StartseiteRegionalUckermarkEx-Firmenchef isst heute bei der Tafel

Soziale Not in allen Schichten

Ex-Firmenchef isst heute bei der Tafel

Prenzlau / Lesedauer: 2 min

6000 Menschen nehmen pro Jahr die „Suppenküche“ der Arbeiterwohlfahrt in Anspruch. Mittlerweile kommen Menschen aus allen sozialen Schichten, und einige schämen sich sehr dafür.
Veröffentlicht:04.02.2015, 14:43

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Es ist noch gar nicht so lange her, da bewirtete Torsten Scholz seine Geschäftspartner in einem schicken Restaurant. Der 52-Jährige hatte ein gutes Auskommen im eigenen Landschaftsbaubetrieb. Der Rubel rollte. Doch dann kam der Berliner mit seiner Firma ins Straucheln, musste schließlich Insolvenz anmelden und zog ins uckermärkische Lindenhagen.

Seitdem fährt der Mann zur Prenzlauer Tafel, wenn er mal wieder etwas Ordentliches zwischen die Zähne bekommen will. In Ermangelung eines Autos setzt sich der Invalidenrentner dafür aufs Fahrrad. 40 Minuten hin, 40 Minuten zurück - das ist ihm das gute Essen in der Kietzstraße wert. „Es könnte mehr Angebot da sein“, kritisiert die 52-jährige Tischnachbarin von Torsten Scholz. Ihren Namen will die Frau nicht sagen. Im Gegensatz zu ihm schämt sie sich nämlich dafür, ein Fall für die Tafel geworden zu sein.

Unerwarteter Geldsegen

Mittlerweile zählt die Einrichtung über 6000 Gäste im Jahr. Dafür, dass genug Lebensmittel zum Kochen da sind, fahren die Mitarbeiter weite Wege. 28 000 Kilometer jährlich stehen auf dem Tacho ihres Transporters, die Unterhaltungskosten sind enorm. Entsprechend froh war das AWO-Team in dieser Woche, als der Prenzlauer Bürgermeister und ein Vertreter der Bundeswehr den Erlös des diesjährigen Neujahrsempfangs übergaben. Die 2163 Euro kamen gerade recht.