StartseiteRegionalNeustrelitzRoter Riese rodet Rüben

Erntezeit auf den Feldern der Region

Roter Riese rodet Rüben

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Eine gewaltige Maschine frisst sich durch einen Acker bei Rehberg. Fast völlig selbstständig hebt der Gigant Feldfrüchte aus dem Boden, reinigt sie und schickt sie auf die Reise zur Anklamer Zuckerfabrik. Die Ernte läuft gut zur Zeit. Es gab aber auch schon Phasen, die waren die reinste Zitterpartie.
Veröffentlicht:18.09.2014, 14:14

Artikel teilen:

Ein riesiges, rotes Ungetüm ist dieser Tage auf einem Feld bei Rehberg zu beobachten. Es ist ein Rübenroder – zwölf Meter lang, drei Meter breit, 23 Tonnen schwer, 520 Pferdestärken stark.

Mit rund neun Kilometern pro Stunde schiebt sich das kolossale Gerät über das Rübenfeld – in einer seitlich versetzten Fahrweise, damit sein immenses Gewicht gleichmäßig auf dem Boden verteilt und die Erde nicht zu stark verdichtet wird. Vorn dran ist ein Mulcher, der schlägt den Rüben die Blätter ab. Dann kommt ein Köpfer, der kappt die Spitzen. Es folgen Rodeschare, die die Rüben aus dem Boden heben. Anschließend rollen die Feldfrüchte über Reinigungsbänder und Siebwalzen, damit Erdreste abfallen. Mit einem Elevator werden sie schließlich in einen Vorratsbunker gehievt. Ist der voll, wird die Ladung auf einen Traktor-Anhänger umgekippt und abtransportiert.

16 Stunden am Tag geht das so, knapp eine Woche lang. Dann sind rund 4000 Tonnen Rüben geerntet. Mit Lastwagen werden sie in die Zuckerfabrik Anklam transportiert. Die gehäckselten Blätter bleiben als Dünger auf dem Acker.

Immer wieder diese Wetterkapriolen

Hoch oben im Führerhaus des Rübenroders thront Fahrer Wolfgang Jäger. Aus zwei Metern Höhe hat er einen guten Blick über alles, was vor und neben ihm passiert. Für Rundum- und Rückblick sorgen Kameras, die von verschiedenen Stellen an dem Landwirtschaftsfahrzeug Bilder ins Cockpit übertragen. Bei der ersten Reihe muss Wolfgang Jäger Rüben zählen, damit er das Fahrzeug an der richtigen Stelle ansetzt, danach läuft die Maschine wie von allein. Mit einem elektronischen Taster sucht sich der Roder selbstständig seinen Weg. Wolfgang Jäger braucht nicht einmal zu lenken.

Der Rübenroder gehört der Landbetriebsgesellschaft Mildenitz, ist aber zur Zeit für die Landbetriebsgesellschaft Rehberg (LBG) im Einsatz. Die Rehberger haben das teure Spezialfahrzeug zur Rübenkampagne gemietet, „weil sich ein Kauf für uns nicht rechnet“, wie Produktionsleiter Stefan Bielow erklärt. „Wir haben nur 200 Hektar Rüben.“

LBG-Geschäftsführerin Christa-Maria Wendig ist bisher zufrieden mit der Ernte. „Die Rüben stehen gut“, sagt sie. Das Getreide ist schon vom Feld. Nach den Rüben ist der Mais dran. „Wir haben in diesem Jahr eine gute Ernte“, freut sich Christa-Maria Wendig. Nur das Wetter schlug wieder einmal seine Kapriolen. Erst ließen Sonne und Regen Getreide, Gras, Rüben und Mais gut wachsen, dann spielten Unwetter verrückt, ausgerechnet zur Erntezeit. „Die Wetterbedingungen waren katastrophal.“ Ein Unwetter jagte das nächste.„Wir hatten Probleme, auf die Felder zu kommen. Wenn es zu nass ist, kann man nicht dreschen.“

Es gab Situationen, in denen die Landwirte richtig nervös wurden. „An einem Tag standen noch 400 Hektar Getreide, mussten unbedingt vom Feld, aber das Wetter war nicht stabil genug. Da haben wir uns Hilfe geholt.“ Der Landmaschinen-Service Trikoland aus Carpin und die Agrotechnik Wüstenberg aus Kleeth schickten drei Mähdrescher samt Fahrer nach Rehberg. „Da haben wir mit fünf Dreschern gleichzeitig gedroschen.“ Landwirtschaft sei eben, so Christa-Maria Wendig, manchmal die reinste „Zitterpartie“.