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Über 20 Krankentage

Hoher Krankenstand in der Landesverwaltung nimmt weiter zu

Potsdam / Lesedauer: 3 min

Personaleinsparungen und Arbeitsverdichtungen gehören seit Jahren zum Alltag in vielen Landesbehörden. Durch die Sparpolitik sind die Verwaltungen völlig überaltert. Das hat Folgen.
Veröffentlicht:05.12.2017, 09:20
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Im Landesdienst Brandenburgs hat der ohnehin überdurchschnittlich hohe Krankenstand weiter zugenommen. Im vergangenen Jahr entfielen auf jeden Beschäftigten allein in den Ministerien im Schnitt 25,2 Krankentage – rund 3,5 Prozent mehr als vor vier Jahren. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der CDU-Fraktion hervor. Als Ursache dafür gelten vor allem steigende Arbeitsbelastungen und Überalterung.

Die gesetzlichen Krankenkassen verzeichneten bei ihren Mitgliedern deutlich geringere Zahlen. Bei der Barmer waren es im Vorjahr 21,3 Tage, bei der AOK 21,1 Tage und bei der Techniker Krankenkasse 19,1 Tage. Im Bundesdurchschnitt war ein Arbeitnehmer 17,7 Tage krankgeschrieben.

Altersdurchschnitt in der Landesverwaltung bei 50,8 Jahren

Nach den Angaben des Innenministeriums schwankten die Zahlen über die Krankenstände zwischen den Ressorts und Behörden zum Teil erheblich. Weit an der Spitze liegen die Justizvollzugsanstalten mit 55 Ausfalltagen, acht mehr als 2012. Trotz des Projekts „Gesundheitsmanagement für die Vollzugsbediensteten” stieg die Zahl der Ausfalltage binnen Jahresfrist zuletzt um fünf Tage. Starke Ausfälle gibt es nach wie vor bei Polizei, bei Beamten und Tarifbeschäftigten an Gerichten und in der Finanzverwaltung.

Eine Ursache des hohen Krankenstands dürfte auch in der Überalterung der märkischen Landesverwaltung liegen. Wie aus der Antwort des Finanzministeriums auf eine weitere CDU-Anfrage hervorgeht, hat der hohe Altersdurchschnitt in der unmittelbaren Landesverwaltung von Oktober 2013 bis Oktober 2017 abermals von 50,2 auf 50,8 Jahre weiter zugenommen.

Nur in den Ministerien für Justiz und Bildung gingen die Zahlen leicht zurück – durch neue junge Lehrer und Polizeianwärter. Während auch bis 2020 mehr Pädagogen und Polizeibeamte eingestellt werden, sollen in anderen Ressorts weiter hunderte Stellen dem Rotstift zum Opfer fallen.

CDU fordert „Strategiewechsel” im Umgang mit Landesbediensteten

Dagegen wehrt sich die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die mit der Landesregierung bereits seit 2014 verhandelt. „Einen ersten Schritt gibt es jetzt bei der Entfristung von Stellen”, sagt Verdi-Sekretärin Katja Boll. Ab dem Haushalt 2019/20 sollen ein Drittel der befristeten Stellen in unbefristete umgewandelt werden. Ein „Tropfen auf den heißen Stein” sei die Zusage des Finanzministeriums für einen Betrag von 50 Euro pro Mitarbeiter und Jahr für gesundheitsfördernde Maßnahmen – ab 2019.

Noch keine Annäherung gibt es Boll zufolge bei der Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen für ältere Mitarbeiter und Wiederbesetzung aller freiwerdenden Stellen. „Bei der Personalbedarfsplanung muss es ein Umdenken geben, keine Stelle darf künftig wegfallen, nur um Gelder einzusparen.”

Die oppositionelle CDU setzt sich für einen „Strategiewechsel” im Umgang mit den Landesbediensteten ein und fordert ein Ende der „Stellenstreichungsorgie” wie es ihr Haushaltsexperte Steeven Bretz formuliert. Gerade bei den „Kernbereichen der Verwaltung” dürfe nicht der Eindruck entstehen, der Staat komme seinen Aufgaben nicht nach. „Eigentlich benötigten wir eine zeitweilige Überbesetzung, damit die älteren Mitarbeiter ihr Wissen weitergeben und die Jüngeren sich einarbeiten können.”

Zwar stößt das angekündigte Gesundheitsmanagement ab 2019 auch bei Bretz auf Zustimmung, die Wirkung aber sieht es skeptisch. „Es bleibt aber abzuwarten, ob die starke Demotivation und die schlechten Arbeitsbedingungen damit gelöst werden können.”