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Corona-Krise

Wein für stille Helden als Dankeschön der Loitzer Winzer

Loitz / Lesedauer: 4 min

Um denen, die derzeit den Alltag in der Region aufrechterhalten, eine Freude zu bereiten, haben Mitstreiter des Loitzer Winzervereins jetzt 60 Flaschen eines guten Tropfens an fleißige und mutige Frauen und Männer verteilt.
Veröffentlicht:21.04.2020, 07:14

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Damit hatten sie wirklich nicht gerechnet: Die Verkäuferinnen am Backwarenstand wussten gar nicht, was sie sagen sollen, der Busfahrer zögerte kurz, ob er das Geschenk annehmen darf, eine stellvertretende Marktleiterin nutzte die kleine Pause zum Durchatmen und die Apotheker strahlten über ganze Gesicht, das konnten selbst die Mund-Nasenmasken nicht verbergen.

Sie alle sind Alltagshelden, weil sie in der Zeit der Corona-Epidemie derzeit in Loitz täglich ihre eigene Gesundheit aufs Spiel setzen, um für die Einwohner der Region den ganz normalen Alltag aufrechtzuerhalten. Und genau das würdigten jetzt die beiden Mitglieder des Loitzer Winzervereins „Sophia Hedwig“ Thomas Krakau und André Kallies. An zwei Nachmittagen verteilten sie insgesamt 60 Flaschen Weißwein.

Dabei handelte es sich um eine Abfüllung vom Weingut Oster, einen Weißwein namens „Stille Helden“. Der Winzer Walter J. Oster aus Ediger-Eller an der Mosel hatte gleich mehrere Kartons von dem Cuvée blanc spendiert, um auch in diesen schweren Zeiten der Stadt und dem Verein seine starke Verbundenheit auszudrücken, die er bereits seit vielen Jahren mit Loitz pflegt.

Walter Oster steht dem Winzerverein aus dem Norden nämlich als Mentor und Sponsor gern mit Rat und Tat zur Seite. „Die Idee, diesen Wein ‚Stille Helden‘ auf den Markt zu bringen, hatte mein Sohn Michael. Er hat uns seine Idee unterbreitet, die ganze Familie fand das natürlich gut, wir haben sein Vorhaben schnell realisiert“, erzählte Walter Oster auf Nordkurier-Nachfrage in einem Telefongespräch.

Mit Gummihandschuhen und Abstand

Rund 100 von den insgesamt 3000 „Stille Helden“-Weinflaschen schickte er in den Norden, nach Vorpommern-Greifswald. 60 gingen allein an den Winzerverein Sophia Hedwig. „Wir freuen uns sehr über diese tolle Geste und nehmen uns auch gern die Zeit, diese Flaschen bei uns in der Stadt zu verteilen“, sagte Vereinsvorsitzender Thomas Krakau.

Mit Gummihandschuhen und dem Bewusstsein ausgerüstet, immer schön Abstand zu halten, drehten sie unermüdlich ihre Runden durch die Stadt, statteten einem Pflegedienst einen Besuch ab, überraschten ganz spontan die Postfrau, die mit ihrem gelben Auto von Tür zu Tür fuhr, übergaben den guten Tropfen an Verkäufer in den Supermärkten und passten den richtigen Moment ab, als einer der Busfahrer, Klaus-Dieter Ickert aus Jarmen, gerade am Loitzer Postberg Halt machte. Auch in der dort ansässigen Apotheke waren die Mitarbeiter überrascht und gleichzeitig sehr erfreut.

Gelungene Überraschung

Stille Helden in Vorpommern scheinen ohnehin ruhig zu sein. Einige von ihnen konnten ihre Freude gut verbergen, auf jeden Fall machte keiner der Überraschten einen großen Hehl um sich selbst. Fast alle reagierten mit den Worten: „Wir machen unsere Arbeit. Das ist eben im Moment alles so. Da müssen wir durch. Aber danke, das ist echt nett mit dem Wein.“ Das war es wohl. Mit der Aktion hatten sich am Ende des Tages auch Thomas Krakau und Andre Kallies, die reichlich Strecke zurückgelegt hatten, um mit dem Wein 60-mal Danke zu sagen, eigentlich eine Flasche verdient. Davon, dass sie in diesen Momenten auch stille Helden waren, weil sie den Kontakt zu vielen Personen und Einrichtungen nicht scheuten, wollten sie aber nichts hören. Ebenso wenig die Winzer-Familie an der Mosel.

Die hat ihre Stille-Helden-Edition inzwischen großflächig verteilt, unter anderem gingen Flaschen an die Mitarbeiter eines Kinderkrankenhauses in Bonn, an Einrichtungen in Berlin, einige Kartons mit Stille-Helden Wein blieben in der unmittelbaren Umgebung an der Mosel. So manches Weinliebhaber-Herz sehnt sich inzwischen sicher schon nach einer Reise dorthin, wo es leicht fällt, die Sorgen des Alltags zu vergessen. Bis das wieder möglich ist, muss es genügen, sich mit einem Gläschen Winzerwein zu trösten. Walter Oster und seine Familie würde das auf jeden Fall sehr freuen.