die in den Boden eingelassen wurde“, erklärt Karsten Behrens. Darauf sind neben der preußischen Krone auch die Flügel des Wappenadlers abgebildet.

Der Vereinsvorsitzende hat bei der Deutschen Bahn AG bereits in der vergangenen Woche schriftlich angefragt, ob eine Übernahme dieser Relikte möglich wäre. „Außerdem möchten wir gerne eine Foto- und Videodokumentation der Technikanlage sowie vom Außen- und Innenbereich des Schrankenhauses anfertigen, bevor die Bagger ans Werk gehen. Vielleicht können wir dann zu einem späteren Zeitpunkt den Demminer Modellbauverein mit ins Boot holen, der die abgerissene Anlage im Miniaturformat nachbaut“, betonte Karsten Behrens. Sollte es vonseiten der Bahn grünes Licht für das Vorhaben des Vereins geben, würden die Bodenplatte und die ‚Preußische Mantelbude‘ zunächst zwischengelagert. Wo sie dann künftig aufgestellt wird, steht noch nicht fest. „Wir finden schon einen geeigneten Platz, an dem dieses Stück Eisenbahngeschichte richtig zur Geltung kommt“, ist der Vereinsvorsitzende überzeugt.