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Alleensterben

▶ Kreis hat noch etliche Baumschulden

Vorpommern / Lesedauer: 3 min

Ein neues deutsch-polnisches Projekt hat sich ganz dem Alleenschutz verschrieben. Da gibt es tatsächlich viel zu tun. An den Bundes-, Land- und Kreisstraßen fehlen insgesamt über 9000 Bäume.
Veröffentlicht:20.10.2019, 15:56

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Alleen und Baumreihen prägen Vorpommern wie wohl keine andere Landschaft. Allein die Kreisstraßen in Vorpommern-Greifswald sind zu etwa drei Vierteln von Bäumen gesäumt. Doch wie lange das noch so bleiben wird, ist fraglich. Alleen und einseitige Baumreihen sind zwar per Gesetz geschützt und Neuanpflanzungen vorgeschrieben, dennoch nimmt die Differenz zwischen aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällten und zum Ersatz gepflanzten Alleebäumen in Vorpommern-Greifswald weiter zu.

In einer Antwort der Kreisverwaltung auf eine Kleine Anfrage der Kreistagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen heißt es, dass an Bundes-, Landes- und Kreisstraßen aktuell noch über 9000 Bäume nachzupflanzen sind. Wann und ob diese sogenannten Baumschulden abgebaut werden können, ist derzeit noch völlig offen.

Während 87 Bäume gefällt wurden, wurden nur 60 neue gepflanzt

„Für das Nachpflanzen der Bäume gibt es keine Patentlösung“, sagt Carl Moritz Bandt. Laut seinen Angaben wurden im vergangenen Jahr 87 Bäume gefällt und 60 neue gepflanzt. Er ist Mitarbeiter im deutsch-polnischen Projekt „Alleen für Biodiversität“, an dem der Landkreis Vorpommern-Greifswald und die Umweltorganisation Gaja mit Sitz in Szczecin (Stettin) beteiligt sind und das mit EU-Mitteln in Höhe von einer Million Euro gefördert wird.

Inhalte des Projektes, das über drei Jahre läuft, sind unter anderem die Erstellung eines Alleenkonzeptes für den gesamten Landkreis und ein Gutachten über die Artenvielfalt in den alten Alleen. Zudem sind Pflegemaßnahmen vorgesehen, wie sie zum Beispiel auch schon in der vor zehn Jahren gepflanzten Vogelkirsch-Allee zwischen Butzow und Blesewitz stattgefunden haben. Diese war nun auch Ziel einer „Study Tour“, der ersten öffentlichen Veranstaltung des Projektes, bei dem man über die Probleme des Alleenschutzes ins Gespräch kommen wollte.

Kreisverwaltung sieht mehrere Probleme beim Nachpflanzen

Dabei betonte Carl Moritz Bandt, dass eines der größten Probleme dabei die Lücke sei zwischen den Alleen, die vor hundert und mehr Jahren gepflanzt und jenen die nach der Wende angelegt wurden. Das also die alten längst verschwunden sein könnten, bevor die neuen ihre ganze Pracht entfallen können. Denn viele Alleebäume seien bereits überaltert oder würden durch klimatische und andere Belastungen leiden. Gerade Straßenbäume wären kaum in der Lage, dass ihrer Art eigentlich zustehende Alter zu erreichen. Linden zum Bespiel könnten an sich ohne weiteres 500 Jahre alt werden. An einer Straße wäre sie nicht selten schon mit hundert Jahren am Ende. Gründe dafür seien unter anderem mangelnde Pflege, Baumaßnahmen und ackerseitiges Anpflügen.

Probleme beim Nachpflanzen sind nach Angaben der Kreisverwaltung vor allem der notwendige Grunderwerb, da Neupflanzungen einen gewissen Abstand zur Straße haben müssen, die eventuelle Verlegung von Versorgungsleitungen und natürlich das fehlende Geld. Allein wenn pro Neupflanzung 500 Euro angesetzt würden, seien für die Bäume an den Kreisstraßen zwei bis drei Millionen Euro erforderlich.