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Vorpommerns Pastoren im Netz

Im Peenetal muss niemand auf die Osterbotschaft verzichten

Jarmen / Lesedauer: 4 min

Auch wenn keine öffentlichen Gottesdienste stattfinden können, fehlt es den Geistlichen zu Ostern nicht an Ideen. In manchen Gemeinden werden jetzt viele Briefe verschickt, in anderen sogar zur Video-Kamera gegriffen
Veröffentlicht:09.04.2020, 06:30

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Es ist das höchste Fest des christlichen Kirchenjahres. Doch in diesem Jahr kann der Kreuzigung und Auferstehung Christi nicht in gewohnter Gemeinschaft gedacht werden. Wegen der Corona-Pandemie muss auf öffentliche Gottesdienste verzichtet werden. Damit die Osterbotschaft trotzdem an die Mitglieder der Kirchengemeinden weitergegeben werden kann, ist also Ideenreichtum gefragt. Von Osterbriefen bis zum Video-Gottesdienst kündigten die Pastoren der Region nun viele kreative Alternativlösungen zum Gottesdienst an. Die Kirchen werden das Osterfest feiern, wenn auch in anderer Weise als sonst.

In der Kirchengemeinde Jarmen-Tutow greift man laut Pastor Arnold Pett zum Beispiel auf die Kamera zurück. Vor gut zweieinhalb Wochen startete die Gemeinde ihren eigenen Youtube-Kanal „Kirchengemeinde Jarmen Pastor Pett“. „Wir haben bereits sehr gute Erfahrungen mit dem Video-Gottesdienst gemacht“, teilte Pett mit. „Der Online-Gottesdienst wird fast besser besucht als ein normaler“, scherzte er. Für die Osterfeiertage seien nun weitere Video-Sequenzen geplant: „Wir möchten zum Beispiel ein Osterfeuer entzünden und abfilmen.“ Auch ein Osterlicht soll in Begleitung einer Kamera in alle sieben Kirchen der Gemeinde getragen werden. „Die Andacht zum Karfreitag wird natürlich ebenfalls im Video zu sehen sein“, so Arnold Pett. Denkbar sei, den Kanal auch dann weiter zu betreiben, wenn die Leute wieder in die Kirchen pilgern dürfen. „Das Angebot richtet sich ja immer auch an diejenigen, die aus irgendeinem Grund nicht vor Ort sein können oder gesundheitlich nicht dazu in der Lage sind“.

Für den Loitzer Pastor Bernd-Ulrich Gienke ist der Ausfall der Osterandachten schmerzlich, dennoch geht man in seiner Kirchengemeinde ebenfalls kreativ mit der Situation um. Online-Andachten sollen auch auf dem Youtube-Kanal „Kirchengemeinde Loitz“ am Gründonnerstag (um 18 Uhr), sowie am Karfreitag, Ostersonntag und Ostersonntag (jeweils um 10 Uhr) ausgestrahlt werden. Für diejenigen, die das Internet eher weniger nutzen, gibt es die Andachten zusätzlich in schriftlicher Form in der aktuellen Ausgabe des Gemeindebriefes „Kirch un Lüd“ zu lesen. Zudem fordert die Gemeinde alle Loitzer zum Osterspaziergang auf. „Wir werden am Sonntag an verschiedenen Stellen in der Stadt kleine Überraschungen verstecken“, kündigte Gienke an. Ostereier, Kerzen, Postkarten und Blumen können gefunden und mit nach Hause genommen werden. „Mit der Aktion wollen wir für etwas gute Laune in der schwierigen Zeit sorgen“, so der Pastor. Nur: „Bitte nicht in der Gruppe losgehen, sondern alleine oder mit der Familie.“

Festtagspost und ein Licht der Hoffnung

Eine durchaus skurrile Idee kommt indes von Matthias Gienke, wie sein Vater Bernd-Ulrich ebenfalls als Pastor tätig, allerdings in Brüssow, im Nordosten der Uckermark. „Matthias hat die Leute dazu aufgefordert, ihm Fotos von sich zuzusenden“, berichtet der Loitzer Pastor. „An Ostern will er sie auf den Bänken verteilen, um während seiner Andacht trotzdem in die Gesichter der Gemeindemitglieder blicken zu können.“

Not macht erfinderisch, auch in der Kirchengemeinde Dersekow-Levenhagen und Görmin. Pastorin Franziska Wells sagte: „Bei uns muss keiner auf die Osterbotschaft verzichten.“ Auch wenn in diesem Jahr das Abendmahl zu Karfreitag, die Osterfeier und Andacht am Sonnabend und der Gottesdienst zum Ostersonntag in Dersekow und Görmin ausfallen werden. Dafür erhalte jedes Mitglied der Gemeinde einen Osterbrief per Post, der eine Andacht für zu Hause beinhaltet.

Auf einen Youtube-Gottesdienst verzichte man hingegen, da gerade die älteren Gemeindemitglieder eher weniger im Internet sein würden. Um den Kontakt zueinander in dieser Zeit aufrechtzuerhalten, greift die Pastorin derzeit verstärkt auf das Telefon zurück, wie sie erzählt – zu Geburtstagen oder auch einfach mal so, um sich zu unterhalten.

Am Ostersonntag wollen die Kirchen der Gemeinde um 12 Uhr die Glocken als Zeichen der Verbundenheit gleichzeitig läuten. Wer will, kann es zudem Franziska Wells gleichtun, und jeden Abend, wenn die Sonne untergegangen ist, ein kleines Licht ins Fenster stellen – „das Licht der Hoffnung“, wie sie sagt. „Es tut gut, dabei ein Gebet zu sprechen und zu wissen, dass viele Andere gerade dasselbe tun.“