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Delfin spielt mit Möwe und Kampfschwimmern in Eckernförder Bucht

Eckernförde / Lesedauer: 4 min

Es könnten Bilder aus der Karibik sein, wäre das Wasser ein wenig blauer: In der Eckernförder Bucht hat sich ein Delfin häuslich eingerichtet und will hier offenbar gar nicht mehr weg.
Veröffentlicht:05.07.2020, 18:46

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Kai Müsebeck aus Torgelow sind im Urlaub tolle Aufnahmen von einem Delfin in der Eckernförder Bucht gelungen.

Mit seiner Kamera* konnte er einfangen, wie der Delfin immer wieder um eine Boje herum schwamm, aus dem Wasser sprang und dabei mit einer Möwe zu spielen schien. Die Boje war dabei etwa 150 Meter von Müsebeck entfernt, der im Eckernförder Stadtteil Luisenberg vom Strand Hemmelmark aus fotografierte.

Müsebeck fotografiert nach eigener Auskunft schon etwas länger und legte sich im Mai ein Telezoom-Objektiv zu. Jetzt probiert er sich in der Wildlife-Fotografie aus.

Der Torgelower hatte von Bekannten erfahren, dass sich der Delfin dort täglich blicken lässt. Und tatsächlich, auch am nächsten Tag war der Meeresbewohner wieder dort. Dieses Mal tauchte er aber nur ab und zu auf und verzichtete ganz auf Sprünge.

Ein Video von shz.de zeigt den Delfin.

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Kampfschwimmer der Bundeswehr

Kein Wunder, denn mit einem Schlauchboot hatten Taucher der Bundeswehr den Bereich abgesperrt und trainierten unter Wasser. Dies dürfte für den Delfin deutlich spannender gewesen sein, als die Möwe oder die Boje, mit der das militärische Sperrgebiet des Marinestützpunktes Eckernförde markiert wird. Die Kampfschwimmer sind die älteste Spezialeinheit der Bundeswehr. Sie sind weltweit und meist geheim unterwegs, stationiert sind sie aber in Eckernförde.

Unbestätigten Gerüchten zufolge soll der Delfin in der Nähe der Boje auch immer wieder gefüttert werden. Vielleicht auch daher hält er sich hier schon seit mehreren Monaten auf. Selbst der Fernsehsender RTL und die Zeitung „Die Welt” berichteten schon über ihn.

Doch wie hat es den nunmehr berühmten Delfin hierher verschlagen? Seit den Osterfeiertagen soll er hier aktiv sein. Meeresbiologe Boris Culik vermutete damals, dass der noch nicht ausgewachsene Delfin alleine einem Hering-, Sprotten- oder Dorschschwarm gefolgt und so in die Eckernförder Bucht gelangt sein könnte. „Das ist ein jugendlicher Draufgänger auf Wanderschaft, so kann man es am ehesten bezeichnen”, sagte der Experte damals.

Bleibt der Delfin jetzt hier?

Auf Wanderschaft scheint er aber doch nicht zu sein. Lebt er sich jetzt in der Bucht ein? „Warum soll er nicht hierbleiben, wenn das Nahrungsangebot stimmt und genug Abwechslung gegeben ist?”, antwortet Culik nun darauf. Und wenn es noch ein junger Delfin ist, ist der Mangel an weiblicher Begleitung auch nicht so wild.

Der Meeresbiologe hält es aber eher für unwahrscheinlich, dass das Tier gefüttert wird. Denn Delfine nehmen tote Fische als Futter nicht gerne an. Im Zoo ist dies zum Beispiel oft ein großes Problem. Es sei „mühsam, den Tieren überhaupt beizubringen, dass der tote Fisch essbar und nicht verdorben ist”, sagt Culik. Es könnte jedoch sein, dass lebende Fische von Zeit zu Zeit über Bord geworfen werden und der Delfin dann nach ihnen jagt.

Es war wohl auch beobachtet worden, dass der Delfin in Eckernförde an einer Hautkrankheit leidet. Dies könne sein, so Culik: „Wenn zum Beispiel bei starken Regenfällen das Abwasser von der Straße in die Bucht gespült wird und da etwa Hundekot oder sonstwas dabei ist, steigt die Keimbelastung”. Dieses Problem hatte „Schwenteeny“, ein allein reisender Delfin in der Kieler Förde, auch. Aber dies sei aktuell nur Spekulation, nachgewiesen ist eine Erkrankung noch nicht.

Was tun, wenn man den Delfin sieht?

Aber wie sollte man sich verhalten, wenn man dem Delfin begegnet? Als erstes gilt: Mindestens 50 Meter Abstand halten. Delfine sind sehr schnell im Wasser unterwegs, eine für sie lebensgefährliche Kollision mit einem Boot sollte daher unbedingt vermieden werden. Auf dieser Seite gibt es weitere Hinweise.

Eigentlich galt, dass es am besten ist, den Motor auszustellen und abzuwarten, dass der Delfin zu einem kommt. Aber dieses Exemplar scheint auf Action zu stehen. So wurde gesehen, dass er in solch einem Fall lieber zu einem anderen Boot schwamm, welches mit voller Geschwindigkeit unterwegs war, und dort auf der Bugwelle ritt.

Man sollte den Delfin nicht anfassen, da man so zum Überträger von Keimen werden könnte – oder selbst welche abbekommt. Die Tiere können aber auch sehr zutraulich werden. Bei „Schwenteeny“ sei es manchmal sehr schwer gewesen, den Abstand zu wahren, da der Delfin immer wieder heranschwamm.

*Nachtrag für Kenner: Der Torgelower Kai Müsebeck fotografiert mit einer Sony Alpha 7M2 und dem Objektiv Sony SEL-200600G.