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Schutzmaßnahmen

Corona sorgt für schlechte Stimmung beim Klinikaufenthalt

Demmin / Lesedauer: 4 min

Josef Wolf-Roepert musste sich im Demminer Krankenhaus einer Hüftoperation unterziehen. Seine Frau begleitete ihn – aber nur bis zum Empfang. Danach entbrannte ein heftiger Streit wegen den Corona-Schutzmaßnahmen.
Veröffentlicht:07.06.2020, 18:23

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Irmtraut Akhbary und Josef Wolf-Roepert gehören nicht zu den Menschen, die montags in Demmin gegen die Corona-Schutzmaßnahmen demonstrieren. Ihnen sind die Aussagen zu flach, teilweise stimmt das in Upost wohnende Ehepaar den getroffenen Aussagen nicht zu und zudem möchten sie nicht mit den vielen Rechten gemeinsam gegen etwas demonstrieren. Das ändert aber nichts an ihrer Meinung, dass auch sie viele Corona-Regeln nicht akzeptieren können. Akhbary nennt als Beispiel den Aufenthalt ihres Mannes im Demminer Krankenhaus.

Beide sind seit 18 Jahren ein Paar und seit elf Jahren verheiratet, haben aber ihren Namen beibehalten. Ende Mai stand eine Hüftoperation bei Josef Wolf-Roepert an und seine Irmtraut begleitete ihn in die Klinik. „Sie müssen sich hier verabschieden. Sie kommen sowieso nicht mit hoch. So raunzte mich eine Krankenschwester am Empfang an“, empört sich Irmtraut Akhbary.

Frau ärgert sich über Art und Weise der Behandlung

Ihr Mann ergänzt, dass er schon öfter in dem Krankenhaus gelegen habe und seine Frau ihn bisher jedes Mal in sein Zimmer begleitete. Und das sollte mit einmal wegen Corona nicht mehr gehen? „Hauptsächlich geht es mir um die Art und Weise, wie man das ganze gesagt hat. Das war eindeutig ein Befehlston“, beschwert sich Irmtraut Akhbary.

Aber dann fing der Ärger erst richtig an. Akhbary erfährt, dass sie ihren Mann frühestens in fünf Tagen besuchen darf. Patienten dürfen nur dann besucht werden – nach vorheriger Anmeldung – wenn sie länger als fünf Tage im Demminer Krankenhaus verbringen. So steht es auf einem Plakat im Eingangsbereich und zur Begründung wird die „Verhinderung einer Masseninfektion“ genannt. Dabei wurde bei der Voruntersuchung noch die Bitte geäußert, dass der erste Besuch am Tag nach der Operation stattfindet. Nun das. „Ich kann verstehen, dass ich nicht gleich meinen Mann nach der Operation besuchen darf. Aber diese Regelung ist einfach unlogisch. Es ist doch egal, ob ein Corona-Infizierter am ersten oder sechsten Tag das Krankenhaus betritt“, kritisiert Irmtraut Akhbary. Im gleichen Atemzug wirft das Ehepaar der Klinik eklatante Sicherheitsmängel vor. So fehlen allein im Eingangsbereich die Desinfektionsmittel. Wie ihr das Krankenhaus mitgeteilt haben soll, läge die Ursache darin, dass diese immer wieder gestohlen würden.

Zudem soll die als unfreundlich bezeichnete Krankenschwester ihre Schutzmaske unterm Kinn getragen haben und trug keine Handschuhe, als sie den Koffer von Wolf-Roepert mit auf sein Zimmer nahm. Zwar dürfen die Patienten keine Besucher auf ihrem Zimmer empfangen, aber sie dürfen zum Rauchen vor die Tür treten. Der Raucherbereich ist für jeden zugänglich. „Hier treffen sich dann Patienten mit Freunden und Bekannten. Wenn von denen jemand mit Corona infiziert ist, wird das auch nicht überwacht. Das ist eine Sicherheitslücke“, bemängelt Josef Wolf-Roepert. „Das ist ja geradezu paradox, was da abläuft.“

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Er selber befand die medizinische Leistung beachtlich und wurde laut eigener Aussage vom Klinikpersonal stets freundlich behandelt. Wären da bloß nicht diese Corona-Regeln. Wolf-Roepert spürte, wie aufgebracht seine Frau war und machte sich Sorgen. Die waren so groß, dass er sich am sechsten Tag auf eigenen Wunsch für ein paar Stunden entlassen ließ und mit einem Taxi zu seiner Irmtraut fuhr. „Diese Fünf-Tage-Regelung wurde von Bürokraten am Schreibtisch ausgedacht. Aber was sollen diese Regeln, wenn die Verantwortlichen die Corona-Auflagen selber nicht beachten“, fragt Josef Wolf-Roepert.

Mit mehreren Emails beschwert sich Irmtraut Akhbary über diesen Umgang bei der Klinik und bei Bürgermeister Michael Koch. In einer Antwort zeigt die Klinik Verständnis, weist aber auf die Vorbeugung einer Masseninfektion hin. Dazu wird bedauert, dass es unterschiedliche Auskünfte über den Besuchszeitpunkt für ihren Mann gab. Dieser Zeitunterschied wird mit der täglichen Anpassung an die Corona-Regeln begründet. Weiter erfährt Akhbary, dass ihr Mann sich gerade im OP befindet und anschließend die Nacht auf der Intensivstation verbringt. Nur bei Komplikationen darf sie zu ihrem Ehemann. Der Bürgermeister schreibt, dass er ihren Ärger versteht, weist aber ebenfalls auf das Infektionsschutzgesetz hin. Auf das Verhalten der Krankenschwester wird aber nicht eingegangen. Auf Nachfrage des Nordkuriers gab Katrin Habrich, Stellvertreterin des sich im Urlaub befindlichen Geschäftsführers Kai Firneisen, als Antwort, dass das Krankenhaus zu den Vorfällen keine Stellungnahme abgibt.

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