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Das sagt ein Rettungsschwimmer

Die Nordsee ist nicht sicherer als die Ostsee

Langeoog / Lesedauer: 2 min

Mehrere Menschen ertranken in der Ostsee, die Nordsee blieb bisher von schweren Badeunfällen verschont. Rettungsschwimmer Franz Bergmann auf der Insel Langeoog sieht jedoch keinen Grund zur Entwarnung. Denn auch dort könnten Badegäste schnell in Lebensgefahr geraten. Hans-Christian Wöste sprach mit dem Experten.
Veröffentlicht:23.07.2014, 19:09
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2013 starben sieben Menschen an der niedersächsischen Küste. In dieser Saison hat es hier im Unterschied zur Ostseeküste noch keine Toten gegeben. Haben wir bisher Glück gehabt, oder ist das Rettungssystem an der Nordsee besser als an der Ostsee?

Am Rettungssystem liegt es sicher nicht, vielleicht sind die Ostseestrände sogar personell besser bestückt als wir. Die Hauptgefahrenquellen an Nord- wie Ostsee sind meistens starke Strömungen durch bestimmte Windrichtungen. Und derzeit bereiten eben diese starken auflandigen Winde an der Ostsee Sorgen. Das kann bei uns auch passieren, wenn der Wind auf Nord oder Nordwest dreht.

Lassen sich diese Gefahrenstellen vorhersehen?

Jede Insel hat ihre besonderen Probleme, etwa durch Sturmschäden. 2013 hat das Orkantief „Xaver“ auf Wangerooge große Teile der Strände weggespült. Dort haben wir jetzt sehr starke Querströmungen. Die sind auch auf Juist und Spiekeroog zu spüren. Zudem haben Bauwerke wie Buhnen oder Sandbänke Einfluss auf die Strömung. Diese entwickelt manchmal stündlich eine ganz eigene Dynamik. Erfahrene Rettungsstationen kennen diese Problematik, müssen das aber jedes Jahr buchstäblich erfahren. Unsere Rettungsschwimmer loten diese Veränderungen etwa beim Befahren mit speziellen Kajaks aus. Mit diesen kleinen Booten holen wir auch Schwimmer aus dem Wasser oder Spaziergänger von Sandbänken zurück.

Was gibt es noch für Gefahren?

Im Wattenmeer, aber auch auf den Seeseiten der Inseln bilden sich immer wieder Priele mit reißender Strömung. Durch diese Rinnen fließen die Wassermassen so stark, dass selbst kräftige Schwimmer nicht dagegen ankommen. Besser ist es, dazu parallel zu schwimmen, um aus dem Sog wieder herauszukommen. Beim Schwimmen in starkem Wellengang in der Nähe von Buhnen droht Verletzungsgefahr. Die letzten Todesfälle an der Küste aber gab es bei Badegästen, die gesundheitlich vorgeschädigt waren.

Was sind die besten Tipps für sicheres Baden in der Nordsee?

Nur in Badezeiten in gekennzeichneten Badezonen schwimmen. Darüber sollte man sich an jedem Badestrand der Welt schlaumachen und Warnschilder sowie rote Flaggen beachten. Und bei ablandigem Wind ist es höchst leichtsinnig, mit Luftmatratze oder Schlauchboot hinauszufahren.