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Straßburg

Polizei erschießt Weihnachtsmarkt-Attentäter Chérif Chekatt

Strasburg / Lesedauer: 3 min

Zwei Tage nach dem Attentat auf den Straßburger Weihnachtsmarkt hat die Polizei den Attentäter Chérif Chekatt getötet. Der IS reklamiert inzwischen das Attentat für sich.
Veröffentlicht:13.12.2018, 23:44
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Zwei Tage nach dem Straßburger Terroranschlag mit drei Toten hat die Polizei den mutmaßlichen Attentäter Chérif Chekatt getötet. Der Bürgermeister von Straßburg, Roland Ries, bestätigte am Donnerstagabend in der elsässischen Metropole den Tod „dieses Terroristen“. Gegen 21 Uhr hätten drei Polizisten den mutmaßlichen Attentäter im Stadtteil Neudorf auf der Straße ausgemacht, teilte der französische Innenminister Christophe Castaner mit. Als sie den Verdächtigen hätten verhaften wollen, habe dieser das Feuer eröffnet. Die Polizei habe den Angriff erwidert und den Täter getötet.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag für sich. Der Angreifer sei ein Soldat des Islamischen Staates gewesen, meldete das IS-Sprachrohr Amak. In der unbestätigten Amak-Meldung heißt es, der Angreifer sei Aufrufen gefolgt, Bürger von der Staaten der Koalition anzugreifen. Damit ist die internationale Anti-IS-Koalition gemeint, die in Syrien und im Irak im Einsatz ist. Die Echtheit der Nachricht ließ sich zunächst nicht überprüfen – sie wurde aber über die üblichen Kanäle des IS verbreitet.

Nach Angaben des Senders BFMTV hatte Chekatt am Donnerstag eine Frau angesprochen. Diese habe bemerkt, dass der Mann verletzt gewesen sei. Sie habe darauf die Polizei alarmiert.

Der Attentäter hatte am Dienstagabend mitten in der Weihnachtssaison das Feuer in der weihnachtlich geschmückten Straßburger Innenstadt eröffnet. Zeugen haben ihn nach Angaben des Chefermittlers Rémy Heitz „Allahu Akbar“ („Gott ist groß“ auf Arabisch) rufen hören. Anschließend war er auf der Flucht vor der Polizei von Soldaten verletzt worden. Chekatt ließ sich nach Ermittlerangaben unmittelbar nach dem Anschlag in Neudorf mit einem Taxi absetzen und verschwand danach. In der Nähe befand sich seine Wohnung, die durchsucht worden war.

Todesopfer aus Frankreich, Thailand und Afghanistan

Die Zahl der Todesopfer des Anschlags war zuletzt von zwei auf drei gestiegen. Unter den Todesopfern ist laut Medienberichten neben einem Franzosen auch ein 45 Jahre alter Tourist aus Thailand. Ein Opfern ist außerdem ein Straßburger mit afghanischen Wurzeln. Die Moschee Eyyûb Sultan de Strasbourg bestätigte der dpa, dass er in den kommenden Tagen beerdigt werde. Ein viertes Opfer ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft hirntot.

Ermittler nahmen am Donnerstag einen weiteren Verdächtigen aus dem Umfeld des mutmaßlichen Attentäters in Gewahrsam. Er gehöre nicht zur Familie Chekatts, bestätigte die Staatsanwaltschaft. Damit sind insgesamt fünf Verdächtige im Gewahrsam.

Nach dem Anschlag soll der traditionelle Weihnachtsmarkt im Herzen Straßburgs an diesem Freitag wieder für Besucher geöffnet werden, wie Castaner ankündigte. Frankreichs wird seit Jahren vom islamistischen Terror getroffen. Fast 250 Menschen wurden dabei getötet.

Deutsche und französische Behörden hatten im großen Stil mit etlichen Beamten und einem Fahndungsaufruf nach dem polizeibekannten mutmaßlichen Attentäter gesucht. Die Bundespolizei fahndete im deutsch-französischen Grenzgebiet, auch Spezialkräfte waren im Einsatz. Die französische Polizei war mit 700 Polizisten im Einsatz gewesen, um Chekatt zu fassen. Außerdem hatte die Regierung die Soldaten im Anti-Terror-Einsatz verstärkt.

Deutsche Behörden hatten gewarnt

Der mehrfach vorbestrafte mutmaßliche Angreifer soll sich im Gefängnis radikalisiert haben. Der gebürtige Straßburger mit nordafrikanischen Wurzeln saß wegen schweren Diebstahls auch in Deutschland in Haft.

Deutsche Behörden hatten Chekatt bereits Ende 2016 eine „hohe kriminelle Energie“ bescheinigt. Die Verurteilung wegen schwerer Einbrüche offenbare „eine von rücksichtslosem Profitstreben geprägte Persönlichkeitsstruktur“ und lasse annehmen, dass er „in Zukunft Straftaten ähnlicher Art und Schwere begehen“ werde. Das geht aus der Anordnung des Regierungspräsidiums Freiburg für die Abschiebung aus der Haft hervor. Für Chekatt galt in Deutschland ein Aufenthaltsverbot von zehn Jahren.