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Spezialisten in Sachen Hygiene

Spannender Job als Schädlingsbekämpfer

Berlin / Lesedauer: 4 min

Kakerlaken in der Küche und Silberfische im Bad: Wer Probleme mit Ungeziefer hat, ruft den Schädlingsbekämpfer. Er rückt mit Chemikalien, Ködern und manchmal sogar Gasmaske an, um ihnen den Garaus zu machen. Ein spannender Job.
Veröffentlicht:28.03.2015, 00:01
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Schabe, Ratte oder Wanze: Eric Koch braucht nur ein paar Blicke. Dann weiß er anhand der Spur, mit welchem Ungeziefer er es zu tun hat. Wo viele Menschen in Panik geraten, bleibt der 25-Jährige gelassen. Er stellt die Ursache des Befalls fest und wählt ein geeignetes Gegenmittel aus, etwa eine Köderfalle oder ein chemisches Sprühmittel. Koch ist im dritten Lehrjahr zum Schädlingsbekämpfer.

Er ist nicht nur Spurensucher, sondern auch Hygieneexperte. Rund die Hälfte der Einsätze eines Schädlingsbekämpfers, früher Kammerjäger genannt, sind präventive Tätigkeiten. Er kontrolliert zum Beispiel Lebensmittelhersteller, Restaurants, Großküchen in Krankenhäusern und Hotels. Er überprüft Supermärkte und Flughäfen. Bei den restlichen Einsätzen bekämpft er Ungeziefer.

Die Kunden sind öffentliche Institutionen, Geschäfte, aber auch Privatpersonen. Die Kommunikation mit ihnen mache etwa 30 bis 40 Prozent der Arbeit aus, schätzt Mario Heising. Er ist Geschäftsführer von Kochs Ausbildungsbetrieb Schade in Berlin. Koch lernt, Kunden zu beraten und ihnen zu erklären, wie die Bekämpfungsmittel wirken. Außerdem gibt er Tipps, wie ein Befall verhindert werden kann. Schädlingsbekämpfer kümmern sich zum Beispiel darum, Menschen und Vorräte vor Ungeziefer zu schützen, das Krankheiten übertragen kann. Sie sorgen dafür, dass sich Schaben nicht in den feuchten Ecken eines Restaurants verstecken oder sich Ratten über Mülleimer hermachen. Sie werden ebenfalls gerufen, wenn Gebäude von Käfern oder Pilzen befallen sind.

Der Arbeitstag von Koch beginnt morgens um 8 Uhr. Dann packt er das Material für die Aufträge an diesem Tag zusammen. Dazu zählen Ratten-Köder, Spritzmittel, Schabenfallen, Handschuhe, Gasmaske, Müllsäcke und eine Taschenlampe. Nacheinander fahren er und seine Kollegen die Aufträge ab, etwa 10 bis 20 am Tag. Manchmal kommt ein dringender Einsatz dazwischen – zum Beispiel wenn ein Wespennest neben einer Kita gefunden wird.

Koch kam nach einer Ausbildung zum Glas- und Gebäudereiniger zur Schädlingsbekämpfung. Er ist von der Arbeit fasziniert. Ihm macht es Spaß, viel unterwegs zu sein und Orte zu entdecken, die für Außenstehende nicht zugänglich sind – wie zum Beispiel das Dach der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Außerdem gefällt es ihm, den Kunden zu helfen. „Die Leute mögen uns nicht, wenn wir kommen“, erzählt Heising. In Deutschland werde es oft als ein Zeichen von Unhygiene gewertet, wenn der Schädlingsbekämpfer gerufen wird. Ist die Ursache jedoch gefunden, „zaubern wir ein Lächeln herbei“, sagt Koch.

Wer Schädlingsbekämpfer werden möchte, sollte sich für Biologie und ökologische Zusammenhänge interessieren. Auch Chemie und Mathematik sind wichtig. Der Schädlingsbekämpfer muss wissen, wie die Gifte wirken und das richtige Mischverhältnis von Wasser und Konzentrat berechnen. Außerdem sollte er Spaß an der Kommunikation mit den Kunden haben und einfühlsam sein.

Die Ausbildung zum Schädlingsbekämpfer, die es in Deutschland erst seit zehn Jahren als Erstausbildung gibt, dauert drei Jahre. Jugendliche lernen im Betrieb und blockweise in der Berufsschule. Auszubildende brauchen mindestens einen Hauptschulabschluss. Mit Abitur können sie die Ausbildung auf zwei Jahre verkürzen. Bundesweit gibt es nur zwei Schulen, die angehende Schädlingsbekämpfer ausbilden: in Berlin und in Gelsenkirchen.

Der Beruf ist bei Jugendlichen nicht beliebt

2012 haben nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB)
27 Jugendliche die Lehre zum Schädlingsbekämpfer begonnen. Aktuellere Zahlen gibt es nicht. Etwa 20 bis 25 Schüler starten jedes Jahr in Gelsenkirchen und zwei bis vier in Berlin. Auf dem Stundenplan stehen etwa Spritz- und Sprühverfahren oder Gesundheitsschutz.

Die Ausbildungsvergütung ist nicht einheitlich geregelt. Die Bundesarbeitsagentur hält 500 bis 600 Euro im ersten Lehrjahr für realistisch. Das Festgehalt nach der Ausbildung sei Verhandlungssache und richte sich nach der Anzahl der Aufträge eines Betriebs, erklärt Koch. Ein Geselle erhält monatlich zwischen 1500 und 2000 Euro brutto. Es könne aber auch deutlich darunter liegen.

Der Arbeitsaufwand der Schädlingsbekämpfer lässt nicht nach, aber an qualifiziertem Nachwuchs fehlt es. Zwei Jahre lang hat Heising keine Anfrage von Jugendlichen mehr gehabt. Sechs Bewerber, die über das Arbeitsamt geschickt wurden, seien nicht mal zum Bewerbungsgespräch erschienen.