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Serien: Bin im Garten

Und Unkraut wird nicht gezählt

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Ohne Garten kann sich Roland Ernst sein Leben nicht mehr vorstellen. Bei der Arbeit an der frischen Luft kann er abschalten und entspannen. Außerdem liefert ihm sein Tun schmackhafte Früchte.
Veröffentlicht:17.07.2014, 15:28

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„Kosten Sie mal. Die schmeckt ganz anders als aus dem Supermarkt“, sagt Roland Ernst und reicht ein Stückchen Gurke zum Probieren. Stimmt: Die Gurke schmeckt vorzüglich und sie ruft auch noch Kindheitserinnerungen wach. Der Geschmack des Gemüses sei aber nur ein Grund, warum er einen Kleingarten habe. „Für mich ist der Garten ein Ausgleich zum Alltagsstress. Hier kann ich mich erholen“, betont der 50-Jährige, der vor 17 Jahren mit seiner Frau Martina den Garten im Kleingartenverein Datzeberg Südosthang II e. V. übernommen hat.

Auf der Anhöhe zum Datzeberg gefällt es Familie Ernst. Nicht nur wegen des wunderschönen Blicks auf Neubrandenburg, sondern weil die Anlage sehr klein ist. „Wir sind eine Sparte mit nur 29 Gärten – und alle sind belegt“, betont Roland Ernst. Er ist der Vorsitzende des Vereins, der erst kurz vor der Wende gegründet wurde. Der Neubrandenburger freut sich immer wieder über das gute Miteinander der Gartenfreunde im Alter zwischen 20 und 84 Jahren. „Hier kennt jeder jeden und übern Gartenzaun werden nicht nur Gartenprobleme beredet“, erzählt er. Man helfe sich gegenseitig und es wird auch gern zusammen gefeiert. Ein gemeinsames Sommerfest und ein Herbstfeuer, mit dem das Gartenjahr ausklingt, stehen jedes Jahr auf dem Plan.

Viel Platz zum Relaxen

Ihren 400 Quadratmeter großen Garten haben Roland und Martina Ernst nach eigenen Vorstellungen angelegt. Obst und Gemüse müssen laut Satzung auf einem Viertel der Gartenfläche angebaut werden. „Das ist nicht zu viel“, betont der Hobbygärtner. Er probiere selbst gern einmal etwas Neues aus. In diesem Jahr sind es eine rotschalige Kartoffelsorte und eine stachlige Litschi-Tomate.

Der Stolz von Roland Ernst ist das kleine Gewächshaus, in dem neben den schmackhaften Gurken Tomaten prächtig gedeihen. Auch Kräuter und Erdbeeren wachsen einträchtig nebeneinander. Genug Platz bleibt für Rasen und Sitzflächen. Neben der Laube sind gleich zwei Sitzecken entstanden – eine ist überdacht, daneben befindet sich ein kleiner Teich mit Goldfischen. „Hier habe ich schon manche Stunde gesessen und einfach mal die Seele baumeln lassen“, verrät der im Außendienst tätige Mann.

Junge Leute für Gartenarbeit begeistern

Für Tochter Elisa ist der Garten ein wahres Paradies. Hier dürfen ihre Zwergkaninchen im Freien rumlaufen, sie kann schaukeln, spielen, säen und von den Früchten naschen, wie es ihr gefällt. Die Zwölfjährige ist quasi im Garten aufgewachsen und hat viel von der Natur gelernt. Roland Ernst findet es wichtig, dass Kinder an die Gartenarbeit herangeführt werden. „Woher sollen sie wissen, wie eine Kartoffel von oben aussieht? Schulgartenunterricht, wie ich ihn aus meiner Kindheit kenne, gibt es ja nicht mehr.“

Er ist auch ein Verfechter, dass junge Leute im Gartenverein mitarbeiten. Gerade haben Studenten eine leer stehende Parzelle übernommen. „Klar gibt es ein paar Regeln, aber jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen“, bringt es der Vereinsvorsitzende auf den Punkt. „Und Unkraut wird im Garten nicht gezählt, das darf schon mal stehen bleiben“, fügt er lachend hinzu.