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Neuer Gedenk-Ort für Demminer Kriegstote?

Demmin / Lesedauer: 3 min

Wie viele Menschen genau sich in Demmin während der letzten Kriegstage das Leben nahmen, ist nicht bekannt. Aber, findet die UWG, es sollte für sie eine Erinnerungsstätte am Hafen geben.
Veröffentlicht:26.03.2019, 08:01

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Wenn am Volkstrauertag die Stadt Demmin der Kriegstoten gedenkt, zieht der Trauerzug gewöhnlich ziemlich achtlos an einem großen Stein vorüber. Dabei erinnert der Findling an einem der Hauptwege seit Jahren an eine der größten Demminer Katastrophen. „Freitote, am Sinn des Lebens irre geworden“, steht dort auf einer Messingtafel für die fast zahllosen Menschen, die sich in den letzten Tagen des Krieges das Leben nahmen. Die Tragödie gilt als größter Massensuizid der deutschen Geschichte.

Sie hat Demmin bekannt gemacht, so traurig sie auch ist. Das Gedenken nur mit dem Stein auf dem Friedhof aber reicht manchem nicht mehr aus. Zu weit weg vom Ort des Geschehens an Peene, Trebel und Tollense, finden Kritiker wie der UWG-Stadtvertreter Stefan Tabbert, zu unscheinbar für eines der einschneidendsten Ereignisse in der Geschichte der Stadt.

Geeigneter Ort fehlt

Im vorigen Jahr legten Vertreter der Unabhängigen Wähler zum Jahrestag Blumen dort nieder. Sie blieben dabei weitgehend allein. In der Folge aber entstand die Idee, mehr zu schaffen. Jetzt hat sich die UWG die Schaffung einer Gedenkstätte am Hafen ins Wahlprogramm geschrieben. „Wir wollen etwas für die Erinnerungskultur tun“, sagt Stefan Tabbert. Die UWG glaube, dass die seinerzeitige Tragödie immer noch ein Thema sei in Demmin, aber ein geeigneter Ort für das Gedenken fehle.

Damit stehen die Unabhängigen nicht alleine da. So meint beispielsweise auch Bürgermeister Michael Koch (CDU), dass Demmin einen solchen Platz brauchen könnte. „Ich stehe dem offen gegenüber und habe keine Bedenken, dass es nicht umsetzbar wäre“, sagt er. „Über die Gestaltung müsste man dann noch im Kulturausschuss reden.“

Wie die Gedenkstätte genau aussehen sollte, das ist gegenwärtig auch für die UWG noch zweitrangig. Ihr geht es zunächst vor allem um die Sache an sich, und sie hat deshalb bereits beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge vorgesprochen. „Wir haben uns ausgetauscht“, bestätigt dessen Ortsverbandsvorsitzender, Ernst Wellmer.

Der ehemalige Bürgermeister kann der Idee einiges abgewinnen. „Ich würde es für sinnvoll erachten“, sagt er. „Wir als Volksbund würden das begrüßen.“ Umso mehr, als nächstes Jahr das Ende des Zweiten Weltkriegs 75 Jahre zurückliegen wird.

Missbrauch verhindern

Allerdings sieht Wellmer auch eine Gefahr. Er hoffe, dass es kein Wahlfahrtsort für Menschen würde, die es für „falsches Gedenken“ benutzen könnten. Es liegt auf der Hand, was Wellmer damit meint. Kränze von Rechtsextremisten wie etwa am 8. Mai würde er dort nicht gern sehen. Man müsse eine Gestaltung finden, durch die falsche Leute abgehalten werden, betont er.

Das Problem ist auch der UWG bewusst. „Man muss“, sagt ihr Vorsitzender, Eckhardt Tabbert, „aufpassen, dass es nicht missbraucht wird.“