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Schließung angekündigt

Bundesregierung kann Jarmener Mühle nicht retten

Jarmen / Lesedauer: 3 min

Mit Jarmen soll bald die letzte Mühle Mecklenburg-Vorpommerns schließen. Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Claudia Müller fordert, dass auch solche regionalen Standorte erhalten werden sollten.
Veröffentlicht:21.02.2020, 15:07

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Die Bundesregierung in Berlin sieht keine Möglichkeit, sich für den Erhalt der Jarmener Mühle einzusetzen. Die angekündigte Stilllegung der Mühle durch den Konzern GoodMills mit Sitz in Hamburg sei eine unternehmerisch begründete Entscheidung, auf die die Bundesregierung keinen Einfluss habe. Das erklärte die Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium Claudia Dörr-Voß auf eine Frage der Stralsunder Bundestagsabgeordneten Claudia Müller (Grüne). Die Antwort liegt dem Nordkurier vor.

Die Staatssekretärin betont die Bedeutung regionaler Mühlen. Sie seien wichtig, um kurze Transportwege, frische Produkte und eine angemessene Preisgestaltung für Bäuerinnen und Bauern sicher zu stellen. Dennoch, so betont die Staatssekretärin, befinde sich die Branche im Strukturwandel. Wettbewerb und Kostendruck führten zu Konzentrationsprozessen, Rationalisierung und eben auch Schließungen von Betrieben.

Zusammengefasst heißt das also: Die Bundesregierung hätte es gerne anders, kann dagegen aber auch nichts machen.

Die Nahversorgung mit Getreideprodukten in der Region sei aber auch mit dem Wegfall der Jarmener Mühle gesichert. Das Getreide, das bislang an die Jarmener Mühle ging, soll ab September in Hamburg und Berlin verarbeitet werden, kündigte der Konzern GoodMills bereits an. „Wegen der verhältnismäßig geringen Bedeutung der Transportkosten sind die Abnehmer nicht darauf angewiesen, dass sich in ihrer unmittelbaren räumlichen Nähe eine Mühle befindet”, so die Staatssekretärin Dörr-Voß. Es sei üblich, dass Mühlen ihre Rohstoffe in der ganzen EU kaufen. Gleichzeitig betonte die Staatssekretärin in ihrer Antwort aber auch, dass für immer mehr Kunden regionale Produkte eine große Bedeutung hätten.

„Nicht sinnvoll, Mehl kreuz und quer durch das ganze Bundesgebiet zu fahren”

Genau diese weiten Transportwege sind es, an denen sich die Grünen-Abgeordnete Claudia Müller stört. „Es ist nicht sinnvoll, wenn unser Mehl kreuz und quer durch das ganze Bundesgebiet gefahren wird”, so Müller, die auch Mittelstandsbeauftragte der bündnisgrünen Bundestagsfraktion ist. Ihr Urteil: „Für die Bundesregierung ist die zunehmende Konzentration im Mühlensektor leider unproblematisch, genauso wie die Schließung der Mühle in Jarmen.” Ihrer Ansicht nach müssten die regionalen Mühlen erhalten werden, „für gleichwertige Lebensverhältnisse, für die regionale Landwirtschaft und den Klimaschutz”.

„Obwohl die Bundesregierung anerkennt, dass regionale Produkte aus regionalen Wirtschaftskreisläufen immer mehr nachgefragt werden, will sie nicht erhalten, was sie in ein paar Jahren mit viel Geld wieder aufbauen muss”, so Müller. Regionale Nahversorgung sollte aber nicht nur in der Verantwortung der Kunden liegen. „Wir Grüne fordern eine Stärkung der regionalen Nahversorgung. Dazu gehört auch eine vielfältige Mühleninfrastruktur, denn auch in Zukunft soll es regionale Backwaren aus regionalem Getreide geben”, so Müller.

Schließung nach 113 Jahren

Der europaweit tätige Konzern GoodMills will den Standort Jarmen Ende September schließen. Seit 113 Jahren wurde dort gemahlen. Zuletzt lag die Kapazität der kleinsten Mühle des Konzerns bei 60.000 Tonnen. Es ist zugleich die letzte Getreidemühle in Mecklenburg-Vorpommern.

Etliche Bürger in Jarmen wehren sich gegen eine Schließung. Eine Bürgerinitiative hat bereits 7800 Unterschriften gesammelt und will am 11. März vor dem Schweriner Schloss demonstrieren. Mit der Schließung seien 28 Arbeitsplätze betroffen, die Mühle sei aber auch wichtig für die Identität der Region.

Ein Unternehmenssprecher begründete die geplante Schließung zuletzt mit einem schwierigen Marktumfeld und dem anhaltenden Bäckereisterben. Mit der aus der Insolvenz geretteten Kette „Lila Bäcker“ sei einer der Hauptkunden stark verkleinert worden.