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Gedenkort für Demminer Kriegstote

Vision von Gedenkhalle stößt neue Debatte an

Demmin / Lesedauer: 3 min

Hans Jürgen Syberberg hat in Demmin schon manche, zunächst kaum machbar scheinende Idee umgesetzt. Jetzt hat er eine neue. Am Markt soll ein Gedenkort für die Demminer Kriegstoten entstehen. Das löste Verunsicherung aus.
Veröffentlicht:19.09.2018, 09:57

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Als der Dokumentarfilmer Martin Farkas im Frühjahr anklingen ließ, das unverwendete Material seines Films „Über Leben in Demmin“ eventuell der Stadt zu überlassen, war dem damals noch relativ neuen Pastor Karsten Wolkenhauer eines klar: Dieses Material sollte nicht in Archiven verschwinden, sondern gezeigt werden. Doch dafür bräuchte es einen Raum, genauso wie in Demmin ein physischer Ort zum Gedenken für die Toten des Kriegsendes vorhanden sein sollte, ein Raum zum Betreten und Innehalten.

Das hat offenbar der in München und Nossendorf lebende, nicht unumstrittene Filmemacher Hans Jürgen Syberberg aufgegriffen. Nach Projekten wie der Installation am Markt zum Stadtjubiläum, der Kennzeichnung eines ehemaligen Kellerganges mit Baumreihen, dem „Café Zilm“ und der Aufführung von Schillers „Die Räuber“ hat er sich nun eine neue Aktion auf die Fahnen geschrieben.

Pläne sorgen für Irritationen in politischen Gremien

Syberberg strebt auf der Rasenfläche der Marktsüdseite den Bau einer etwa 100 Meter langen Halle an, als Ort des Gedenkens für alle Demminer Toten von 1945 genauso wie als Ort für Kunst. Dafür stehe er in Verhandlungen mit der Schweriner Staatskanzlei.

Als das Ende August im Nordkurier erstmals öffentlich anklang, sorgte es postwendend für Irritationen in politischen Gremien. Die Stadtvertreterin und stellvertretende Stadtvertretungspräsidentin Christine Richter (Die Linke) etwa machte jüngst im Sozial- und Kulturausschuss ihrem Unmut darüber Luft, dass sie davon aus der Zeitung erfahren musste. Es handele sich um die Planung für ein großes Projekt. „Ich war schon verdutzt“, sagte sie, „dass ich davon im Kulturausschuss noch nichts gehört habe.“

Dort stand das Thema aber auch noch nicht zur Debatte. „Das sind nur Visionen von Herrn Syberberg. Bis zum Bau ist es noch ein langer, langer Verfahrensweg“, sagte Vize-Bürgermeister Ronny Szabó, und wenig später legte UWG-Fraktionschef Eckhardt Tabbert im Hauptausschuss seine Sicht dar: „Ich habe das nicht anders gelesen, als dass es nur Visionen sind.“

Bürgermeister: Bisher nur Visionen

Einen Schriftverkehr zwischen Syberberg und der Stadt aber gibt es bereits. Wegen der Verunsicherung fühlte sich Bürgermeister Michael Koch (CDU) denn auch bemüßigt, im Hauptausschuss einige klärende Worte zu sagen. Auch er betonte, dass es sich bisher nur um Visionen handele und eine Realisierung sehr schwierig wäre. Im Moment gebe es noch keinerlei Entscheidung. „Es gibt einen bestätigten Bebauungsplan für die Marktsüdseite“, erklärte Koch. „Da wurde nicht daran gerührt.“

Diese Bauleitplanung stammt noch aus den 1990er-Jahren. Sie sah im Grunde eine Bebauung mit Wohn- und Geschäftshäusern vor. Allerdings fanden sich keine Investoren, und auch gegenwärtig ist nichts über größere derartige Vorhaben bekannt. Insofern dürfte sich mancher fragen, wie sinnvoll der alte B-Plan noch ist und in Syberbergs Vorhaben eine Art Hoffnungsschimmer sehen. Der hat bisher vielen Zweiflern zum Trotz noch alle seine Ideen umgesetzt. Jetzt gibt es wieder Zweifel. „Visionen sind gut“, so SPD-Fraktionschef Reinhardt Friedrichs, „aber ob man sie verwirklichen kann, ist eine ganz andere Frage.“