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Hohe Kosten

Lkw-Maut macht Zucker-Bauern sauer

Demmin / Lesedauer: 3 min

Die Ausweitung der Kilometergebühren auf Bundesstraßen wird auch ein hierzulande wichtiger Wirtschaftszweig zu spüren bekommen. Im Anbauerverband für Zuckerrüben geht man davon aus, dass Landwirte bald höhere Transportkosten zahlen.
Veröffentlicht:13.07.2018, 09:23

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Als Michael Kühling dieser Tage eine Rechnung vom Landhandel bekam, entdeckte der Zemminer Landwirt darin einen neuen Posten: Maut für Lkw. Die zahlte er wie alle Verbraucher zwar auch vorher schon mit, aber bisher war sie nicht zu erkennen. Jetzt sei sie „ein eigener Posten auf der Rechnung“, stellt Kühling fest und wertet das als ein Indiz für einen Trend. Der Handel stellt sich auf die nun auch für Bundesstraßen geltende Kilometergebühr ein. „Sämtliche Spediteure legen die Maut um“, sagt Kühling. „Aber wir können sie als letztes Glied der Kette nicht weitergeben.“

Das trifft die hiesige Landwirtschaft als einen der wichtigsten Wirtschaftszweige im ländlichen Raum zu einem Zeitpunkt, zu dem sie auch höhere Dieselkosten zu berappen hat, und es könnte sich vor allem in der Zukunft noch gravierend auswirken. Zwar bleibt Michael Kühling die Abführung von Maut für Trecker auf jeden Fall erspart, weil er alle seine Maschinen auf höchstens 40 km/h begrenzt hat. Doch Bauern fahren nicht nur Trecker.

Transportkosten aufgeteilt zwischen Fabrik und Landwirten

Vor allem Zuckerrüben-Bauern dürfte die Maut bald teurer zu stehen kommen. Denn die Anklamer Zuckerfabrik als einzige weit und breit hat einen großen Einzugsradius. Viele Rüben werden deshalb per Lkw auf den Äckern abgeholt und nach Anklam transportiert, beispielsweise über die nun mautpflichtige B 110. In ihren Kreisen hat man sich denn auch schon Gedanken darüber gemacht und festgestellt, dass es nicht billig werden wird.

Solide Schätzungen sind nach Auskunft des Vorsitzenden der Anbauerverbandes, Thies Holtmeier, allerdings schwierig – zum einen, weil manche Rübentransporter auch heute schon die Autobahn benutzen, und zum anderen, weil Ausweichstrecken beispielsweise über Landesstraßen noch kaum abzusehen sind. Die Zahlen gehen denn auch stark auseinander. Als Minimum der von den Spediteuren umgelegten Kosten nennt der Sarower Landwirt Ausgaben in Höhe von 600 000 Euro für die Fabrik, es könnte aber auch eine Million werden. „Das“, sagt er, „ist schon heftig.“

Aufgeteilt werden die Transportkosten zwischen Fabrik und Landwirten. Auf die Fabrik entfallen laut Holtmeier 90 Prozent bei den vertraglich gebundenen Liefermengen, auf die Landwirte die übrigen zehn Prozent. Bei Übermengen müssen die Bauern allein für den Transport aufkommen. Allerdings machten diese nur einen geringen Teil der Gesamtmenge aus.

Nächste Preisverhandlung bereitet Sorgen

Ihr zehnprozentiger Anteil an der Maut ist es denn auch nicht, der den Landwirten die großen Sorgen bereitet. Umgerechnet käme er laut Holtmeier auf circa 30 Cent je Tonne, was tragbar wäre. Aber nach seiner Einschätzung wird es dabei nicht bleiben. „Für diese Kampagne sind die Preise schon fest und die Fabrik kann die Maut nicht umlegen“, erläutert er. „Aber bei den nächsten Preisverhandlungen wird sie sicher ein Argument sein.“

Anders ausgedrückt: Die Kosten für die Landwirte dürften dann steigen, der Erlös sinken und das vor dem Hintergrund des ohnehin schon angespannten Zuckermarktes. Weltweit gibt es derzeit zu viel Zucker. Auch Exporte sind damit nur noch über niedrigere Preise möglich. „Man muss sehen, wie sich das entwickelt“, sagt Holtmeier. Rüben anbauen wird man in der Region wohl trotzdem.