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Schlechtestes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen

Hunger und Tod statt Storchenglück

Teterow / Lesedauer: 2 min

Aus Sicht der Storchenbeauftragten war der vergangene Sommer in der Mecklenburgischen Schweiz katastrophal. Die Nachwuchszahlen der Tiere erreichten einen absoluten Tiefpunkt. Doch es könnte noch schlimmer kommen, fürchten die Experten.
Veröffentlicht:23.09.2016, 06:00

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„Dürre, Hunger, Tod. Es war eine einzige Katastrophe.“ Auf diese Kurzformel bringt Wolfgang Schmidt das Storchenjahr 2016 in der Region Teterow. Seit vielen Jahren widmet er sich der Beobachtung dieser Vögel, aber das aktuelle fällt aus dem Rahmen. Das begann sich bereits im Frühjahr abzuzeichnen. Ganz verlässlich trafen am 12. und 14. Februar zwei Altstörche in Belitz ein und waren damit landesweit die ersten Rückkehrer. Doch die Züge aus Afrika verzögerten sich. Dürre und Nahrungsmangel in den Überwinterungsgebieten sowie ungünstige Wetterlagen hatten den Vögeln zugesetzt. „Viele waren in schlechter Verfassung. Darüber hinaus kam es häufig zu Horstkämpfen, Gelegezerstörungen und Partnerwechseln“, berichtet Schmidt.

Auch seine „Kollegin“ Bärbel Brod, Storchenbeauftragte für die Malchiner Region, spricht von dem schlechtesten Jahr aller Zeiten seit der ersten Erfassung von 1934. In ihrem Revier blieben allein neun Horste ohne Brut. Einer- oder Zweier-Bruten habe es ganz wenig gegeben. Brod zählte durchschnittlich nur 1,2 aufgezogene Jungvögel pro Horst bei vier abgelegten Eiern.

Im Mai und Anfang Juni war es sehr heiß und es fiel kein Niederschlag. Viele Paare brachen die Brut ab, andere hatten damit gar nicht erst begonnen. Die anhaltende Trockenheit forderte ihren Tribut. Denn als die Küken schlüpften, gab es keine Regenwürmer und kaum Insekten, die wichtigste Nahrung in den ersten Lebenstagen. „Bei mangelndem Nahrungsangebot regulieren die Altvögel die Anzahl der Jungen, denn das Heranschaffen der erforderlichen Nahrung in solch einer Situation ist Stress pur. So kam es zu zahlreichen Nestabwürfen“, erläutert Schmidt. Dazu brach die Mäusepopulation zusammen. Die Folge war dramatisch: Oft konnten im Horst Küken beobachtet werden, die nach Futter bettelten, und einige Tage später waren sie tot.

Die Aussichten aber bewertet Wolfgang Schmidt trübe. „Immer mehr Nahrungsgebiete der Störche – Dauergrünland und Feuchtgebiete – verschwinden. Mais- und Rapsflächen prägen die Landschaft. Da hat Adebar keine guten Chancen.“