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Prenzlauer mit Kontakten ins Jenseits

Weiß dieser Mann, wo Diana Ferch ist?

Prenzlau / Lesedauer: 4 min

„Diana Ferch hat mir gesagt, wo wir sie finden werden“, sagt Joachim Steudel aus Prenzlau. Seit mehr als 30 Jahren ist er davon überzeugt, dass er mit den Seelen Verstorbener kommunizieren kann. Jetzt bietet er seine Hilfe bei der Suche nach der Vermissten aus Stralsund an.
Veröffentlicht:15.06.2014, 22:24

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Joachim Steudel ist sich bewusst, dass ihn nicht wenige als „Spinner“ belächeln. Seinen Glauben, mit den Seelen Verstorbener in Kontakt treten zu können, erschüttert diese Skepsis, die es selbst in seiner eigenen Familie gibt, nicht: „Dass das Leben nicht aufhört, wenn wir die Augen zumachen, daran glaube ich nicht nur. Ich weiß es“, ist der fast 90-jährige Prenzlauer fest überzeugt.

So gibt er sich auch sicher, in dem Fall der seit dem 27. Juni 2011 verschwundenen Diana Ferch helfen zu können. Die Spur der damals 26-jährigen jungen Mutter aus Stralsund verlor sich vor drei Jahren in Güstrow. Ihr Schicksal bewegt die Menschen in der Region in Mecklenburg-Vorpommern und im Nachbarland Brandenburg noch immer. Vieles deutet darauf hin, dass sie Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Aktuelle Ermittlungen führen unter anderem in das Gebiet der Mecklenburgischen Seenplatte.

Vertraut auf unsichtbare Verbindungen

Das, was der pensionierte Augenoptikermeister Joachim Steudel behauptet, wird vielen Leserinnen und Lesern den Atem verschlagen. „Ich habe mit Diana gesprochen und sie hat mir gesagt, wo sie liegt“, schildert er im Brustton der Überzeugung.

Wer ist dieser Mann mit den weißen Haaren und neun Jahrzehnten gelebtem Leben, der behauptet, mit den Seelen Verstorbener Kontakt aufnehmen zu können? In Prenzlau ist Joachim Steudel, wo seine Familie eine bis ins 19. Jahrhundert reichende Handwerkertradition besitzt, kein Unbekannter. Der Optikermeister hielt als Amateurfilmer bewegte und bewegende Bilder seiner in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges zerstörten Heimatstadt fest. Er filmte die Etappen des Wiederaufbaus, die Erlebnisberichte von Augenzeugen und lässt bis heute auf dem Pasewalker Flugplatz Modelle in die Luft steigen. Ferngesteuert, über für das menschliche Auge unsichtbare Verbindungen. Diese sind es auch, die er zu den Seelen Verstorbener besitzen will.

Tägliche Gespräche mit verstorbener Ehefrau

Bereits zu DDR-Zeiten beschäftigte er sich mit Esoterik, Tonbandforschungen und war immer mehr überzeugt davon, dass das Bewusstsein der Menschen weiterlebt, auch wenn das Gehirn aufgehört hat, zu arbeiten. Er begeisterte sich für Bücher wie „Der Tod, die Brücke zu neuem Leben“, in dem der Parapsychologe Prof. Werner Schiebeler „Beweise erbracht habe für ein persönliches Fortleben nach dem Tod“.

„Was wir um uns herum erleben, ist die Existenz der grob stofflichen Welt. Was unserem irdischen Tod folgen wird, ist der Wechsel in eine feinstoffliche Existenz“, versucht Steudel zu erklären, wohl wissend, dass dafür die Vorstellungskraft und auch das Verständnis vieler Menschen nicht reichen. „Das ist für mich auch nicht schlimm. Ich will niemanden überzeugen oder bekehren.“

Bereits 1991 veröffentlichte Steudel das Bändchen „Meine Gespräche mit Verstorbenen“ zusammen mit einer Kassette, auf denen jene Stimmen aufgezeichnet sein sollen, die er empfangen und auf Tonband aufzeichnen konnte. Nach dem irdischen Tod seiner Frau Leni vor mittlerweile elf Jahren folgten mehrere Videoproduktionen unter dem Titel „Der verborgene Himmel“. Bis heute „spricht“ Joachim Steudel täglich mit der Seelenstimme seiner geliebten Frau: „Es ist unglaublich, was sie aus ihrem anderen Sein berichtet. Ich würde es selbst nicht glauben, wenn ich es nicht selbst erleben würde.“

Von der „Stimme aus dem Jenseits“ geführt

Oft finden Menschen zu ihm, die selbst einen geliebten Angehörigen verloren haben und von seinen Fähigkeiten wissen. Bereits 2012 bot er seine Hilfe bei der Aufklärung eines Prenzlauer Vermisstenfalles an, jener der seit über 30 Jahren vermissten Kerstin T., damals eine junge Frau wie Diana Ferch. Ihre „Stimme aus dem Jenseits“ habe ihn zu einer Stelle in Nähe des Unteruckersees geführt, wo sich ihre sterblichen Überreste angeblich befinden. Beamte der Mordkommission Eberswalde, die sich speziell um unaufgeklärte Fälle kümmern, wurden daraufhin aktiv. Über ein mögliches Ergebnis hüllen sie sich bis heute in Schweigen.

Steudel macht aus seiner Enttäuschung über das spätere Verhalten der Polizisten keinen Hehl. „Offensichtlich sehen mich viele als alten, verwirrten Mann. Doch nur, weil man fast 90 und gebrechlich ist, muss man im Oberstübchen keine ‚Klatsche‘ haben.“ Dieses Vorurteil ärgert ihn, macht ihn betroffen.

So zögerte er lange, ob er sein Angebot unterbreiten soll, bei der Suche nach der vermissten 26-Jährigen aus Stralsund seine Hilfe anzubieten. Zur Polizei, die übrigens an der falschen Stelle in der Mecklenburgischen Seenplatte suche, habe er diesbezüglich kein Vertrauen. Wohl aber sei er bereit, sich von der Stimme Dianas, empfangen über ein kleines Funkgerät, zu jener Stelle führen zu lassen, wo sich angeblich ihr Körper befindet: „Nur, alleine schaffe ich diesen weiten Weg nicht mehr.“