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Sechs Wochen Urlaub?

Was Lehrer in den Ferien machen

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Jeden Morgen ausschlafen, Sommertage auf der Terrasse, einfach nicht am Arbeitsplatz erscheinen müssen. So entspannt ist das Leben als Pauker, wenn die Kinder unterrichtsfrei haben. Denkste, sagen die Pädagogen.
Veröffentlicht:23.07.2014, 18:32

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Lehrer haben vormittags recht und nachmittags frei. Ja, diesen Spruch kennt er schon. Aber lachen kann Michael Blanck darüber nicht. „Die Arbeit, die wir Lehrer außerhalb des Unterrichts leisten, ist für Außenstehende immer schwer einzuschätzen. Das gilt für die Nachmittage genauso wie für die Ferienzeit“, sagt der Pasewalker Lehrer, der auch Landesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung ist. „Wenn ich mal nachmittags im Garten hacke, sitze ich eben abends am Schreibtisch und kontrolliere Arbeiten, wenn alle anderen fernsehen.“

Er sieht die nicht ganz so voll gepackten Tage in den Ferien als eine Art Ausgleich für die sonst zu leistenden vielen Stunden in der Schule, bei Elterngesprächen oder am heimischen Schreibtisch. Aber sechs Wochen Sommerurlaub? Da schüttelt er den Kopf. „Ich habe 30 Tage Urlaub, wie viele andere auch. Die muss ich ganz normal beantragen und natürlich in der unterrichtsfreien Zeit nehmen.“

Das Schuljahr muss nachbereitet werden

Und es gebe für Lehrer durchaus einiges zu tun, wenn die Kinder schulfrei haben. „Viele Kollegen machen Fortbildungen mit. Das Schuljahr muss nachbereitet werden. Dazu gehört es, Material zu sortieren und zu archivieren“, erzählt Blanck. Außerdem müssten Technik überprüft und Bauarbeiten in den Schulen vorbereitet werden. „Es gibt auch Kollegen, die ihren Urlaub gern dazu nutzen, Orte für Klassenfahrten und Exkursionen zu erkunden.“ Die Aufgaben über den Sommer seien so vielschichtig wie sonst die Tätigkeiten am Nachmittag. Der Vorteil der Lehrer sei die variable Arbeitszeit. „Wir haben keine Stechuhr.“

Sechs Wochen Ferien? Da schüttelt auch Christina Wolff den Kopf. Die Lehrerin für Deutsch, evangelische Religion und Philosophie unterrichtet in Pasewalk und lebt in Prenzlau. In der Woche vor dem Schulanfang stünden schon wieder Konferenzen und Beratungen an, erklärt sie. „Jeder Lehrer beantragt ganz regulär Urlaub. Ansonsten: Ferienzeit ist selbstverständlich auch Fortbildungszeit. So gab es in der ersten Ferienwoche die Sommerakademie auf dem Gut und Schloss Ulrichshusen zum  Thema Lehrergesundheit.“ 

Kurzgeschichten über das Leben als Lehrerin

Lesen sei bei ihr Standard. In diesem Sommer stehe Leben und Werk von Uwe Johnson auf ihrer Prioritätenliste. „Aufgrund einer Kooperation mit der Universität Rostock gibt es dazu gerade viel Neues und Unterstützenswertes. Dort gedeiht nämlich ein Lesebuchprojekt, die  Zusammenarbeit gestaltet sich freudvoll und bereichernd“, schätzt sie ein. „Das Aufsaugen von Neuem, das Sammeln und das Aufbereiten von Materialien und Ideen begleiten mich ständig.“ Sie nutze die freie Zeit auch für das Archivieren und Abheften – „für Büroarbeit im besten Sinne“. Das erleichtere dann die tägliche Arbeit. Zudem schreibt Christina Wolff Kurzgeschichten über das Leben als Lehrerin, heiter bis tragisch. Erholung finde sie zu Hause in der Uckermark, „der Toskana des Nordens“. Studien-Fernreisen verlege sie eher in die zweiwöchigen Halbjahresferien. Inspiration und Entspannung sind für sie auf jeden Fall ein guter Mix im Lehrer-Sommer.

„Die Kollegen nutzen die Ferienzeit schon sehr intensiv, gerade für all die Dinge, die in der Unterrichtszeit einfach nicht zu schaffen sind“, sagt Detlef Klage aus Altentreptow. Der stellvertretende Landeschef der Lehrergewerkschaft GEW kennt das landläufige Bild vom Pauker, der immerzu Ferien hat. „Dagegen können wir wohl nicht viel anreden“, sagt er achselzuckend. „Wir müssen einfach unsere Arbeit so erledigen, dass die Eltern und Schüler wahrnehmen: Lehrer machen viel mehr als nur den Unterricht. Das prägt das Bild und nur so sorgen wir für Akzeptanz.“ Aber schwarze Schafe gebe es sicher auch bei den Lehrern.