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Wolfssichtung

Der mysteriöse Wolf heißt Charlotte

Marienfelde / Lesedauer: 4 min

Das Rätsel um die Herkunft eines bei Marienfelde fotografierten vermeintlichen Wolfes ist gelöst. Er heißt Charlotte und ist eigentlich ein Angsthase.
Veröffentlicht:24.08.2019, 19:35

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Dass ihre geliebte und behäbige Hündin Charlotte mal im Mittelpunkt einer großen Facebook-Diskussion stehen und es so am Ende sogar in die Zeitung schaffen würde, das hätten Gabi und Günther Lohrenz aus dem Kruckower Ortsteil Marienfelde wohl nicht gedacht. Dabei scheint das angesichts der Gestalt des Vierbeiners und ihrer bisherigen Erfahrungen nur eine Frage der Zeit gewesen zu sein. Denn dass den Mischling so mancher auf den ersten Blick und insbesondere von hinten auf weite Entfernung für einen Wolf hält, ist für das Ehepaar nichts Neues.

Seit Jahren nämlich halten immer wieder mal Autos nahe dem direkt an der B 110 gelegenen früheren Bauernhof an, weil die Leute auf dem benachbarten Acker einen vermeintlichen Wolf gesehen haben wollen. Mancher drückt dann umgehend auf den Kamera-Auslöser. „Wir hatten hier sogar schon einen Berliner am Tor, der hat mir ganz aufgeregt erzählt, bei uns ist gerade ein Wolf aufs Grundstück gelaufen“, berichtet sein Herrchen schmunzelnd dem Nordkurier. „Dem habe ich dann gesagt, bleib ruhig, das ist kein Wolf, das ist mein Hund.“

Der vermeintliche Wolf ist ein Angsthase

Seit rund zwölf Jahren gehört Charlotte jetzt schon zu ihnen, sie entstammt einem Wurf, der aus einer Nachbarschaftsbeziehung zwischen einem Collie und einem Riesenschnauzer des Farbschlages pfeffer-salz entstand. Vor allem letztere Rasse sorgte wohl für den wolfsgrauen Fellton, erstere für das besonders im Nackenbereich teilweise längere Haar. Weil die alte Dame mittlerweile etwas fußlahm daher kommt und draußen meist mit etwas eingezogenem Schwanz läuft – laut ihren Besitzern ist sie eher ein Angsthase – hat ihr gemächlicher Gang durchaus etwas von einem Wolf.

Dabei lässt sie in ihrem Verhalten wenig davon erkennen, dass der sogenannte beste Freund des Menschen von diesem Raubtier abstammt. Die Hündin frisst oft genau das, was bei Familie Lohrenz auf den Tisch kommt, wozu natürlich auch Gemüse gehört. Und selbst das Geflügel auf dem Hof muss sich keine Sorgen wegen ihrer scharfen Zähne machen: „Sie sucht sich schon mal ein Huhn und nimmt das sogar ins Maul“, erzählt ihr Frauchen, „aber nicht zum Fressen, sie spielt nur damit. Sie ist sehr friedlich.“

Ärger mit Besuchern oder gar Kindern gab es noch nie, obwohl Charlotte keinen Zweifel daran lässt, wer hier zu Hause ist, betont Günther Lohrenz. „Der meldet nur an, mehr aber nicht. Das ist ein sehr guter Hofhund, auf den ist Verlass.“

Regelmäßige Besuche bei den Nachbarn

Deshalb machen sich die zwei nie Sorgen, wenn ihr Schützling mal wieder kurz ausbüxt. Zumal das immer nur in die unmittelbare Umgebung zu den nächstgelegenen Grundstücken passiert. Der Mischling hat sich auf der Rückseite des Hofes abseits der Bundesstraße eine Mulde unterm Zaun gescharrt, durch die er dann verschwindet. Meist am Morgen und Abend dreht Charlotte so eine Runde, um insbesondere einen Nachbarshund zu begrüßen und offensichtlich Neuigkeiten untereinander auszutauschen, wissen die Besitzer.

Lange indes bleibt sie nicht fern, Ärger gab es nie. Aber eben vermehrt die Aufmerksamkeit von Kraftfahrern. Insbesondere seit der Wolf wieder in Vorpommern ansässig und in aller Munde ist.

Zumal sich der Acker an dieser Stelle vorm Dorf nun wieder gut einsehbar zeigt, seit das Getreide darauf gedroschen wurde. Wenn Charlotte dort auf dem Geländekamm entlang spaziert, wirkt sie überdies größer. Kein Wunder also, dass eine junge Jarmenerin zu Wochenbeginn dachte, dort streunt ein Wolf. Was nach dem Veröffentlichen ihrer recht undeutlichen Smartphone-Aufnahmen für eine angeregte Diskussion sorgte. Viele tippten indes gleich auf einen Hund, einige auf einen sehr wohlgenährten.

Dick jedoch wirkt Charlotte überhaupt nicht. Von dichtem und vor allem von vorne betrachtet ist eine Verwechslung mit einem wilden Wolf hingegen nur schwer möglich, wie die bei einem Nordkurier-Besuch entstandenen Fotos zweifelsfrei belegen dürften.