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8. Mai

Demmin vor dem Ausnahmezustand

Demmin / Lesedauer: 3 min

Mehrere Hundertschaften Beamte werden zum 8. Mai in der Hansestadt erwartet. Noch aber steht nicht endgültig fest, was überhaupt stattfinden wird.
Veröffentlicht:24.04.2018, 06:00

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+++ Hier gelangen Sie zum Live-Ticker aus Demmin. +++

In der Polizeiinspektion Neubrandenburg verbringen einige Beamte im Moment viel Zeit damit, durch die Cyberwelten zu surfen, um polizeirelevante Informationen aus den Datennetzen zu fischen. Denn rund zwei Wochen vor dem 8. Mai kursieren im Netz wieder zahlreiche Aufrufe von verschiedenen Seiten, zum Jahrestag des Kriegsendes nach Demmin zu fahren. „Natürlich“, sagt Inspektionssprecherin Kathrin Jänner, „stellen wir uns auf die Versammlungen ein und nutzen sämtliche Wege, um uns auf die Lage vorzubereiten.“

Friedensfest am Hafen

Wie sie genau ausfallen wird, das mag augenblicklich noch niemand recht beurteilen. Feststeht, dass die NPD wieder ihren sogenannten „Ehrendienst“ angemeldet hat. Wie in den vergangenen Jahren sind an dem Tag aber auch wieder verschiedene Gegenveranstaltungen geplant außer dem früheren Friedensfest am frühen Nachmittag auf dem Markt. Das hat die Stadt, wie bereits berichtet, mangels früherer Teilnahme abgesagt.

Allerdings beginnt um 17 Uhr eine Friedensandacht in St. Bartholomaei und am Hafen setzt sich der Stadtspaziergang in Bewegung. Der soll zum Ende der Andacht auf dem Markt ankommen, auf die Teilnehmer der Andacht warten und dann zurück zum Hafen führen.

Dort wird es ein Friedensfest geben, organisiert unter anderem von Michael Steiger vom Kreisjugendring. Er hat die Veranstaltung schon vor zwei Jahren angemeldet. Nach seinen Worten werden dort verschiedene Bands spielen wie „Quinn in the sharks“, „Knurrhahn“ und „Restposten“, zudem ein gemischter Chor aus Demminern und Greifswaldern.

Ein cooler Tag für alle?

Für Steiger ist es nicht das erste Mal, dass er sich mit dem Fest am Hafen der Vereinnahmung des Kriegsendes durch Rechtsextremisten entgegen stellt. Mittlerweile aber glaubt er, auch bedingt durch den Film „Über Leben in Demmin“ in der Bevölkerung einen Stimmungsumschwung hin zur Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte festzustellen. „Ich habe das Gefühl, dass in Demmin etwas in Bewegung kommt und bin optimistisch, dass wir mehr Demminer auf der Straße sehen“, sagt er und gibt das Ziel für die Veranstaltung aus: „Wir wollen den Tag der Befreiung feiern und hoffen, dass es für alle ein cooler Tag wird.“

Während Steiger von „cool“ spricht, bereitet man sich an anderer Stelle darauf vor, den Tag und insbesondere den Abend nicht „heiß“ werden zu lassen. Die Polizei will laut Kathrin Jänner wieder in etwa mit der gleichen Einsatzstärke vor Ort sein wie in den vergangenen Jahren. „Das sind einfach Erfahrungswerte.“

Demmin dürfte also wieder zumindest für einige Stunden in den Ausnahmezustand versetzt werden mit einer für Stunden nicht passierbaren Innenstadt. Dabei ist zur Stunde noch nicht ganz klar, was genau alles stattfinden wird. Geplant sind dem Vernehmen nach weitere Gegenveranstaltungen zum NPD-Aufmarsch. Die vorgeschriebenen Koordinierungsgespräche zwischen den verantwortlichen Behörden und den Organisatoren finden aber erst am Mittwoch statt.