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Schließungspläne

Jarmener Mühlen-Arbeiter werden noch im Februar gekündigt

Jarmen / Lesedauer: 2 min

Während sich der Eigentümer GoodMills ansonsten in Hinhaltetaktik zu üben scheint, nehmen die politischen Initiativen gegen die Schließung der Jarmener Mühle zu.
Veröffentlicht:06.02.2020, 19:27

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Bei einer Belegschaftsversammlung wurden die Mitarbeiter der Jarmener Mühle am Mittwochnachmittag über den ausgehandelten Sozialplan und weitere Schritte im Zuge der angekündigten Schließung von Mecklenburg-Vorpommerns letzter Industriemühle informiert. Neben Geschäftsführer und Personalchef von Good Mills Deutschland aus Hamburg war auch der vom Betriebsrat engagierte Rechtsanwalt anwesend.

Nach Nordkurier-Informationen gehen die Angebote des Konzerns über den normalen gesetzlichen Rahmen hinaus, es ist von Ausgleichszahlungen für die Fast-Rentner, Aufstockungen während der Arbeitslosenzeit und Abfindungen für andere die Rede, den Jüngeren will das Unternehmen zudem an anderen Standorten Alternativen bieten. Dabei möchte eigentlich so gut wie niemand von hier weg, zumal der Standort ja keine roten Zahlen schreibt.

Schon rund 7000 Unterschriften für Erhalt der Mühle

Doch egal, wie sich die Angestellten entscheiden, für Ende Februar müssen sie mit dem Eingang ihrer Kündigungen für den Jarmener Betrieb rechnen. Schließlich könnten die bestehenden Fristen sonst die Pläne des Konzerns torpedieren, wie vorgesehen zum Ende des Septembers das Werk komplett dichtzumachen. Zumal die Verhandlungen und Gespräche zu eventuellen Übernahmen wegen der aus Hamburg diktierten Bedingungen momentan kaum voran zu kommen scheinen, wie mehrere gut informierte Leute dem Nordkurier berichteten.

Unterdessen hat die zur Rettung der Mühle gegründete Bürgerinitiative weitere Unterschriften für ihren Handlungsaufruf an die Landespolitik gesammelt, auch beim Jahresempfang der Peenestadt. Insgesamt sollen mittlerweile Listen mit an die 7000 Namen zurückgekommen sein. Bürgermeister Arno Karp (CDU) stärkte der BI in seiner offiziellen Rede den Rücken und kündigte an, den Aktivisten bei der für den 11.  März geplanten Fahrt zu einem Protest vor dem Landtag in Schwerin finanziell unter die Arme zu greifen.

Große Skepsis gegenüber Landespolitik

Selbst beim Neujahrsempfang der Kirchengemeinde Jarmen-Tutow kam das Thema auf den Tisch. Pastor Arnold Pett stellte Parallelen zur Jahreslosung 2020 „Ich glaube; hilf meinem Unglauben“ aus dem Markusevangelium her. Aufhänger waren Äußerungen des Schweriner Landwirtschaftsministers Till Backhaus (SPD) auf der Grünen Woche in Berlin. Er hatte eine Systempartnerschaft zwischen Mühle, Bäckern und Landwirtschaft vorgeschlagen. „Aber lieber Herr Backhaus, hilf meinem Unglauben. Denn wir kennen solche Sprüche“, sprach der Pastor vielen aus der Seele. Denn die Skepsis gegenüber der der Landespolitik ist vor Ort unüberhörbar, viele befürchten wie schon bei anderen Firmenschließungen kaum mehr als leere Ankündigungen von den dortigen Entscheidungsträgern.