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Es geht um die Glaubwürdigkeit

Geschäftspartner beschreibt Opfer des Maskenmannes als Helden

Frankfurt (Oder) / Lesedauer: 3 min

Die Aussagen eines Entführungsopfers über seine Selbstbefreiung werden angezweifelt. Jetzt sprang dem Unternehmer ein Geschäftspartner bei.
Veröffentlicht:08.09.2014, 19:49
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Die mutmaßliche Entführung des Berliner Unternehmers Stefan T. im Oktober 2012 war am Montag erneut Gegenstand des Verfahrens um den sogenannten Maskenmann vor dem Frankfurter Landgericht. Dem Angeklagten Mario K. werden neben der Entführung auch zwei Überfälle auf eine Millionärsfamilie in Bad Saarow im Jahr 2011 vorgeworfen. Als Zeuge gehört wurde der Geschäftspartner von Stefan T., Reinhard B. Und bei dessen Schilderungen wurde schnell klar: Beide sind aus dem gleichen Holz geschnitzt – Geschäftsleute im klassischen Sinne.

„Stefan T ist ein durch und durch anständiger Mensch, ehrlich, freundlich, verlässlich – mit einer herzlich-warmen Art“, beschrieb der Zeuge das mutmaßliche Entführungsopfer in den höchsten Tönen und zur Überraschung mancher Prozessbeteiligter oder -beobachter. Denn vor Gericht war T. bei seiner Zeugenvernehmung weniger freundlich oder herzlich, eher großspurig, nahezu emotionslos und teilweise fast schon arrogant aufgetreten.

Doch B. war mit seiner Lobeshymne auf den 53 Jahre alten Geschäftspartner und Freund noch längst nicht fertig. Er habe noch nie jemanden kennengelernt, der so eine ausgeprägte Willensstärke und Durchsetzungsfähigkeit besitze, dazu ein großes Maß innerer Energie, führte er weiter aus.

Die einzige Schwäche des 53-Jährigen sei die Familie, aus der er seine Kraft schöpfe, meinte B. Das muss wohl auch der maskierte Täter gewusst haben, der den Unternehmer am 5. Oktober 2012 vor den Augen von Sohn und Ehefrau aus dem Wochenendhaus entführte. Doch dass sich T. 33 Stunden später selbst aus den Fängen seines Peinigers befreien konnte, daran gibt es für seinen Freund B. keinen Zweifel. „Er ist ja von Hause aus Analyst, ich kenne keinen besseren“, erklärte der Zeuge. Diese „Selbstbefreiung“ sei bemerkenswert und „einfach großartig“ gewesen. „Er hat die einzige Chance genutzt, die sich ihm bot.“

Er habe den Freund oft gewarnt, sein Vermögen offen zu präsentieren, vor allem im ländlich geprägten Storkow. „Der Täter der beiden Überfälle auf die Millionärsfamilie im benachbarten Bad Saarow war ja noch nicht gefasst.“ Wie der Zeuge erwähnte, legte T. sein Geld offenbar in wertvollen Oldtimern an, die wohl auch auf dem Wochenendgrundstück standen. Insofern verdächtigte T. laut dem Zeugen auch zwei Bekannte mit Geldproblemen, der Entführer zu sein.

„Wir haben darüber gesprochen, wer mit ihm noch eine Rechnung offen haben könnte.“ Nach der Entführung habe sich sein Freund T. verändert, so der Zeuge. „Seine herzliche Offenheit ist ein Stück weg. Er wirkt eher bedrückt und nachdenklich.“ Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.