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Schwerelos in der Unterwelt

Tauchen in deutschen Bergwerken

Porta Westfalica / Lesedauer: 3 min

Es muss nicht immer die Karibik sein. Die Erkundung der Höhlen in gefluteten Stollen ist ein wahres Abenteuer. Und selbst das Wasser kann mithalten: So mancher Untertagsee ist türkisblau.
Veröffentlicht:13.02.2015, 15:22
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Schon der Weg zum Tauchplatz erinnert so gar nicht an Urlaubstauchen im Meer: Es ist dreckig, dunkel und laut. Über eine Strecke von rund 800 Metern rattert die Grubenbahn immer weiter in den Berg. Feucht-kalter Fahrtwind drückt ins Gesicht, die Tunnelwände rauschen vorbei. War das wirklich eine gute Idee, in einem Bergwerksstollen tauchen zu wollen?

Diese Frage erübrigt sich Minuten später: Wir stehen in der Kaverne, einem hallengroßen, schräg abfallenden Raum des Bergwerks. Den unteren Abschnitt hat das Grundwasser geflutet, nachdem die Pumpen abgeschaltet wurden. Im Licht der installierten Scheinwerfer leuchtet es – so türkis, so rein und intensiv, dass Zweifel wie Seifenblasen platzen. Welcher Taucher will da eigentlich nicht rein?

Wassertemperatur liegt bei etwa 6 bis 7 Grad

Der Blaue Lagune genannte Untertagesee im Besucherbergwerk Kleinenbremen bei Porta Westfalica ist eines der klarsten Tauchgewässer Deutschlands. „Weit über hundert Meter kann man schauen“, sagt Tauchlehrer Trevor Barritt, der seit 2009 Tauchgruppen in den Bergwerksstollen führt.

Trotz dieser sensationellen Sichtweiten hat das Tauchen hier mit anfängerfreundlichem Tauchspaß nichts gemein: Die Temperatur des Wassers beträgt ganzjährig sieben bis acht Grad Celsius. „Wir achten sehr genau auf die Ausrüstung und den Ausbildungsstand der Taucher“, sagt Trevor Barritt. Wer keine kaltwassertaugliche Ausrüstung besitzt und den Umgang mit einem Trockentauchanzug nicht sicher beherrscht, werde nicht zugelassen. Barrit verlangt auch, dass jeder Teilnehmer die Erfahrung von mindestens 50 Tauchgängen, eine ärztliche Bescheinigung und eine Tauchunfallversicherung vorweisen kann.

Die Warteliste geht schon bis 2016

Eine Herausforderung anderer Art liegt darin, es überhaupt samt Tauchausrüstung bis hier unten zu schaffen: Weil nur einmal im Monat Taucher ins Bergwerk dürfen, ist die Warteliste lang. „Wer sich jetzt anmeldet, kann frühestens 2016 ins Wasser“, sagt Barritt.

Das Besucherbergwerk Kleinenbremen ist eines von inzwischen sechs Bergwerken in Deutschland, in denen regelmäßig getaucht werden darf. In die Welt des Höhlentauchens reinschnuppern können erfahrene Sporttaucher ebenfalls im Schieferbergwerk Nuttlar im Sauerland und in den Felsendomen Rabenstein in Sachsen. In der Nähe dieser beiden Bergwerke befinden sich weitere Bergwerke für Taucher, die jedoch nur zertifizierten Höhlentauchern vorbehalten sind: die Schiefergruben Christine und Brilon in Willingen (Hessen) und das Bergwerk Miltitz in Meißen (Sachsen). An vielen Standorten bieten die Betreiber international anerkannte Höhlentauchkurse an.