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Umbenennung

Zwei Straßen in Anklam bekommen ihre alten Namen zurück

Anklam / Lesedauer: 3 min

Im Jahr 1892 tilgte der damalige Bürgermeister zahlreiche historische Straßennamen in Anklam. Zumindest zwei Straßenabschnitte sollen nun wieder ihre ursprünglichen Namen bekommen.
Veröffentlicht:11.06.2020, 06:07

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Die Wollweberstraße trägt in einer Hansestadt wie Anklam ihren Namen natürlich nicht ohne Grund. Im Mittelalter war es üblich, dass Handwerker vom selben Gewerk in ein und derselben Straße wohnten und dort auch arbeiteten. Der Blick auf alte Stadtkarten zeigt, dass in der Hansestadt viele Straßen einst nach den dort wirkenden Handwerkern benannt wurden. Das gilt auch für die heutige Brüderstraße, die damals in verschiedene Abschnitte aufgeteilt war. Zwei Abschnitte dieser Straße möchte die Stadtverwaltung nun in Anlehnung an die Stadtgeschichte umbenennen.

Die Brüderstraße, die im Anklamer Altstadtkern die Kloster- mit der Baustraße verbindet, wird durch zwei querende Straßen (Steinstraße und Nikolaikirchstraße) unterbrochen. Der Straßenabschnitt, welcher sich zwischen der Bau- und Steinstraße befindet, soll einst den Straßennamen „Pelzerstraße“ getragen haben. Aus dem Namen kann gefolgert werden, dass die Pelzer, also die Pelzarbeiter oder Kürschner, dort gewohnt und gewerkt haben. Der Teilabschnitt zwischen Stein- und Nikolaikirchstraße war hingegen bekannt als „Grapengießergasse“. Das Wort Grapen bedeutet soviel wie Topf, wobei die Gefäße meistens aus Kupfer waren. Deshalb nannte man den Erzeuger auch Gelbgießer.

Nur für ein Hotel ändert sich die Adresse

„In Anlehnung an die Stadtgeschichte sollen die beiden Teilabschnitte mit eigenen Straßennamen versehen werden“, sagte Bauamtschefin Sylvia Thurow. Dies würde die Unterbrechung der Straße an zwei Stellen anbieten, auch vor dem Hintergrund der Umgestaltung des Quartiers Innenstadt. Der Anklamer Heimatforscher, Karl Rudolf Bäumer, bedauerte bereits in einem Vortrag von 1914 im Anklamer Zweigverein des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins, die Umbenennung zahlreicher alter Straßen ohne Not. Eine solche Umwandlung erfolgte 1892 im Zuge einer allgemeinen Umnummerierung der Häuser unter dem damaligen Bürgermeister Hans Löwe.

„Pelzerstraße“ und „Grapengießergasse“ – so sollen die jeweiligen Abschnitte laut einem Antrag der Stadtverwaltung, der nun dem Bauausschuss vorgelegt wurde, künftig wieder genannt werden. Anwohner müssten im Zuge der Umbenennung laut der Bauamtschefin nicht ihre Adressen auf den Ausweisen ändern. „Im Abschnitt zwischen der Stein- und der Nikolaikirchstraße ist noch keine Bebauung erfolgt, daher ist auch dort niemand von der Namensänderung betroffen“, so Thurow. „Auch zwischen der Bau- und der Steinstraße gibt es keine Anwohner.“ Lediglich das Hotel in der alten Post müsste in Zukunft die Adresse auf dem Briefkopf ändern. Finanzielle Auswirkungen soll die Maßnahme keine haben. Dem Antrag der Stadtverwaltung wurde im Bauausschuss zugestimmt, ob die Umbenennung nun auch erfolgen wird, soll kommende Woche Donnerstag in der Stadtvertretung entschieden werden.

In seinem Vortrag von 1914 machte sich Karl Rudolf Bäumer wenig Hoffnung auf die Wiederherstellung der alten Namen. Er befürchtete, sie würden in Vergessenheit geraten. Die geplante Umbenennung hätte den Heimatforscher wohl gefreut.