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Bald durch Callcenter ersetzt?

Beratungsstellen droht das Aus

Potsdam / Lesedauer: 2 min

Bei Fragen zu Arztrechnungen oder Kassenleistungen können sich Patienten unabhängig und kostenlos beraten lassen. Das könnte sich allerdings bald ändern und ruft Kritik auf den Plan.
Veröffentlicht:30.08.2015, 17:10
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Brandenburgs Verbraucherschutzminister Helmuth Markov (Linke) hat vor dem Aus der Unabhängigen Patientenberatung gewarnt. Wenn diese künftig über ein Callcenter angeboten werde, drohe die Beratung nicht mehr die erforderliche Qualität zu haben, sagte er in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage. Zurzeit läuft ein bundesweites Ausschreibungsverfahren des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung, der die Beratung neu vergeben will. Ein Callcenter soll dies voraussichtlich ab 2016 übernehmen.

Derzeit gibt es bundesweit 21 Beratungsstellen, darunter ein Potsdamer Büro. Unabhängigkeit und Neutralität seien bei Nutzung eines Callcenters, das in der Vergangenheit für Krankenkassen und die Pharmaindustrie tätig war, aus Sicht der Landesregierung nicht gegeben, sagte er. Auch die Kompetenz stellte Markov in Frage: „Mitarbeiter von Callcentern sind inhaltlich meist breit aufgestellt. Es bestehen Zweifel, ob gesundheitsspezifische Fragestellungen umfassend beantwortet werden können“.

Rat zu juristischen Fragen oft gesucht

In der Potsdamer Beratungsstelle der Unabhängigen Patientenberatung haben laut Mitarbeiterin Andrea Fabris seit April 2014 bis Ende März 2015 rund 2200 Menschen Hilfe gesucht. „Über die Hälfte der Ratsuchenden kommt direkt ins Büro und möchte ein persönliches Gespräch“, berichtet die Juristin. Den Patienten geht es laut Fabris häufig um juristische Fragen zu Leistungen der Kassen oder um ihre Rechte, wie zum Beispiel das Recht auf Akteneinsicht bei einem Verdacht auf einen Behandlungsfehler. Auch zu IGEL-Leistungen und zur Rechtmäßigkeit von Arztrechnungen kämen häufig Fragen. Außerdem berate die Stelle zu psychosozialen Aspekten, etwa der Krankheits- und Lebensbewältigung in Notlagen.

Derzeit sind die Verbraucherzentralen und Landesverbände des Sozialverbands Deutschland Träger der Beratungsstellen. Bereits im Juli hatten Markov und Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) gefordert, die Beratung aufrecht zu erhalten. Brandenburg hat als Bundesland aber keine Mitwirkungsmöglichkeiten beim Vergabeverfahren. Kritik an den Callcenter-Plänen gab es bundesweit von Ärzten, Politikern und Verbänden.